Plastikfrei einkaufen liegt voll im Trend. Auf diesen Zug sind auch die Niederländer Jouri Schoemaker und Martijn Bijmolt aufgesprungen. Sie gründeten den ersten kreislauforientierten Supermarkt der Niederlande: Pieter Pot. Und um umweltbewusst einzukaufen, muss man nicht einmal die Tür verlassen, denn der Warenkorb wird digital gefüllt.
Laut dem „Plastikatlas 2019“ verbraucht jeder Europäer im Schnitt etwa 24 Kilogramm an Plastikverpackungen pro Jahr. Diese hohe Zahl könne man durch den Einkauf in verpackungsfreien Supermärkten um bis zu 20 Kilogramm reduzieren, berichten die Gründer von Pieter Pot gegenüber dem Handelsmagazin stores + shops. Um dieses Ziel unterstützen zu können, entwickelten die Niederländer Schoemaker und Bijmolt ihr Start-up Pieter Pot, einen digitalen Supermarkt mit Lieferservice, der auf wiederverwertbare Verpackungen setzt. Der Vorteil gegenüber Unverpackt-Läden: größeres Angebot, bequemerer Service, niedrigere Preise.
Nachhaltiger Kreislauf
In der gesamten Lieferkette finde man keine Plastikverpackungen. Bereits beim Hersteller würden die Produkte lose in recyclingfähige Bulk-Verpackungen gefüllt, die bei Pieter Pot dann in Pfandbehälter aus Glas umgefüllt werden. Auf der Webseite können die Kunden aus einem Sortiment von rund 250 haltbaren Produkten wählen, die meisten von ihnen sind White Label. Inzwischen sind laut stores + shops jedoch auch einige Markenprodukte hinzugekommen, darunter Haribo-Süßigkeiten und Schokoladenstreusel von De Ruyter. Nachdem eine Bestellung zu einem bestimmten Lieferdatum auf der Webseite eingegangen ist, werden die Gläser für den Transport mit einem auf Lebensmittellieferung spezialisierten Zweig der niederländischen Post in Sackleinen verpackt. Leere Glasgefäße nehme der Kurier bei der nächsten Bestellung wieder mit und das Pfand werde auf dem Nutzerkonto für die folgende Bestellung gutgeschrieben. Das Unternehmen hinterlasse somit bis auf den Transport keinen ökologischen Fußabdruck, und selbst dieser sei laut Aussage der Gründer gegenüber stores + shops geringer, als wenn die Endverbraucher selbst mit dem Auto zum Supermarkt fahren würden. In ländlichen Gebieten setze Pieter Pot sogar auf den Einsatz von elektrischen Fahrzeugen.
Hohe Nachfrage
Die Umsetzung ihrer Vision werde durch ein Crowdfunding ermöglicht, das Schoemaker und Bijmolt 300.000 Euro einbrachte. Weitere 2,7 Millionen Euro hätten Nachhaltigkeits-Investmentfonds in die Kasse gespült. Im Mai 2020 wurde der Online-Shop gelauncht. Der Anfang sei jedoch schleppend verlaufen, was auf den komplexen Ausbau der Infrastruktur zurückzuführen sei. Die Gründer seien von der hohen Nachfrage regelrecht überrumpelt worden, denn ihre Warteliste habe sich auf bald 30.000 Personen belaufen. Mittlerweile sei der Service überall in den Niederlanden verfügbar. Pieter Pot wolle nächstes Jahr auch ins Ausland expandieren, vermutlich zu den belgischen Nachbarn. Stationäre Ladenlokale seien aktuell nicht geplant, Sammeldepots möglicherweise schon: „Wir glauben nicht an die stationäre Verkaufsfläche, da in den Niederlanden keiner der verpackungsfreien Läden mehr existiert“, zitiert stores + shops Schoemaker .