140 nationale und internationale Gäste waren online beim offiziellen Start des neuen Naturschutzförderprojekts „LIFE IP GrassBirdHabitats“ dabei. „Im laufenden Life Projekt Wiesenvögel konnten bereits bemerkenswerte Erfolge in vielen Schutzgebieten erzielt werden, landesweit gesehen hält der Rückgang der Wiesenvögel leider weiterhin an“, sagte der Staatssekretär im Niedersächsischen Umweltministerium, Frank Doods. „Das bedeutet: Die Schutzmaßnahmen für Wiesenvögel müssen dringend weiterentwickelt werden.“
Wiesenvögeln wie Kiebitzen, Uferschnepfen, Wachtelkönigen und Brachvögeln mangelt es seit Jahrzehnten zunehmend an Lebensraum. Selbst dort, wo Wiesen und Weideland noch vorhanden sind, fehlen meist die nötigen Voraussetzungen, damit Wiesenvögel überhaupt erfolgreich brüten können. Dort setzt das neue Projekt mit dem Kurztitel „LIFE IP GrassBirdHabitats“ zum Wiesenvogelschutz in Niedersachsen und in den Niederlanden an. „In den nächsten zehn Jahren steht hierfür eine Fördersumme zur Verfügung, die auch unter LIFE-Projekten eine Spitzenstellung einnimmt“, so Anne Rickmeyer, Direktorin des vom Umweltministerium mit der Umsetzung des Projekts beauftragten Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Das Integrierte LIFE-Projekt unter dem Kürzel „LIFE IP GrassBirdHabitats“ umfasst in Niedersachsen 27 Projektgebiete. „Dort stehen die Extensivierung der Flächennutzung und eine Optimierung der Wasserstände im Mittelpunkt“, so Heinrich Belting von der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN und Leiter des Projekts. Um Aktivitäten zum Schutz von Wiesenvögeln künftig stärker zu vernetzen und aufeinander abzustimmen, soll zu Beginn ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa entwickelt und international vereinbart werden.
„Endlich anfangen“
„Mit dem neuen LIFE-Projekt verstärkt Niedersachsen den Schutz bedrohter Wiesenvogelarten“, erklärt Dr. Markus Nipkow, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN. Das neue Vorhaben knüpfe an bisherige landesweite Bemühungen an, sei in seiner Zielsetzung jedoch weitreichender. „Erstmals werden auch Rast- und Überwinterungsgebiete der Wiesenvögel in die Schutzstrategie einbezogen, um den vollständigen Lebenszyklus der Vögel zu betrachten“, erläutert Nipkow. So wolle man verhindern, dass hiesige Erfolge durch Verluste andernorts wieder zunichtegemacht werden. „Wir wissen alles, was wir für einen erfolgreichen Wiesenvogelschutz brauchen“, so Professor Theunis Piersma von der Universität Groningen. „Wir müssen nur endlich anfangen, diese Kenntnisse umzusetzen, und das überall und sofort.“
Zahlreiche Anstrengungen sind erforderlich, damit Niedersachsen auch künftig das „Wiesenvogelland Deutschlands“ bleiben kann. „Sämtliche Maßnahmen des Niedersächsischen Wegs werden künftig sehr eng mit dem neuen Projekt verzahnt, um sich gegenseitig räumlich und inhaltlich zu ergänzen. Damit wird ein weiterer Grundstein für einen effizienteren Wiesenvogelschutz gelegt“, so Staatssekretär Doods.
Begleitforschung in Groningen
In Niedersachsen brüten Kiebitze, Brachvögel und deren Verwandte zu hohen Anteilen innerhalb Deutschlands und Europas. Gleichzeitig bedeutet das für das Land auch eine hohe Verantwortung für deren Schutz. Ganz besonders gilt dies für die Uferschnepfe, die unter den Wiesenvögeln allgemein als Leitart gilt. Mehr als zwei Drittel der deutschen Brutpopulation der Uferschnepfe leben im westlichen Niedersachsen, ein weiterer großer Bestand brütet in den Niederlanden. Zu den Projektpartnern zählen daher auch die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die Naturschutzverbände Collectief Súdwestkust (SWK) BondFrieseVogelWachten (BFVW) in den Niederlanden. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. An der Universität Groningen und beim Büro BioConsultOS soll ein großer Teil der Begleitforschung stattfinden.