Mehr als 700 Wirtschaftsakteure spürten beim deutsch-niederländischen Digital Summit Euregio technologischen Trends und digitalen Strategien nach. „Der Gipfel war ein Schaufenster, in dem sich die Euregio eindrucksvoll als innovative Technologieregion präsentierte“, resümierte Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer des Mitveranstalters IHK Nord Westfalen, nach mehr als 20 Impulsvorträgen, intensiven Diskussionen, vielen virtuellen Begegnungen und einem Start-up-Wettbewerb mit sechs Bewerbern. Jaeckel zeigte sich überzeugt davon, dass der Online-Kongress „die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen dem Münsterland und den Ost-Niederlanden beflügeln wird“.
Gemeinsam mit dem IT-Forum Nord Westfalen, dem Digital Hub münsterLAND sowie den niederländischen Partnern NDIX BV und Oost NL hatte die IHK den Kongress online durchgeführt. Wissensaustausch zu Digitalisierungsthemen und Vernetzung der Wirtschaftsakteure auf deutscher und niederländischer Seite der Euregio hat die Veranstaltergemeinschaft als Ziele herausgegeben.
Zusammenarbeit als Standortfaktor
Traditionell pflegen die Nachbarn Deutschland und Niederlande enge wirtschaftliche Beziehungen. Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Nord Westfalen haben viele Tochtergesellschaften im Nachbarland. 1.600 Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden arbeiten im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, davon die meisten in Gronau, Bocholt und Ahaus. 800 nord-westfälische Unternehmen haben zudem einen niederländischen Gesellschafter mit direkter Beteiligung von mehr als 50 Prozent. In seiner Begrüßung motivierte IHK-Hauptgeschäftsführer Jaeckel die Unternehmen auf beiden Seiten, diese guten Beziehungen auszubauen und noch intensiver über die Grenze zu schauen: „Eine noch stärkere deutsch-niederländische Zusammenarbeit kann sich als Standortvorteil für die Ansiedlung von Unternehmen und die Gewinnung von Fachkräften in der Euregio erweisen.“
Impulse für zukunftsweisende Anwendungsgebiete für Digitalisierung setzen renommierte Wirtschaftsvertreter. Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, berichtete über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf den Alltag, Adobe-Managerin Monika Schütz über die Digitalisierung der Kundenkommunikation. Chancen für eine vorzeitige Erreichung der deutschen Klimaziele zeigte Peter van Harten, Smart-Industry-Botschafter der Niederlande, auf. Um die Perspektiven, die der neue Kommunikationsstandard 5G der Industrie eröffnet, ging es im Vortrag von Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Funkturm GmbH. Seine klare Ansage lautet: „5G vernetzt Produktionsstätten drahtlos. Sie ist eine Schlüsseltechnologie für die Industrie 4.0.“ Das bekräftigte auch Maurice Kruse von Total Reality. Er präsentierte 5G als technologische Grundlage für die Anwendung von Virtual- und Augmented-Reality-Lösungen in der Industrie bei Prototypenentwicklung oder Prozessoptimierung.
Digitale Geschäftsmodelle
Ein Schwerpunkt des Kongresses lag auf dem Themenfeld Digitale Geschäftsmodelle. „Für die Zukunftssicherung der Unternehmen wird die reine Digitalisierung der Prozesse häufig nicht ausreichen. Zusätzlich sind neue digitale Produkte und Dienstleistungen gefragt, die auch neue Werte für Kunden erzeugen“, stellte dabei Dr. Sebastian Köffer, Geschäftsleiter des Digital Hub münsterLAND, fest und attestierte dem Mittelstand in dieser Hinsicht Nachholbedarf. Wie etablierte Unternehmen die Weichen mit neuen digitalen Geschäftsmodellen erfolgreich stellen können, erfuhr das Publikum beim Corporate-Startup-Talk, bei dem Beresa und BASF Coatings über ihre ausgegründeten Start-ups wuddi und RepairFix berichteten.
Start-up-Wettbewerb
Welch große innovative Kraft junge Unternehmen entwickeln können, erlebte das Kongress-Publikum zudem beim Start-up-Wettbewerb um den FutureLAND Award, der von den Sparkassen im Münsterland mit 6.000 dotiert wurde. Vier deutsche und zwei niederländische Start-ups präsentierten ihre digital getriebenen Geschäftsmodelle einer fachkundigen Jury. Am meisten überzeugte dabei Brajuu aus Aachen. Das Unternehmen unterstützt Frauen mit einer datenbasierten Fitting-Technologie dabei, den passenden BH zu finden. So soll auch die Retourenquote bei Online-Bestellungen reduziert werden. „Die Auszeichnung ist für uns eine Bestätigung, dass wir das Richtige tun. Wir sind jetzt erst recht motiviert, unsere Idee weiterzuentwickeln“, freut sich Gründerin Melanie Wagenfort über den Gewinn des FutureLAND Awards. Das Unternehmen hat angekündigt, im Juni seinen Sitz nach Münster zu verlegen.
Intensiv genutzt wurde beim Digital Summit Euregio die digitale Netzwerkplattform, auf denen sich Referenten und Teilnehmer zumindest virtuell begegnen konnten. „Hier haben sich auch deutsche und niederländische Unternehmen getroffen, um Ideen auszutauschen und über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu sprechen“, berichtet Sebastian van Deel, der bei der IHK Nord Westfalen den Geschäftsbereich Digitalisierung, International und Industrie leitet. Damit habe der Kongress sein wichtigstes Ziel erreicht.
Fortsetzung folgt
Die Fortsetzung im kommenden Jahr ist fest eingeplant. Auch der Termin steht schon fest: Am 18. Mai 2022 soll die zweite Auflage stattfinden. „Es hat sich gezeigt, dass der Digital Summit Euregio zu einer besseren Vernetzung zwischen den deutschen und niederländischen Digitalunternehmen beiträgt“, so Jeroen van de Lagemaat, CEO des Unternehmens NDIX und Mitglied des Organisationsteams. Für Hans Brouwers, Deutschland-Beauftragter High Tech und Industrie bei Oost NL, hat der Gipfel dazu beigetragen, „dass wir uns als Euregio stärker präsentieren können. Inhaltlich getrieben von der Digitalisierung, können unsere beiden Regionen voneinander lernen und miteinander stärker werden“. Zufrieden ist auch Udo Braam, Sprecher des IT-Forums Nord Westfalen.
Die Initiative von IT-Unternehmen aus Nord-Westfalen hatte vor neun Jahren mit dem IT-Strategie-Kongress den Vorgänger des Digital Summit Euregio ins Leben gerufen. Braam: „Ich bin begeistert über die Entwicklung der Veranstaltung über die letzten Jahre. Sie ist ein echter Leuchtturm mit großer Strahlkraft für unseren Wirtschaftsstandort geworden. Auch inhaltlich decken wir mittlerweile ein breites Spektrum ab. Die Vorträge spiegelten sowohl die Anbieter- als auch die Anwendersicht wider. Die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Digitalisierung wurden dabei sehr deutlich.“