Beim diesjährigen Wirtschaftsabend der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) hat der IHK-Präsident Wilhelm-A. Brüning für ein stärkeres Engagement im Breitbandausbau geworben. „So wie wir in allen Orten Ostfrieslands und in anderen ländlichen Regionen in den 1970er einen Telefonanschluss bekommen haben, so muss es jetzt mit dem schnellen Internet sein“, sagte er in seiner Eröffnungsrede und lobte gleichzeitig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Mehr als 200 Gäste waren zu der Veranstaltung in die Johannes a Lasco Bibliothek in Emden gekommen. Ein schnelles Internet sei zu einem wichtigen Standortfaktor für Unternehmen geworden. Beim Ehrengast des Abends, dem EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther H. Oettinger, warb Brüning daher für Weitsicht und Zukunftsfähigkeit im Breitbandausbau: Es sei die Frage, so Brüning, wie lange 50 Megabit als Standard noch reichen würden. „Eigentlich sind doch schon 100 Megabit das Maß der Dinge – selbst im Mobilfunkstandard LTE.“
Fortschritte auf der Bahnlinie Groningen-Bremen
Mit Blick auf die Infrastruktur in der Region lobte der IHK-Präsident die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Fortschritte beim Bahnprojekt „wunderline“, der Verbindung zwischen Groningen und Bremen. „Erfreulicherweise erwarten wir in den nächsten Tagen die finale Zusage der EU über einen Förderantrag nach der Connecting Europe Facility.“ Insgesamt werde ein Zuschuss in Höhe von rund 8 Millionen Euro erwartet.
Kritik musste sich EU-Kommissar Oettinger in Bezug auf die Fahrrinnenanpassung der Außenems anhören: „Hier kommen wir schlicht nicht umhin, ein gewisses Versagen europäischer Konventionen festzustellen“, so Brüning. Während in den Niederlanden die Anpassung genehmigt wurde, sei die Maßnahme „unter Argumentation diverser umweltrechtlicher Bedenken“ auf deutscher Seite „de facto zum Stillstand gekommen“. Brüning mahnte, dass mit der Anpassung der Fahrrinne auch in Deutschland ohne weitere Verzögerung begonnen werden müsse.
EU-Kommissar Günther H. Oettinger schloss sich den Forderungen des IHK-Präsidenten weitestgehend an: Auch er hob die Relevanz einer funktionierenden Infrastruktur hervor. So hätten wir – von Staus abgesehen – bereits ein funktionierendes paneuropäisches Straßen- und Schienennetz. Jeder Hof habe eine Straße, Wasser, Abwasser und Strom, ebenso wie einen Festnetzanschluss. „Was fehlt, ist die schnelle Verbindung im Mobilfunk und Internet.“ So ließen sich die europäischen Binnengrenzen nicht mehr an Schlagbäumen und Grenzkontrollen erkennen, sondern an den Funklöchern im Grenzgebiet. An die politischen Entscheidungsträger appellierte Oettinger daher augenzwinkernd: „Lieber Schlaglöcher als Funklöcher akzeptieren!“