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Fachkräfte in der Grenzregion halten

Wie können Fachkräfte in der Region gehalten werden und wandern nicht in die Großstädte ab? Das ist eine der drängenden Fragen, mit der die Unternehmen auch in der Ems-Dollart-Region konfrontiert werden. Niederländische und deutsche Partner im Bereich der Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie wollen mit dem Projekt „Biotech Talent Unlocked“ die passende Antwort darauf geben. Insbesondere in diesem Sektor gestaltet sich die Fachkräftegewinnung bisher schwierig. Das Projekt wurde jetzt in der Sitzung des Regionalen Interreg-Lenkungsausschusses der Ems Dollart Region (EDR) in Lingen genehmigt.

Im Fokus steht die intensive Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen in der Region, um die Projektziele zu erreichen. Denn ohne fehlende Nachwuchskräfte seien Bestrebungen wie die weitere Steigerung Innovationskapazität sowie die Transformation zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft gefährdet, betonen die Projektpartner. Federführender Partner (Lead Partner) des Projektes ist „BIO Cooperative“, eine Organisation aus Groningen. Sie vertritt die Interessen der Bioökonomie und der nordniederländischen KMU aus diesem Sektor.

Ihr zur Seite stehen zehn weitere Partner, darunter unter anderem das 3N Kompetenzzentrum aus dem emsländischen Werlte sowie Bildungseinrichtungen wie die Hochschule Emden/Leer, die Rijksuniversiteit Groningen (RUG), die Hanzehogeschool Groningen und NHL Stenden Leeuwarden. Das Projekt soll die Wirtschaft in der Region noch stärker mit den Bildungseinrichtungen vernetzen.

Es sollen Bildungsmodule entwickelt werden, die darauf abzielen, Fachkräfte für die Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie in der nördlichen Grenzregion zu gewinnen. Die grenzübergreifenden Bildungsaktivitäten sollen nach Vorstellung der Partner „nahtlos an den Arbeitsmarkt“ anschließen.
Durch diese Maßnahmen sollen die Talente in der Region gehalten werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Ems-Dollart-Region nachhaltig zu sichern und auszubauen.

Hindernisse abbauen

Cor Kamminga, Vorsitzender von „BIO Cooperative“ betont: „Es gibt viele Arbeitsplätze in der Kreislaufwirtschaft und der biobasierten Wirtschaft unserer Region. Die Talente wissen jedoch nicht, wie sie die Unternehmen finden können. Dies ist zum Teil auf den Wettbewerb mit anderen Regionen wie der niederländischen Wirtschaftsregion Randstad zurückzuführen, zum Teil ist es aber auch ein Problem der Sichtbarkeit. Mit diesem Projekt wollen wir dafür sorgen, dass deutsche und niederländische Nachwuchskräfte wissen, welche Karrieremöglichkeiten ihnen hier in der Region offen stehen. Wir wollen auch Hindernisse abbauen, indem wir die Ausbildung direkt mit den Arbeitsplätzen verknüpfen, welche die Unternehmen in dieser Region zu bieten haben. Die von den jungen Menschen erworbenen Bildungsabschlüsse werden es ihnen leicht machen, auch auf der anderen Seite der Grenze zu arbeiten.“

Ein Nebeneffekt: Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen sowie Bildungseinrichtungen lernen sich niederländischen und deutschen Studierende durch gemeinsame Bildungsmodule und -aufträge besser kennen. Wie frühere Initiativen gezeigt haben, sinkt dadurch die Hemmschwelle, später im Berufsleben auch Stellen in Unternehmen auf der anderen Seite der Grenze anzunehmen.

Dazu gehört auch der Aufbau eines „grenzübergreifenden Talentnetzwerks“, das mit dem Veranstalten einer jährlichen internationalen Projektwoche mit dem Namen „Biotech-Talent-Tage“ einhergeht. Das Gesamtinvestitionsvolumen des Projektes beträgt etwa 775.000 Euro. Dafür werden 391.000 Euro EU-Mittel aus dem neuen Interreg VI-Programm Deutschland-Nederland zur Verfügung gestellt.

„Signalwirkung für andere Wirtschaftssektoren und Bildungseinrichtungen“

„Wir sehen in diesem Projekt auch eine Signalwirkung für andere Wirtschaftssektoren und Bildungseinrichtungen hinsichtlich der grenzübergreifenden Gewinnung von Fachkräften“, sagt Ilona Heijen, Geschäftsführerin Interreg/EDR. Neben der Abstimmung über den Projektantrag zu „Biotech Talent Unlocked“ stand im Interreg-Lenkungsausschuss auch die Vorstellung weitere Projektideen für das neue Interreg VI-Programm auf der Tagesordnung. Zwei Projekte aus dem Gesundheitsbereich wurden erörtert. „Hier sind die Planungen ebenfalls auf einem guten Weg und wir hoffen, schon bald über eine Genehmigung beraten zu können“, so Ilona Heijen.

Zum Auftakt der Gremiumssitzung hatte Dr. Diederich Bakker von der Hanzehogeschool Groningen in einer Präsentation auf das erfolgreiche Interreg V A-Projekt „Startup in der Ems-Dollart-Region“ zurückgeblickt, das im Jahr 2019 vom Lenkungsausschuss genehmigt wurde und im Sommer dieses Jahres endete.