Die verbesserte wirtschaftliche Situation in Europa wirkt sich günstig auf die Unternehmen in den meisten europäischen Ländern aus. So gingen 2015 die Insolvenzen in vier Ländern zurück, die Coface in einem neuen Panorama untersucht hat: Niederlande (-20,7 Prozent), Schweden (-11 Prozent), Deutschland (-4 Prozent) und Dänemark (-0,5 Prozent). Dieser positive Trend gilt für fast alle Branchen in diesen Ländern mit Ausnahme von Dänemark, wo die Entwicklung unterschiedlich verläuft. Die Insolvenzen verteilten sich in den Ländern etwa gleichmäßig auf Handel, Transport, Beherbergung/Gastgewerbe und Bau. Dagegen gab es weniger häufig Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe.
Auch dieses Jahr werden nach Einschätzung von Coface die Insolvenzen in drei der betrachteten Länder weiter zurückgehen. „Aber weniger stark als zuvor“, erklärt Dr. Mario Jung. Die stärkste Verbesserung erwartet der Senior Regional Economist bei Coface in Mainz für die Niederlande mit minus 11,1 Prozent, Schweden mit minus 8 Prozent und Deutschland mit minus 2,5 Prozent. Anders sieht es für Dänemark aus. „Dort war der Rückgang schon 2015 am schwächsten. Dieses Jahr könnten die Insolvenzen sogar deutlich um über 60 Prozent steigen“, erwartet Dr. Mario Jung.
Deutsche Unternehmen recht stabil
Deutschland hatte 2015 die wenigsten Insolvenzen seit der Insolvenzrechtsreform 1999. Mit einer weiteren Verbesserung 2015 um vier Prozent sank die Zahl auf 23.000. Das sind 30 Prozent unter dem Wert von 2009. Der positive makroökonomische Rahmen zeigt sich auch in der soliden Verfassung der Unternehmenslandschaft. Fast alle Branchen meldeten 2015 weniger Insolvenzen. Ausnahme war der Finanz- und Versicherungssektor mit plus 5 Prozent. Besonders gut lief es in der Informations- und Kommunikationsbranche (-11,1 Prozent) und im Bereich Landwirtschaft/Forst/Fischerei (-9,1 Prozent). Verbesserungen gab es auch in Handel, Transport, Beherbergung/Gastgewerbe. In diesen Branchen gingen die Zahlen um etwa 6 Prozent zurück. In der Industrie – ohne Bau – wurden über 4 Prozent weniger Insolvenzen gemeldet. 2016 hält der positive Trend nach Ansicht von Coface an. Nach den Zahlen der ersten beiden Monate (-2,3 Prozent) verläuft die Entwicklung aber etwas langsamer. Mit Schwankungen über das Jahr dürfte die Gesamtzahl 2016 um 2,5 Prozent sinken.
Günstiges wirtschaftliches Szenario für die Niederlande
In den Niederlanden gingen die Insolvenzen im vergangenen Jahr deutlich um 21 Prozent zurück. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang auch schon 20 Prozent. Mit Ausnahme des Sektors Kultur, Sport und Erholung meldeten 2015 alle Branchen weniger Insolvenzen. Die stärksten Verbesserungen gab es im verarbeitenden Gewerbe und bei so genannten „spezifischen Dienstleistungen“, die rund 30 Prozent weniger Insolvenzen verbuchten. Eine signifikante Verbesserung verzeichnete auch der Immobilien- und Grundstücksmarkt (-25 Prozent). Beim Bau ging die Zahl um 18 Prozent zurück. Auf vier Branchen entfallen rund 70 Prozent der Insolvenzen: Mit Handel, Transport und Beherbergungen, Finanzdienstleistungen und „spezifischen Dienstleistungen“ ist besonders der Tertiärbereich betroffen. Auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres hielt der deutliche Trend mit -19,4 Prozent an. Coface erwartet aber ein etwas langsameres Tempo: Für das Gesamtjahr errechnet Dr. Mario Jung 11,1 Prozent weniger Insolvenzen.