Festival statt Streichquartett

Festival statt Streichquartett
Die Ministerpräsidenten gießen Wasser aus beiden Ländern in den Tisch, um die Verbindung zwischen Deutschland und der Niederlande zu verdeutlichen. Foto: Land NRW, Mark Hermenau

Am 5. Mai 1945 wurde die Niederlande von den Alliierten befreit. Damit endete die Schreckensherrschaft von Nazi-Deutschland im Nachbarland. Seitdem ist der 5. Mai der Befreiungstag, an dem in den ganzen Niederlanden Gedenkveranstaltungen und Festivals stattfinden. Das größte war in diesem Jahr in Zwolle. Zu Gast: unter anderem Ministerpräsident Mark Rutte und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Als erster Ministerpräsident überhaupt reiste Hendrik Wüst (CDU) am vergangenen Freitag in die Provinz Overijssel, um dort an den Feierlichkeiten des größten „Bevrijdingsfestivals“ der Niederlande teilzunehmen. Wüst bezeichnete die Einladung als „großes Geschenk und ein starkes Symbol“. Auch der niederländische Ministerpräsident, der seinen Kollegen über das Festivalgelände begleitete, wusste von der Besonderheit dieses symbolischen Treffens. „Es unterstreicht die Freundschaft und Verbundenheit“.
Zunächst entzündete Hendrik Wüst, gemeinsam mit dem Kommissar des Königs der Provinz Overijssel, ein Freiheitsfeuer. Dieses wird in den kommenden Tagen von einer Läuferstaffel in viele niederländische Städte getragen, ehe es – ebenfalls eine Premiere – am 15. Mai in Münster eintrifft. Dort finden die Feierlichkeiten anlässlich des 375. Jahrestages des Friedens von Münster statt.

Rutte und Wüst im Gespräch mit Studenten

Im Anschluss liefen Mark Rutte und Hendrik Wüst verschiedene Stationen auf dem Festivalgelände ab. Unter anderem nahmen sich die beiden Politiker Zeit für niederländische und deutsche Studierende. Mit ihnen unterhielten sie sich im „Welt-Pavillon“ über Themen wie die gemeinsame Erinnerungskultur oder das Leben und Arbeiten im Grenzgebiet. Dafür kamen Studenten von der Saxion Enschede und des Zentrums für Niederlande-Studien aus Münster zusammen. Geleitet von Moderatorin Gaetana Ferla und beobachtet von zahlreichen interessierten Besuchern sowie Fernsehkameras sprachen sie mit den Ministerpräsidenten über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Grenzregion.

Hendrik Wüst und Mark Rutte im Gespräch mit deutschen und niederländischen Studenten. Foto: Jakob Schmidt
Hendrik Wüst und Mark Rutte im Gespräch mit deutschen und niederländischen Studenten. Foto: Jakob Schmidt

Mark Rutte erzählte Anekdoten aus seiner Kindheit, als man am Grenzübergang zu Deutschland noch Wartezeit einplanen musste. In diesem Punkt wurde der Unterschied zu den jungen Studenten deutlich, für die die Grenze laut eigener Aussage nicht mehr spürbar ist. Hendrik Wüst betonte, dass man sich von der Gelassenheit des Feierns eines solchen Anlasses noch einiges bei den Niederländern abschauen könne: „So einen positiv schönen Gedenktag gibt es in Deutschland nicht. Wir haben eigentlich nur den 3. Oktober und dort gibt es höchstens ein Streichquartett.“ Im Anschluss gossen die beiden sichtlich entspannten Politiker Wasser aus der Ijssel und dem Aasee in Münster in den Tisch, der speziell dafür konzipiert wurde, die Verbindung zwischen den Nachbarländern symbolisch zu bekräftigen.

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