Die Bedeutung eines Flughafens für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region war Thema beim „Jour Fix“ des Niederländisch-Deutschen Businessclubs in Kleve. Bei der von Gastgeberin José de Baan launig und zweisprachig moderierten Veranstaltung ging es jedoch nicht primär um den Flughafen Niederrhein in Weeze, dessen Geschäftsführer Ludger van Bebber als Gast zugegen war. Hauptredner des Abends war Roland Wondolleck (63), bis Januar 2016 langjähriger Geschäftsführer des Flughafens Rotterdam The Hague Airport. Der Sohn eines Deutschen und einer Niederländerin, der in Rotterdam aufwuchs, betrieb seit den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts mit großem Erfolg die Transformation des kommunalen Flughafens Rotterdam zum heute drittgrößten Airport der Niederlande.
Rotterdam The Hague Airport is Wondollecks Lebenswerk, heute ein blühendes Unternehmen mit einem großen Anteil geschäftlichen Verkehrs. Das war anders, als der studierte Jurist 1984 seinen Job als Manager für den kaufmännischen Bereich beim damaligen Flughafen Zestienhoven antrat. Da kämpfte der gerade ums nackte Überleben; der benachbarte internationale Großflughafen Schiphol ließ die politisch Verantwortlichen in der Hafenstadt mit einigem Recht zweifeln an der Daseinsberechtigung eines heruntergewirtschafteten Airports, der jedes Jahr 10 Millionen Gulden Miese machte.
Zehn Jahre später, als Wondolleck zum Geschäftsführer bestellt worden war, sprachen sich gerade Kommunalpolitiker und Bevölkerungsmehrheit für die Schließung aus. „Mein Ziel war es damals, zunächst einmal die Betriebsführung zu konsolidieren, die regionale Wirtschaft mit ins Boot zu bekommen, das Unternehmen zu privatisieren und einen potenten Investor zu überzeugen“, erzählte Wondolleck. „Das gelang schließlich mit der Schiphol Group, der Rotterdam The Hague Airport bis heute angehört.
„Wir mussten die Politik von unserer Existenzberechtigung überzeugen“, so Wondolleck. Und weil Rotterdam mit attraktiven Urlaubsdestinationen und wachsenden Passagierzahlen in diesem Segment damals ohnehin nicht punkten konnte, sei das Konzept eines Business-Airports als Alleinstellungsmerkmal entstanden; Zielgruppe sollte der Geschäftsverkehr sein: der Rotterdamer Flughafen als Dienstleister nicht nur für die in der Region reichlich vorhandenen multinationalen Unternehmen, sondern auch für Mittel- und Kleinbetriebe. „Letzter Schachzug war schließlich die Einbeziehung von Nachbarstadt und Regierungssitz Den Haag in das Konzept, das die wirtschaftliche Bedeutung eines Regionalflughafens für den Südwesten der Niederlande belegen konnte“, erzählte Wondolleck. Heute habe Rotterdam The Hague Airport mit einem Passagieraufkommen von jährlich gut 2 Millionen ein Auskommen neben dem großen Bruder in Amsterdam. „Ein eigener Flughafen stärkt die Region.“
Das Geschäftsmodell von Rotterdam The Hague Airport unterscheide sich zwar strukturell von dem des reinen Passagier-Airports in Weeze, erklärte in der anschließenden Diskussion Flughafenchef Ludger van Bebber. Grundsätzlich jedoch könne er Roland Wondolleck beipflichten, wenn der betone, dass jede Region schnelle Verbindungen benötige und daher von einem Regionalflughafen profitiere. „Die Flughäfen Rotterdam und Weeze sind wichtige Entwicklungssäulen für ihre Region“, sagte van Bebber, der übrigens von einer Zunahme des Flugverkehrs um 60-70% ausgeht bis zum Jahre 2030.