Projekt Arbeitsmarkt Nord: Chancen erkennen, Barrieren abbauen

Projekt Arbeitsmarkt Nord: Chancen erkennen, Barrieren abbauen
Kaylee van Driel und Ricardo Wolters erläuterten, wie sie zusätzlich zu einem niederländischen einen deutschen Abschluss in ihrer Ausbildung erreichten.

Das Projekt Arbeitsmarkt Nord startet durch. Nur wenige Tage nach dem offiziellen Projektbeginn trafen sich im „Campus Noorderpoort“ in Winschoten deutsche und niederländische Akteure von Gemeinden, Unternehmen sowie Arbeitsmarkt- und Ausbildungspartnern aus dem Norden, um die Chancen und Hindernisse im grenzübergreifenden Ausbildungsbereich zu analysieren.

Zahlreiche „Best Practice“-Beispiele verdeutlichten, welche Möglichkeiten es bereits in der Ausbildung über die deutsch-niederländische Grenze hinweg gibt. Kaylee van Driel und Ricardo Wolters, Schüler vom Noorderpoort College, erläuterten, wie sie einen deutschen Abschluss erlangten, der ihnen einen problemlosen Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht. Im Rahmen ihrer Ausbildung im Einzelhandel absolvierten die beiden Niederländer ein Praktikum in einem Supermarkt im deutschen Jever. „Wir wollten vor allem unsere deutsche Sprache verbessern und den deutschen Einzelhandel kennenlernen“, erklärte Wolters den 80 Teilnehmern der Ausbildungsveranstaltung in Winschoten. Am Ende nahmen die beiden Auszubildenden aber parallel zu ihrer niederländischen Abschlussprüfung sogar an der Prüfung der deutschen Industrie- und Handelskammer teil und sicherten sich das Diplom des Ausbildungsberufes „Verkäufer“.

Während für Kaylee van Driel und Ricardo Wolters das Arbeiten in Deutschland durch den zusätzlichen deutschen Abschluss also kein Problem wäre, besteht bei vielen Auszubildenden und Arbeitssuchenden Unsicherheit hinsichtlich der Anerkennung von Abschlüssen im Nachbarland. Die Verbesserung der Anerkennung von Diplomen ist eines der zentralen Themen des Projektes Arbeitsmarkt Nord.

Dr. Jelly Zuidersma vom Pflege-Ausbildungsnetzwerk ZON befürwortete mit ihrer Arbeitsgruppe die Einrichtung einer zentralen Stelle, bei der sich Betroffene mit Problemen bei der Anerkennung von Abschlüssen melden können. Von dort aus sollen dann mit den Partnern im Projekt Lösungen gefunden werden.

Zudem plädierte Zuidersma dafür, dass die „Regionalen Ausbildungszentren“ (ROC) in den Niederlanden sich gemeinsam bei DUO für die problemlosere Anerkennung von Abschlüssen stark zu machen. DUO ist das ausführende Organ des Niederländischen Bildungsministeriums. Nur mit einem breiten Schulterschluss könne den Verantwortlichen die Dringlichkeit des Themas verdeutlicht werden.

Andrea Santel vom Berufsbildungs- und Technologiezentrum des Handwerks in Lingen und Alexander Darányi von der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte (HÖB) in Papenburg bekräftigten, dass Jugendliche auch für eine Arbeitsstelle oder eine Ausbildung im Nachbarland begeistert werden müssen. „Vielen ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten es gibt. Wir müssen ihnen die Chancen zeigen“, so Santel. „Vielleicht ist das zum Beispiel in Form eines kurzen Internetfilms möglich“, brachte Darányi als Idee aus seiner Arbeitsgruppe mit. Eine andere Idee waren „Kulturtage“, an denen interessierte Jugendliche in Abläufe von Unternehmen im Nachbarland „hereinschnuppern“ können.  „Zudem sollten wir analysieren, was Jugendliche von einer Ausbildung im Nachbarland erwarten“, betonte Darányi.

Die Ausbildungs-Veranstaltung in Winschoten war Teil des grenzübergreifenden Projektes „Arbeitsmarkt Nord“, an dem sich die Landkreise, Provinzen, Gemeinden sowie die Arbeitsmarkt- und Ausbildungspartner aus dem Norden beteiligen. Durch diesen breiten Schulterschluss sollen bürokratische Barrieren abgebaut werden. Gleichzeitig entsteht ein nachhaltiges Netzwerk, das der Region helfen soll, dem Mangel an Fachkräften zu begegnen. Die Ems Dollart Region (EDR) ist als Lead Partner verantwortlich für die Abwicklung des Projekts. Finanziert wird das Vorhaben unter anderem mit EU-Mitteln aus dem INTERREG-Förderprogramm sowie von den niederländischen Provinzen Groningen, Drenthe und Fryslân, von der Niedersächsischen Staatskanzlei und vom niederländischen Wirtschaftsministerium.

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