Der Preis ist heiß, sagen sich in zunehmenden Maße Raucher in den Niederlanden und beziehen ihren Stoff in Nachbarländern wie Deutschland. Aufgrund der extremen Preisunterschiede zu anderen europäischen Ländern haben die Niederländer noch nie so massiv Zigaretten und Tabak aus dem Ausland bezogen. Mittlerweile stammen 50 Prozent der gerauchten Zigaretten aus anderen Ländern. Das berichtet die Tageszeitung Telegraaf.
Tabaktourismus nimmt enorm zu
Nach einem Bericht des Instituts Kantar stammen von den gerauchten Tabakwaren insgesamt sogar 62 Prozent aus dem Ausland. Das Institut untersucht regelmäßig den Konsum im Auftrag der niederländischen Tabakhersteller, die immer mehr Umsatzverluste verzeichnen. Der Tabaktourismus ist heute doppelt so hoch wie vor zwei Jahren. Laut Berechnungen des niederländischen Verbands der Tabakbranche (VSK) kostet das den Staat und die Einzelhändler jährlich Milliarden Euro. „Zum ersten Mal sehen wir, dass mehr als die Hälfte des gesamten Tabaks aus dem Ausland stammt. Das ist verständlich, denn die Preisunterschiede zu Deutschland und Luxemburg sind enorm“, so ein VSK-Sprecher.
Mehr Schmuggel und Schwarzhandel
Ein Ausflug über die Grenze ins benachbarte Deutschland ist seit gut anderthalb Jahren durchweg lukrativ. Das lässt sich zurückführen auf die Erhöhung der Verbrauchssteuer in den Niederlanden im April letzten Jahres. Eine Packung Zigaretten kostet in Deutschland durchschnittlich vier Euro weniger als in den Niederlanden, und eine Packung Tabak zum selber Drehen ist dort sogar etwa 15 Euro billiger. Die Preisunterschiede zu Ländern wie Luxemburg oder Polen sind noch deutlich größer. Die höheren Verbrauchsteuern in den Niederlanden haben dem Verband zufolge das Verhalten der Verbraucher drastisch verändert. Raucher kauften ihren Tabak inzwischen systematisch jenseits der Grenze oder über den illegalen Markt. Höhere Verbrauchsteuern hätten nicht etwa zu weniger Rauchern geführt, wie ursprünglich von der Regierung beabsichtigt, sondern zu mehr Schmuggel und Schwarzhandel. Pro Jahr betreffe dies 310 Millionen Packungen Zigaretten und 37 Millionen Packungen Tabak.
Staat büßt 2,6 Milliarden Euro an Steuern ein
Dem niederländischen Staat entgehen laut Verband der Tabakbranche allein in diesem Jahr mehr als 2,6 Milliarden Euro an Verbrauchssteuern. Die Regierung habe offensichtlich die Kontrolle über den Tabakmarkt verloren. Ausländische Verkäufer und Kriminelle profitierten davon, während die niederländische Staatskasse und der Mittelstand die Zeche zahlen.
