In dem Dokumentarfilm „Was Grenzen teilen“ beschäftigt sich Katinka Schlette mit der deutsch-niederländischen Grenze. Darin nimmt sie sich die Zeit, sorgfältig ausgewählte Geschichten spannender, geheimnisvoller und manchmal absurder Orte in der Grenzregion zwischen Kranenburg, Wyler, Groesbeek und Berg en Dal zu entdecken. Durch poetische und experimentelle Elemente sowie atmosphärische Klänge werden die Orte im Film fühlbar gemacht.
Katinka Schlette hat schon seit jeher eine ausgeprägte Faszination für Orte und Grenzen. Sobald sie einen Ort sieht, fragt sie sich, welche Geschichte er zu erzählen hat. Die Faszination für die deutsch-niederländische Grenze entstand u.a. dadurch, dass sie selbst hier aufgewachsen ist. Bereits in ihrer Kindheit hat sie die Grenze regelmäßig überquert. Doch erst im Rahmen ihres Studiums und mit etwas mehr Abstand von der Heimat habe sie erkannt, dass es nicht nur in weiter Ferne interessante Orte zu entdecken gibt, sondern auch direkt vor der Haustür.
Verschiedene Arten von Grenzen
Schon während ihres Studiums hat sich Katinka Schlette mit verschiedenen Grenzen befasst. Beispielsweise mit Grenzen im städtischen Raum von Berlin oder in Mexiko. In dem Dokumentarfilm „Was Grenzen teilen“ wird die geographische Grenze im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bei Kranenburg, Wyler, Groesbeek und Berg en Dal filmisch betrachtet. „Ich möchte im Film untersuchen, ob und wie die Grenze spürbar gemacht werden kann“, sagt sie.
„Denn es gibt Grenzen nicht nur in Form einer Linie auf einer Karte oder in Form von Zahlen. Es bestehen auch viele `unsichtbare´ Grenzen wie soziale Grenzen, die sich beispielsweisen in Vorurteilen oder anderen zwischenmenschlichen Dynamiken äußern. Grenzen sind jedoch nicht per se gut oder schlecht.“ Laut Katinka Schlette sind Grenzen sogar menschlich. Wir bräuchten sie, um zu leben. Wichtig sei jedoch die Art und Weise wie wir Menschen mit den Grenzen umgehen, denn es könne gefährlich werden, wenn wir Grenzen an bestimmten Orten sehr hart machen.
Entdeckungsreise
Mit ihrem Dokumentarfilm „Was Grenzen teilen“ möchte sie die Zuschauer mit auf ihre Entdeckungsreise nehmen. Im Film untersucht sie anhand verschiedener spannender, geheimnisvoller und manchmal absurder Orte in der deutsch-niederländischen Grenzlandschaft, ob und wie die Grenze spürbar zu machen ist. In dem alten Grenzhaus bei Groesbeek ist heute beispielsweise ein Reisebüro und das alte Zoll-Gebäude in Wyler dient seit einigen Jahren als Flüchtlingsheim. Alte Gebäude haben über die Jahre hinweg eine neue Funktion bekommen, die wie im Falle des Reisebüros oder des Flüchtlingsheim Kontraste darstellen können. Es scheint so, als gebe es keine Grenze mehr. Aber ist das wirklich so?
Auch wenn in diesem Dokumentarfilm speziell die deutsch-niederländische Grenze untersucht wird, richtet sich der Film nicht nur an Grenzgänger aus diesem Gebiet. „Für sie ist es eine schöne Möglichkeit, ihre Heimat auf eine neue Art zu erleben“, erklärt Schlette. „Aber auch für Menschen, die nicht direkt an einer Grenze wohnen, ist der Film interessant. Grenzen gibt es überall, nicht nur an den geografischen Rändern von Ländern. Viele der Themen, die in diesem Dokumentarfilm gezeigt werden, spielen auch bei diesen anderen Grenzen eine Rolle“.
Erzählperspektive Orte
Für ihren Film hat Schlette eine ungewöhnliche Erzählperspektive gewählt. Statt Personen lässt sie in ihrem Film die Orte und die Landschaft die Geschichte der Grenze erzählen. Mit einem experimentellen Ansatz im Film ist die finanzielle Seite jedoch nicht immer die leichteste.
Glücklicherweise hat „Go Short“, das International Short Film Festival Nijmegen, ein offenes Herz für experimentellere Filme und neue Ansätze. Dort erhielt Schlette die Möglichkeit, ihre Idee für den Dokumentarfilm „Was Grenzen teilen“ zu präsentieren. Dabei konnte sie die Jury überzeugen, sodass sie insgesamt 6.500 Euro vom Go Short und dem regionalen Fernsehsender Omroep Gelderland erhielt. Voraussetzung für diese finanziellen Mittel ist jedoch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne.
Crowdfunding-Kampagne
Mit der Crowdfunding-Kampagne auf Cinecrowd sollen innerhalb von 30 Tagen 2.500 Euro an Spenden eingenommen werden, damit der Film gedreht werden kann. Noch bis zum 29 September haben Spender die Möglichkeit, das Filmprojekt „Was Grenzen teilen“ von Katinka Schlette zu unterstützen.
Auf die Frage, warum Menschen dies machen sollten, hat sie auch gleich die passende Antwort: „Einen solchen Film gibt es noch nicht. Es wäre für alle eine Bereicherung, die deutsch-niederländische Grenzlandschaft filmisch zu untersuchen“. Außerdem möchte sie mit ihrem Film die Zuschauer nicht nur zum Nachdenken über die Grenze und ihre Bedeutung anregen, sondern auch aktiv mit ihnen ins Gespräch gehen. Deshalb plant sie, den Film nach seiner Premiere beim Go Short Filmfestival 2021 auch in verschiedenen kulturellen Einrichtungen auf beiden Seiten der Grenze zu zeigen und anschließend Diskussionsrunden zu veranstalten.
Über die Regisseurin
Katinka Schlette ist gebürtige Deutsche, wohnt aber bereits seit vielen Jahren in den Niederlanden. Da sie sich mit beiden Ländern sehr verbunden fühlt, findet sie es schwierig die Frage zu beantworten, wo sie herkommt. Geboren wurde sie zwar in Deutschland, ging jedoch in den Niederlanden zur Schule. An der Radboud Universität im niederländischen Nijmegen absolvierte sie sowohl ihren Bachelor im Studiengang „Cultural Anthropology and Development Studies“ als auch ihr Masterstudium in „Human Geography“. Anschließend absolvierte sie ein zweites Masterstudium in „Visual Anthropology“ (Dokumentarfilm) an der Universität Manchester.