Grenzüberschreitende intelligente Kleidung

Grenzüberschreitende intelligente Kleidung
Foto: SMOVE

Das Projekt „SMOVE“ wurde im Juni 2019 vom Lenkungsausschuss der EUREGIO des europäischen Förderprogramms INTERREG V Deutschland-Nederland genehmigt. Das war der Startschuss für eine Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Projektpartnern, die an der Entwicklung eines intelligenten Kleidungsstücks arbeiteten. Das intelligente Kleidungsstück soll den Patienten ermöglichen, sich in ihrer eigenen sicheren Umgebung zu Hause zu rehabilitieren. Dadurch sollen die Kosten des Gesundheitswesens gesenkt werden. Gleichzeitig soll auch die physische und psychische Belastung durch die Behandlungen für die oft weniger mobilen Patienten verringert werden. Insbesondere im Norden des deutsch-niederländischen Grenzgebiets müssten Patienten oft weite Wege zu Spezialbehandlungen zurücklegen. Bei einer motorischen Behinderung sei das keine einfache Aufgabe.

SMOVE ist ein Forschungsprojekt, das sich auf drei spezifische Zielgruppen konzentriert: Patienten nach einer Hüft- oder Knieoperation, Schlaganfall- und Parkinsonpatienten. In dem Projekt ging es um die Entwicklung eines Instruments zur Überwachung und klinischen Auswertung der Bewegungen von Patienten bei sich zu Hause. Ein solches Hilfsmittel ist zum Beispiel eine Hose mit Sensoren, die die Bewegung des Trägers messen. Die Daten seien dann in einer App auf dem Smartphone des Nutzers zu sehen. Ebenso würden die Informationen mit dem Pflegepersonal geteilt. Auf diese Weise könnten die Daten Aufschluss darüber geben, wie aktiv die Muskeln bei welchen Bewegungen sind und wie die Bewegung ausgeführt wird. Der Patient könne auch angeben, wann die Medikamente eingenommen wurden, sodass deren Einfluss über die App verfolgt werden kann.

Tests in Heimlaboratorien

Die so genannten Rehabilitationshosen wurden in Heimlaboratorien getestet, die die Situation eines Wohnzimmers simulierten. Die Probanden setzten sich aus Patienten, die der Zielgruppe des Projekts angehörten und gesunden Testpersonen zusammen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Sensoren in der Hose richtig platziert waren und tatsächlich Daten lieferten. Durch die Einarbeitung des leitfähigen Materials Silberstaub in das Textil werden Bewegungen gemessen. Diese werden an das Portal in der eigens für das Projekt entwickelten App übermittelt. Sie könne in den Niederlanden und Deutschland genutzt werden. „Mit Hilfe von Algorithmen werden die Rohdaten in aufschlussreiche Daten für den Patienten und das medizinische Fachpersonal umgewandelt“, erklärt Thijs Tönis als Projektpartner von TSMI.

Das Projekt lief Ende 2022 aus. Allerdings seien die intelligenten Hosen noch nicht komplett marktreif. Ein Prototyp sei bereits vorhanden und werde auch nach Projektende weiter optimiert. Diese Optimierung betreffe vor allem die Shimmer-Technologie der Sensoren, bei der ein Schwerpunkt auch auf das Senden von Daten aus der Muskelaktivierung liegt. Zuerst müssten die Datenpakete der Muskelaktivierung noch zu intelligenten Sensoren verarbeitet werden, bevor das Produkt für den kommerziellen Markt geeignet sei. Auch wenn das Projekt bereits beendet wurde, würden die Projektpartner eine schnelle Markteinführung der Hose anstreben.

Unterschiede zwischen beiden Ländern

Das Projekt ist laut der EUREGIO ein Beispiel dafür, wie die deutsch-niederländische Zusammenarbeit der Grenzregion zugutekommt. Beide Länder befassen sich mit der Behandlung von Patienten mit motorischen Erkrankungen und so stößt man im Gesundheitswesen auf ähnliche Probleme. Umso wichtiger sei es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Insbesondere durch die Erkenntnisse, die Projektpartner aus beiden Ländern mitbringen. Hinsichtlich der Telemedizin und der häuslichen Pflege hätten deutsche Organisationen mehr Erfahrung, da sie die Telemedizin und andere Formen der häuslichen Pflege schon länger nutzen würden als niederländische Gesundheitseinrichtungen.

Dies zeige sich auch in der Struktur der deutschen Krankenversicherung. Denn sie würden die Kosten der Telemedizin unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen. In den Niederlanden sei das häufig nicht der Fall. Dort sei aber mehr Wissen und Erfahrung bei der Entwicklung der notwendigen Algorithmen vorhanden, die die Überwachung von zu Hause aus ermöglichen. Das Expertenteam bestand aus Mitarbeitern der folgenden Organisationen: Twente Medical Systems International B.V., UMCG und Roessingh auf der niederländischen Seite und InterMedCon, Shieldex und UKM auf der deutschen Seite.

Darüber hinaus seien die Projektergebnisse aktiv mit internationalen Ärzten ausgetauscht worden. Etwa durch die weltweite Teilnahme an Messen und Präsentationen auf Veranstaltungen, unter anderem in Dubai auf der EXPO 2020. Dr. Vincent Hofbauer und Florian Willmann vom Universitätsklinikum Münster präsentierten im deutschen Pavillon nicht nur den ersten Prototyp aus dem SMOVE-Projekt, sondern boten auch Eindrücke von aktuellen Hüft- und Kniegelenkersatzoperationen. Besucher konnten auch selbst experimentieren, indem sie Knieprothesen in künstliche Knochen implantierten und eine Messung ihrer eigenen Muskelaktivität vornahmen.

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