Die Turbulenzen am Bankenmarkt bleiben nicht ohne Folgen: Durch die nun noch restriktivere Kreditvergabe der Banken dürften mehr Unternehmen in Schwierigkeiten geraten als noch zu Jahresbeginn erwartet. Der weltweit führende Kreditversicherer Allianz Trade hat daher in seiner jüngsten Insolvenzstudie die Prognose angepasst. In den Niederlanden erwartet er einen Anstieg von 52 Prozent – in Deutschland sind es hingegen „nur“ 22 Prozent.
In Europa ist die Insolvenzdynamik mit einem erwarteten Zuwachs bei den Pleiten um rund 24 Prozent ausgeprägter als im weltweiten Durchschnitt – bei den globalen Insolvenzen rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg um 21 Prozent. Das liegt vor allem an den stark zunehmenden Insolvenzen in den Niederlanden (+52 Prozent), Frankreich (+41 Prozent), Irland (+30 Prozent) und Italien (+25 Prozent).
Auch die Zahlen der niederländischen Statistikbehörde CBS zeichnen ein sehr unruhiges Bild. Von Monat zu Monat gebe es ein ständiges Auf und Ab bei der Anzahl der Insolvenzen. Im März mussten nun 25 Prozent weniger Firmen ihren Betrieb einstellen als im Februar.
Deutschland steht gut da
In Deutschland sieht die Lage etwas besser aus: Allianz Trade erwartet in Deutschland für 2023 nun einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 22 Prozent (bisher 15 Prozent). Das sind rund 17.800 Fälle und damit etwa 800 mehr als ursprünglich erwartet – aber weiterhin fünf Prozent unter dem Niveau von vor der Pandemie.
„Eine Pleitewelle ist das weiterhin nicht, auch wenn ein zweistelliger Zuwachs zunächst den Anschein erweckt. Die Fallzahlen in Deutschland waren zuletzt jedoch auf historisch niedrigem Niveau“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Selbst Ende 2023 dürfte Deutschland das Niveau von vor der Pandemie noch nicht erreicht haben. Dies dürfte erst nach einer weiteren Zunahme der Insolvenzen um sechs Prozent im Jahr 2024 wieder leicht überschritten werden.“
Zwar haben sich die wirtschaftlichen Erwartungen zuletzt etwas aufgehellt. Die Allianz Trade-Experten gehen mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um -0,1 Prozent jedoch weiterhin von einer leichten Rezession für 2023 aus im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig haben sich aber die finanziellen Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert.