Der INTERREG-Lenkungsausschuss für das Gebiet der Euregio Rhein-Waal hat in seiner Oktobersitzung die ersten grenzüberschreitenden Projekte der neuen Förderperiode 2014-2020 genehmigt. Durch die drei neuen Vorhaben fließen in den kommenden Jahren rund 6,2 Millionen Euro in den Arbeitsmarkt, die Bildung und Kultur der deutsch-niederländischen Grenzregion. Die Hälfte der Mittel stellt die Europäische Union aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung.
Fast 5,5 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren im Rahmen der Projekte „Die Lernende Euregio macht es!“ und „Grenzen Bewegen“ in den Bereichen Arbeitsmarkt und Bildung investiert. Das Netzwerk der Lernenden Euregio, bestehend aus Lead Partner ROC Nijmegen, sowie neun weiteren ROCs und 34 Berufskollegs, setzt seine erfolgreiche Arbeit im Rahmen des Projektes „Die Lernende Euregio macht es!“ fort. Das Projekt hat eine Stärkung des euregionalen Arbeitsmarktes zum Ziel. Jugendliche sollen dazu befähigt werden, sich auf dem Arbeitsmarkt beiderseits der Grenze orientieren zu können. Jugendliche machen dazu Pflichtpraktika im Nachbarland und lernen in der Schule die Nachbarsprache und werden auch in Themen wie Arbeitskultur und Bewerbungen im Nachbarland unterrichtet.
Des Weiteren setzen die Partner auf eine bessere Informationspolitik bezüglich der Vergleichbarkeit von Ausbildungen und Abschlüssen auf der jeweils anderen Seite der Grenze, damit es für Betriebe und Institutionen leichter ist, geeignete Kandidaten aus dem Nachbarland einzustellen. Ein weiteres Ziel ist die gesellschaftliche Teilhabe. Jugendliche mit einer Einschränkung oder einer Behinderung werden motiviert, eine Ausbildungsstelle anzunehmen oder eine Beschäftigung zu suchen. Alle Maßnahmen zielen schließlich auf eine Stärkung der euregionalen Wirtschaft.
Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung aussichtsreicher Wirtschaftsbranchen, die unter den Begriffen regionale Topsectoren auf niederländischer Seite und Exzellenz-Cluster NRW auf deutscher Seite firmieren. Die Berufskollegs und ROCs versorgen gemeinsam mit ungefähr 10.000 Lehrkräften die berufliche Ausbildung auf Sekundarniveau für ca. 180.000 Auszubildende.
Chancen für längerfristige, schwer vermittelbare Arbeitslose
Im Rahmen des Projektes „Grenzen Bewegen“ entwickeln Lead Partner Theodor-Brauer-Haus und der Kreis Kleve, die niederländische Gemeinde Overbetuwe und RSD Regionale Sociale Dienst de Liemers ein Qualifizierungsprogramm für langzeitarbeitslose Menschen. Die Situation im euregionalen Arbeitsmarkt ist aktuell u.a. geprägt von einem Sockel an längerfristig Arbeitssuchenden. Im engeren Einzugsgebiet des Projektes (Kreis Kleve und Arbeidsmarktregio Midden-Gelderland) sind ca. 34.000 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Der Kreis Kleve und seine 16 Kommunen sind für insgesamt 6.500 langzeitarbeitslose Menschen zuständig. Die Gemeinde Overbetuwe und der RSD de Liemers betreuen 4.000 Menschen. Im Rahmen des Projektes wird die Zielgruppe (längerfristige, schwer vermittelbare Arbeitslose) mit Hilfe eines mehrwöchigen Qualifizierungsprogramms mit einem auf die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Teilnehmenden abgestimmten Angebotsmix für den Arbeitsmarkt im jeweiligen Nachbarland sensibilisiert. Auf diese Weise kann die vorhandene Hemmschwelle vor dem „Unbekannten“ jenseits der Grenze gesenkt oder idealerweise ganz abgebaut werden. Für eine erfolgreiche Vermittlung werden potentielle Arbeitgeber und Personaldienstleister in das Qualifizierungsprogramm einbezogen.
Kunst und Kultur
Der INTERREG-Lenkungsausschuss gab zudem grünes Licht für das Projekt plug|in. Unter dem Namen plug|in bringen die Stadt Hamminkeln als Lead Partner und die Derik-Baegert-Gesellschaft e.V., ArtEZ, Westfälischer Kunstverein Münster, Museum Kurhaus Kleve, KIT, TETEM, Museum Arnhem und Museum Het Valkhof grenzüberschreitend Künstler, Kuratoren, Ausstellungsinstitute und Unternehmer in einem Kunst-Kreativ-Ökonomie-Cluster zusammen. Ziel dieses Netzwerkes ist es, Künstlern, Museen und Unternehmern eine breitere Plattform zu verschaffen. Kulturinteressierte Bürger und Stadtbesucher erhalten gleichzeitig die Möglichkeit auch außerhalb der Museen auf die Arbeiten deutscher und niederländischer Künstler zu treffen und die eigene Faszination für den kreativen Sektor zu entdecken.
INTERREG-Förderung
Die drei Projekte erhalten im Rahmen des INTERREG-Programms ‚Deutschland-Nederland’ zusammen rund 3,1 Millionen Euro an EFRE-Mitteln. Neben der Europäischen Union beteiligen sich auch die nationalen INTERREG-Partner (die Wirtschaftsministerien der Niederlande und des Landes Nordrhein-Westfalen, die Provinzen Gelderland Noord-Brabant und Limburg) und die regionalen Projektträger an der Finanzierung der Vorhaben.