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Eine lebendige Grenzregion

Erst durch gemeinsamen Austausch kann eine Grenzregion zusammenwachsen und ihr Potential nutzen. Deutsche und niederländische Grundschulen machen es vor.

Zusammen geht es einfacher – und zum Zuknöpfen der Kittel benötigt man keine Sprache. Foto: NHL Stenden

Die Gemeinden Haren (Ems), Rhede und Westerwolde (NL) sind seit 2018 in einer grenzübergreifenden Gemeindepartnerschaft verbunden. Diese Partnerschaft mit Leben zu füllen und dabei nahe an den Bürgern zu bleiben, ist eine bleibende Herausforderung. Über die Generationen muss eine natürliche grenzübergreifende Partnerschaft wachsen und die Angebote auf beiden Seiten der Grenze sollten von den Bewohnern und auch von ansässigen Betrieben genutzt werden. “Oft spielen Unsicherheiten und Unkenntnis eine große Rolle und verhindern in vielen Bereichen den natürlichen Umgang. Im anderen Land studieren? Auf der anderen Seite der Grenze eine Arbeitsstelle aufnehmen oder einen Facharzt suchen? Das scheint leider für viele Menschen noch keine Normalität zu sein”, sagt Caroline Wille (Wachstumsregion Ems-Achse), Projektleiterin des Projektes “PraktiTrans”.

Eine Grenzregion bietet vielfältige Möglichkeiten – zum Beispiel Potenziale für Unternehmen, Arbeitnehmer und eine Bereicherung des schulischen als auch alltäglichen Lebens, das bisweilen ungenutzt bleibt, weil es eben nicht in den natürlichen Wirkungskreis gehört.

“Kinder gehen mit diesen Herausforderungen anders um. Sie sind neugierig und haben weniger Berührungsängste. Die Schule und die Klassengemeinschaft bieten einen sicheren Rahmen, um sich auszuprobieren und einander kennenzulernen. Schulen bieten Möglichkeiten, die man im späteren beruflichen Alltag nicht mehr hat”, betont Wille.

In kleinen gemischten Gruppen bauten die Kinder die Einzelteile zusammen, die am Ende auf der Holzplatte zu einem Ritter zusammengefügt wurden. Foto: NHL Stenden

Hilfestellung beim Kontaktaufbau

So machten sich jetzt Kinder der Ansgarischule Haren und der Lodewick Grundschule aus Bourtange auf den Weg zur Kunstschule Koppelschleuse Meppen, um gemeinsam etwas über ihre Grenzregion zu erfahren und Kinder aus ihrer Partnergemeinde kennenzulernen. Zusammen bauten sie zwei lebensgroße Ritter, die sie anschließend mit in ihre Schulen nehmen durften. Das Projekt PraktiTrans, ein Projektbaustein des INTERREG-Projektes “Arbeitsmarkt Nord”, zeichnete sich für diesen Austausch verantwortlich. Caroline Wille sagt: „Unser breites Netzwerk an Unternehmen, Schulen und Institutionen in der Grenzregion ermöglichte den Austausch und die Begleitung über die Grenze hinweg. Wir begleiten grenzübergreifende Initiativen, mit dem Ziel aufzuklären, Hilfestellung beim Kontaktaufbau zu leisten und diese Kontakte in ein selbständiges Handeln zu begleiten.“

Begleitet wurde dieses Projekt von Lea Timmer (Projektleiterin “Frühe Nachbarsprache!”). Finanzielle Unterstützung gab es von der Bildungsregion Emsland und aus dem INTERREG V A-Programm Deutschland-Nederland.

Die Kinder fanden im gemeinsamen Austausch nach anfänglichem “Beschnuppern” schnell zueinander. „Kinder sind viel unbefangener in neuen Situationen. Dass die andere Gruppe eine andere Sprache spricht, war schnell vergessen. Mit Unterstützung von Händen und Füssen lässt sich eben auch kommunizieren“, so Lea Timmer. Beide Schulen möchten sich Briefe schicken, um zu zeigen, wo die beiden Ritter, mit den Namen Rudi van Lodewijk und Wiliam von Ansgari, nun ihren Platz gefunden haben.