Mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zur Arbeit? Das sollte im Zweifelsfall nicht das Wetter vorgeben, sondern die staatliche Förderung. In den Niederlanden wird aber steuerlich kein Unterschied gemacht, ob man mit dem Auto oder dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Dies geht aus einer Studie der TU Delft hervor. Würde die Regierung ein fahrradfreundlicheres Steuerklima schaffen, heißt es in der Untersuchung, würden mehr Menschen das Auto stehen lassen und das Fahrrad nutzen. Das berichtet die Nachrichtenplattform nu.nl.
Fahrrad fahren attraktiver machen
Die Untersuchung zeigt, dass zum Beispiel 26 Prozent der Amsterdamer weniger als 7,5 Kilometer von ihrem Arbeitsplatz entfernt leben und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren könnten, sich in der Praxis jedoch für ein anderes Verkehrsmittel entscheiden. Das sind insgesamt 43.000 Menschen.
Kommunen täten laut dem Forscherteam der TU Delft gut daran, eine fahrradfreundliche Infrastruktur mit separaten Radwegen, ausreichenden Fahrradabstellmöglichkeiten und intelligenten Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr zu schaffen, um das Fahrrad für alle attraktiv und zugänglich zu machen. Die Forscher sind der Meinung, dass Chancen verpasst werden. Vor allem, weil heutzutage mit dem E-Bike längere Fahrwege zu schaffen seien und auch Arbeitnehmer, die 15 Kilometer von ihrem Arbeitsplatz entfernt wohnen, das Fahrrad nutzen könnten. Dadurch würden die Arbeitnehmer vitaler und die Niederlande sauberer und lebenswerter werden.
Verpasste Chancen
Rund 900.000 Niederländer fahren nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit, obwohl sie relativ nah daran wohnen. Der Studie zufolge lassen fast 60 Prozent der Erwerbstätigen das Fahrrad stehen, obwohl sie weniger als 15 Kilometer von ihrer Arbeit entfernt leben. Der Süden der Provinz Limburg hat prozentual die wenigsten Radfahrer. Etwa 68 Prozent der Arbeitnehmer in dieser (hügeligen) Provinz wohnen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, nehmen aber lieber das Auto oder ein anderes Verkehrsmittel.
Die Niederländer verpassen damit Chancen, Geld zu verdienen und gesünder zu leben, meint die Organisation „Coalitie Anders Reizen“ (CAR), die die Studie in Auftrag gegeben hat. So ist ein Arbeitnehmer, der mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, laut CAR im Durchschnitt einen Tag weniger krank pro Jahr. Der Radfahrer spare auch Benzinkosten, was pro Jahr bis zu 1.200 Euro ausmachen kann. CAR ist der Meinung, dass die Regierung prüfen sollte, ob das Radfahren zur Arbeit durch die Abschaffung bestimmter Steuern günstiger werden kann. Außerdem sollte das Radfahren mehr einbringen, beispielsweise durch eine Erhöhung der Kilometerpauschale.
Höhere Kilometerpauschale für Radfahrer
Die Kilometerpauschale für Radfahrer beträgt für Arbeitgeber 23 Cent pro Kilometer und ist steuerfrei. Das entspricht dem Betrag für Autofahrer. Es gibt jedoch Unternehmen und Tarifverträge, die mittlerweile eine höhere Pauschale für Rad fahrende Arbeitnehmer gewähren. Nach den Erfahrungen der CAR sehen Arbeitgeber sofort, dass mehr Mitarbeiter umsteigen. Die Regierung könnte folglich die steuerfreie Kilometerpauschale für das Radfahren zur Arbeit erhöhen.