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Blog: Ich bin dann mal raus

Ein Blogbeitrag von Katja Schleicher

 

Agile Meeting- und Kommunikationsformate sind wie Wasser: Sie finden immer einen Weg. Weil sie sich da entwickeln, wo sie gebraucht und auch wirklich genutzt werden. Statt nur auf Papier, in Outlook-Einladungen oder Statuten zu verkümmern. Nach Monaten der hellen ZoomTeamsWebex-Bildschirme und „Du bist noch auf mute“-Sätzen hat wie von selbst ein eigentliche uraltes Format sein Comeback gefeiert: der Walking-Call. Total analog. Mit Outdoor-Faktor.

War es anfangs noch leicht verwunderlich, beim täglichen Lockdown-Spaziergang im Wald und auf der Heide vor sich hinsprechenden und gestikulierenden Mitspaziergängern zu begegnen, grüßt man einander inzwischen wissend: „Ah, Du auch im wöchentlichen Update-Call?“

Coaches werden wissend nicken, nutzen sie doch dieses Live-Nebeneinander-Gehen schon länger als wirkungsvolle Intervention, um Klienten zu unterstützen – quasi Seite an Seite mit dem Kunden. Jetzt ruft das virtuelle und remote Arbeiten geradezu nach dem Telefon-Upgrade für dieses Format: Für das ganz normale tägliche oder wöchentliche Update-Gespräch zwischen Kollegen oder mit Kunden hat es nur Positives:

  • einfach zu realisieren
  • Konzentration auf den Gesprächspartner statt auf die Grafik auf Slide 72
  • weg vom Bildschirm
  • Frischluft und Bewegung für alle Beteiligten
  • realisieren, wie selten in Meetings Folien oder Unterlagen wirklich nötig sind

Worauf man achten sollte:

Zu Beginn des Gespräches wirklich gemeinsam loslaufen („Wir treffen uns in fünf Minuten draußen“) und die anderen daran teilhaben lassen, wo man genau ist, was man sieht und hört und welche Runde man plant („Ich nehm‘ Sie heute mit in den Park zu den Enten, die sich wahrscheinlich im Teich gerade das Pürzelchen abfrieren“). Das schafft Nähe und schult gleichzeitig die Beobachtung.

Die Zusammenfassung des Gesprächs kann man auch nach dem Spaziergang per E-Mail schreiben (und eventuell mit einem Foto von den Parkenten garnieren). In größeren Teams kann es auch jeweils einen Schreibtischtäter geben, der für dieses Mal drin bleibt und Protokoll führt. Reihum bestimmen, damit alle rauskommen.

Für die alles entscheidende Verhandlung oder den megawichtigen Pitch ist ein solcher Walking Call natürlich ungeeignet. Wohl aber für die gedankliche Vorbereitung davon. Das ist das Wunderbare an agiler Kommunikation: Es geht nicht um schnell oder langsam, analog oder virtuell: sondern darum, für jede Situation, jedes Gesprächsziel, das adäquate Kommunikationsmittel und den richtigen Kanal zu nutzen. Um auf neue Gedanken zu kommen und anderen Ideen Raum zu geben. Also raus mit uns! Headset eingestöpselt. Losgelaufen. Es gibt viel zu besprechen.

Hier ein Überblick zu weiteren agilen Kommunikations-Formaten

Discover: ohne Agenda zu einem neuen Thema auf Entdeckungsreise gehen, viele Fragen im Gepäck.

Dip: das klassische schnelle „Walk with me“-Format. Nie länger als zwei Minuten pro Thema, Überblick reicht, keine Vertiefung.

Destiny: „Alles oder nichts“, „Jetzt oder nie“-Meetings. Oft Pitches. Intensität und Entscheidungsmoment toppen Dauer.

Delivery: Sprints und andere „Quick updates”, mit denen der Status quo verdeutlicht werden kann. Zeitlich begrenzen, Tempo hochhalten, Diskussionen minimieren.

Design: zeit- und raumintensiv, abteilungsübergreifend, endet im besten Fall mit einer Idee für einen Prototyp.

Dance: reine Netzwerkzusammenkünfte, Menschen verbindend, ohne Agenda.

Deep Dive: zeitintensive Expertenmeetings ohne Zeitdruck, verschiedene Sichtweisen betrachtend.

 

Für mehr Informationen zu Trainings in agilen Kommunikationsformaten genügt eine Mail unter ks@interview-training.eu.

 

Über die Autorin

Die Autorin genießt die alltäglichen Dinge in beiden Sprachen. Das leicht liebevoll verquatschte Niederländisch, und das glatt sortierte,  rhythmische Deutsch. Zu ihren interkulturellen Kommunikationstrainings geht es hier: www.interview-training.eu