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Ems Dollart Region: 40 Jahre grenzübergreifende Zusammenarbeit

„Hier vor Ort wird Europa gelebt“, betonte der EDR-Vorsitzende Bert Bouwmeester in einem Pressegespräch anlässlich des 40. Geburtstags der Ems Dollart Region in der EDR-Geschäftsstelle in Bad Nieuweschans.  „Mit 40 steht man mitten im Leben“, ergänzte sein Stellvertreter, der Leeraner Landrat Matthias Groote. „Früher lagen beide Regionen am Rande der jeweiligen Landesgrenze, jetzt liegen wir als gemeinsame Grenzregion mitten in Europa.“ Der demographische Wandel, Energie und die „Wunderline“ sind die Themen der Zukunft in der EDR, blickte Groote nach vorn.

Aus ihrer praktischen grenzübergreifenden Arbeit berichteten die beiden Medizinstudenten Pascalle Mossel und Jeroen van Schaik. Beide absolvieren zurzeit ein Praxisjahr in Oldenburg, das im Rahmen ihres niederländischen Studiums anerkannt wird. Schon seit 18 Jahren pflegt die Berufsbildende Schule 1 in Aurich mit Groningen grenzübergreifende Kontakte, legte Jörn Menne dar, Ansprechpartner für die kaufmännische Ausbildung in der Teilzeitberufsschule. Vier Wochen machen die angehenden Einzelhändler ein Praktikum in Groningen. Darauf werden sie mit sprachlichem und interkulturellem Training vorbereitet. Im Zuge des bilateralen Programms kommen auch niederländische Auszubildende zum Praktikum in die deutsche Grenzregion. Die Oberschule in Weener ist ebenfalls im regen Austausch mit Schulen im Nachbarland, organisiert für die Schüler Besuche in niederländischen Gastfamilien und bietet Niederländisch-Unterricht an, berichtete Sabrina Koetsier. Unternehmer Having Steenhuis aus Winschoten ist seit Jahren grenzübergreifend tätig. Die deutschen Kunden seien besonders treu, lobte er. Auf der Ebene der Unternehmer seien Absprachen auch schnell mal bei einer Tasse Kaffee geregelt. Hindernisse im grenzübergreifenden Handel treten eher seitens der Behörden auf.

Nationalistische Tendenzen vertragen sich nicht mit dem Auftrag der EDR, betonte Bouwmeester. Durch die konkrete grenzübergreifende Erfahrung und Zusammenarbeit könnte Vorurteilen entgegengewirkt werden, legte EDR-INTERREG Geschäftsführer Hermann Wessels dar. Alle, die im Rahmen des Pressegesprächs aus ihren Erfahrungen berichteten, fühlten sich bereichert durch den Austausch. Zurückweisungen, wie sie der niederländische Unternehmer auf deutscher Seite erlebte, sind selten geworden. Auch die in Deutschland geplante Einführung der Pkw-Maut sei „nicht förderlich für den europäischen Binnenmarkt“, sagte Groote.

Das vierzigste Jahr der EDR soll dazu genutzt werden, zusammen mit den lokalen, regionalen und nationalen Partnern unter dem Motto „Netzwerk mit Zukunft“ die Herausforderungen und Chancen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zu diskutieren, sagte EDR-Geschäftsführer Karel Groen, der bei dieser Gelegenheit auch das neue Logo der EDR präsentierte. Am 7. Juni wird eine große Veranstaltung unter der Überschrift „40 Jahre grenzübergreifende Zusammenarbeit – Netzwerk mit Zukunft“ stattfinden. Daran werden sich die EDR-Mitglieder, die nordniederländischen Provinzen, das Land Niedersachsen sowie viele Organisationen und Vereine beteiligen. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und die niederländischen Kommissare des Königs werden dort ihre Sicht auf die künftige Kooperation vorstellen. Zu Wort kommen werden aber auch jene, die in der täglichen Praxis grenzübergreifende Aktivitäten ausführen und Erfahrungen gesammelt haben: Sportvereine, Schulen, Auszubildende, Studenten und Praktikanten, die über ihre Erfahrungen im Nachbarland aus der Praxis berichten können. Der Zeitpunkt der Veranstaltung liegt günstig, da auf europäischer Ebene gerade die Debatte über die künftige Ausrichtung der EU-Strukturpolitik nach 2020 beginnt. Insofern können die Teilnehmer die Gelegenheit nutzen, sich in aktuellen Projekten auszutauschen, neue Netzwerke und Kontakte zu knüpfen sowie ihre Wünsche und Anregungen gegenüber den lokalen, regionalen, nationalen und europäischen politischen Vertretern in Bezug auf künftige Projekte zu äußern.