Ein erster Gang über die Grenze

Ein erster Gang über die Grenze
V.l.n.r.: Felix Wehnert, Maximilian Hippler und Gero Gerke vom Startup MIA map intelligence agency aus Aachen. Foto: MIA map intelligence agency

Eine euregionale Plattform, auf der sich Industrie, Wissenseinrichtungen und Behörden treffen, Wissen multiplizieren, Kontakte knüpfen und potenzielle Geschäftspartner kennenlernen: Das Business-Event Limburg Leads, das im Oktober in Maastricht stattfand, bot an zwei Tagen in Zusammenarbeit mit den Förderinstitutionen LRM (Belgien), LIOF (Niederlande), NRW.BANK (Deutschland) und weiteren Partnern Vorträge und Workshops zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Talente und Mobilität an.

Mittelpunkt des Startup-Bereichs war eine Pitching-Arena. 30 Startups aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland nutzten hier die Möglichkeit, ihre Geschäftsidee einem breiten Publikum vorzustellen. Unter ihnen die Firma MIA map intelligence agency aus Aachen, ein Unternehmen, das digitale Mobilitätslösungen entwickelt. Es wurde vor gut zwei Jahren von den Informatikern Gero Gerke, Felix Wehnert und Maximilian Hippler gegründet. „Kaum hatten wir unsere Firma aus der Taufe gehoben, kam Corona“, erinnern sich die Geschäftsführer Gerke und Wehnert im Gespräch mit AHA24x7. „Nach der endlos langen Zeit, wo immer nur am PC via Zoom oder Teams gepitcht werden konnte, kam Limburg Leads wie gerufen.“

 

AHA24x7: Herr Gerke, Herr Wehnert: Womit genau beschäftigt sich Ihr Unternehmen MIA map intelligence agency? Und welche Branchen kommen als Kundschaft in Frage?

Gero Gerke: Wir werten Mobilitätsdaten aus, das können zum Beispiel GPS-Daten für Autos, Scooter oder Busse sein, also im Grunde für alles, was sich bewegt. Dafür  entwickeln wir eine Software, die es Unternehmen und Städten erlaubt, Daten zu importieren und diese Daten von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten. Eine Stadtverwaltung ist beispielsweise daran interessiert, mit Hilfe unserer Mobilitätsdaten zu planen, wo es einen Radweg oder mehr Parkplätze braucht, wo sie eine Mobilitätstation bauen möchte. Das sind Fragestellungen, die sich mit diesen Daten beantworten lassen. Nur lassen sich diese Daten nicht einfach als Excel-Datei importieren und lesen, sondern dazu bedarf es eben bestimmter Tools.

Und solche Tools entwickeln wir, zum Beispiel für Unternehmen, die eine eigene Flotte unterhalten, oder für Sharing-Anbieter, wenn die über mehrere Standorte verfügen und Mobilitätsdaten nutzen möchten, um ihre Fahrzeuge sinnvoll auf die Standorte aufzuteilen. Oder etwa im Vorhinein erfahren möchten, wie man Fahrzeuge am besten aus dem Verkehr nimmt, wenn sie störanfällig sind und repariert werden müssen. So haben wir verschiedene Analyse-Module entwickelt, die für solche Datensätze freigeschaltet werden können. Wenn etwa ein Kunde einen Datensatz importiert hat, kann er beispielsweise eine Fahrtauswertung und eine Ampelanalyse anfordern. Und dann sind diese beiden Funktionen für ihn verfügbar.

AHA24x7: Welchen Eindruck hatten Sie von der Startup-Arena bei Limburg Leads?

Felix Wehnert: Eine coole Messe. Das Beeindruckende war die Zahl der Start-ups dort. Das war schon ziemlich groß aufgezogen, da waren die drei Förderbanken von deutscher, niederländischer und belgischer Seit vertreten, die dort ihre jeweiligen Schützlinge unter ihre Fittiche genommen haben. Es war schon cool zu sehen, welchen Impact man als deutsches Startup hat.

 

„Umso mehr war es für uns eine Ehre, bei Limburg Leads die deutschen Startups mit zu repräsentieren.“

 

AHA24x7: Gab es neben den Vorstellungsrunden Gelegenheit, potenzielle Geschäftspartner kennenzulernen?

Felix Wehnert: Definitiv, und genau das ist ja auch eingetreten. Wir hatten dort unseren kleinen Stand, an dem wir unser Produkt vorgestellt haben, konnten von diesem Stand aus ausschwirren und schauen, wer da noch so vertreten ist. Gerade für uns als Mobilitäts-Startup war das interessant, weil es dort eine eigene Mobilitätssektion gab. Und so haben wir den zweiten Tag fast ausschließlich damit verbracht, mit Leuten zu sprechen, die wie wir in der Mobilitätssparte unterwegs sind. Darunter waren etwa Radverleiher, aber auch ein privates Bahnunternehmen. Mit denen haben wir ein langes und interessantes Gespräch geführt mit dem Ergebnis, dass demnächst ein gemeinsames Firmenmeeting ansteht. Und diese Chance ist definitiv entstanden, weil wir dort auf der Messe präsent sein konnten. Wir hätten uns wohl kaum proaktiv bei dieser Firma gemeldet. Beide Parteien haben beim Gespräch auf der Limburg Leads gemerkt, dass es Sinn macht, sich noch mal intensiver zu unterhalten, zu überlegen, wo wir Unterstützung bieten können mit der Software, die wir gebaut haben. Summa Summarum war es äußerst fruchtbar, dort anwesend zu sein, herumzugehen und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

AHA24x7: Welche Rolle spielt die NRW.BANK bei Ihrer Firmenstrategie fürs Auslandsgeschäft?

Gero Gerke: Ohne Unterstützung der NRW.BANK hätten wir wohl nicht an dieser Messe teilgenommen; die Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen hatte im Vorfeld den Kontakt zur NRW.BANK hergestellt. Die zuständigen Mitarbeiter dort fanden unser Produkt und unser Unternehmen klasse. Umso mehr war es für uns eine Ehre, bei Limburg Leads die deutschen Startups mit zu repräsentieren. Auch die Vorstellungsrunde war cool, da hatte man als Teilnehmer seine 90 Sekunden, wo man am Mikro ohne formelle Firmenpräsentation nur mit seiner Stimme erklären durfte, was man macht. Und diese Chance hat Felix mit seinem Pitch ausgezeichnet genutzt.

 

„Es ist ja kein Geheimnis, dass die Niederländer zahlenmäßig weitaus mehr mit dem Fahrrad unterwegs sind als wir. Da sind die Niederländer, allein schon was die Masse anbelangt, sehr viel weiter als wir.“

 

AHA24x7: Passt Ihr Konzept zu möglichen Auftraggebern in den Niederlanden?

Gero Gerke: Auf jeden Fall. Wir haben ja auf der Messe mit einigen Unternehmen gesprochen, die ihr Interesse an unseren Lösungen bekundeten. Es gab dort eine große Mobilitätsarena, und, wie wir feststellen konnten, haben wir bei einigen Teilnehmern schon einen wunden Punkt getroffen. Da muss man jetzt schauen: Ist unser Angebot genau das, was die für ihr Problem suchen, oder können wir das anpassen. Es freut uns auf jeden Fall, dass unser Geschäftsmodell auch international auf Interesse stößt. Und dadurch, dass wir unseren Firmensitz in Aachen haben, sind wir ja auch nah dran an Belgien und den Niederlanden. Aus den Gesprächen auf der Messe ergaben sich Folgespräche, da werden wir sehen, was sich daraus ergibt. Um ein besseres Verständnis von den jeweiligen Märkten zu bekommen, hat sich Limburg Leads auf jeden Fall gelohnt. Dadurch haben wir erfahren, dass man dort weitersuchen kann, vielleicht auch mal den Kontakt zu niederländischen Städten sucht, nicht mehr ausschließlich auf den deutschen Markt fokussiert bleiben muss. Limburg Leads war für uns ein erster Gang über die Grenze, der uns auch bestehende Vorbehalte genommen hat.

Ein Beispiel: Es ist ja kein Geheimnis, dass die Niederländer zahlenmäßig weitaus mehr mit dem Fahrrad unterwegs sind als wir. Da sind die Niederländer, allein schon was die Masse anbelangt, sehr viel weiter als wir. Mit der entsprechenden Infrastruktur haben sie ja auch schon ein paar Probleme weniger, aber durch die schiere Anzahl möglicherweise wieder andere Probleme, also etwa einen größeren Bedarf an Daten, die verwendet werden können. All das machen die Niederlande zu einem potenziell interessanten Markt für unser Produkt.

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