Tipps für die Kommunikation mit Niederländern: Die IHK Mittlerer Niederrhein hat im Rahmen des Deutsch-Niederländischen Wirtschaftsforums in Mönchengladbach das Buch „Erfolgreiche Marktkommunikation in den Niederlanden“ vorgestellt. Autor ist mediamixx-Geschäftsführer und AHA24x7.com-Mitinitiator Frank Wöbbeking. Im Interview mit AHA24x7.com erläutert er, worauf es bei der Kommunikation im Nachbarland ankommt.
AHA24x7.com: Worum geht es in dem Ratgeber?
Frank Wöbbeking: Es geht darum, deutschen Unternehmen und Organisationen den Schritt in die Niederlande zu erleichtern. Nach einem Marktscan sollte für die Niederlande eine eigene Kommunikationsstrategie entwickelt werden. Was in Deutschland funktioniert, kann bei den Nachbarn wirkungslos verpuffen.
AHA24x7.com: Wo liegen denn die Unterschiede?
Frank Wöbbeking: Die größten Unterschiede liegen in der Mediennutzung. Niederländer sind wesentlich online-affiner als Deutsche. Deshalb haben Printmedien einen schwereren Stand als in Deutschland, wo insbesondere gedruckte Fachmedien noch eine große Rolle spielen. Auch in den sozialen Medien sind Niederländer schon länger und stärker aktiv als ihre östlichen Nachbarn.
AHA24x7.com: Wie nutzen Niederländer soziale Medien?
Frank Wöbbeking: Der Geschäftsführer einer niederländischen Werbeagentur hat mir letztens erklärt, dass YouTube für Jugendliche das neue Google ist. Das heißt, sie nutzen YouTube als Suchmaschine. Entsprechend wichtig ist es, diesen Kanal mit attraktiven Filmsequenzen einzubinden. Ein anderer Unterschied liegt in der Twitter-Nutzung. Vor allem im B2B-Bereich wird sehr stark getwittert. Das sollte man als deutsches Unternehmen in den Niederlanden berücksichtigen.
„Deutsche Autowerbung gilt bei Niederländern als altmodisch und langweilig“
AHA24x7.com: Apropos Werbung: Was muss ich in den Niederlanden beachten?
Frank Wöbbeking: In Deutschland überzeugt man Kunden mit Daten und Fakten, in den Niederlanden erreicht man sie mit Emotionen. Das ist in erster Linie Humor, aber auch Sympathie ist wichtig. Aufgrund dieser grundlegenden Unterscheide sollten deutsche Unternehmen neue Werbespots und Anzeigen für den niederländischen Markt produzieren. Vor allem deutsche Autowerbung gilt bei Niederländern als altmodisch und langweilig.
AHA24x7.com: Sprechen die Niederländer eigentlich noch gut Deutsch?
Frank Wöbbeking: Leider nein. Die Sprachkenntnisse haben drastisch nachgelassen. Deutsch gilt nicht als „sexy“ und wird kaum noch gelehrt. Das heißt, gute niederländische Texte und Übersetzungen sind umso wichtiger. Auch im Kundendienst sollten einige Mitarbeiter Niederländisch beherrschen. Ansonsten kann es zu mehr oder weniger lustigen Missverständnissen kommen.
AHA24x7.com: Über das Marketing soll der Vertrieb unterstützt werden. Kann man eigentlich seine Produkte von Deutschland aus verkaufen bzw. deutsche Vertriebsmitarbeiter in den Niederlanden losschicken?
Frank Wöbbeking: Bei bestimmten Produkten mag das funktionieren. Aber in der Regel empfehle ich, einen niederländischen Vertriebler zu beauftragen. Der Vertrieb verläuft in den Niederlanden nach völlig anderen Spielregeln. Das bezieht sich auf Angebote, Messen, Besprechungen etc.
„Die Niederländer sind Weltmeister im Netzwerken“
AHA24x7.com: Welche Rolle spielen Messen?
Frank Wöbbeking: Messen sind eher Netzwerkveranstaltungen als Leistungsschauen. Die Niederländer sind Weltmeister im Netzwerken, vor allem im informellen Teil nach dem offiziellen Programm. Sie öffnen ihre Netzwerke auch für andere. Damit verbunden ist die Hoffnung: Wenn ich zwei Unternehmer erfolgreich zusammengebracht habe, kann ich davon langfristig auch profitieren.
AHA24x7.com: Haben Sie noch einen abschließenden Tipp für die Leser?
Frank Wöbbeking: Nehmen Sie sich vor dem Start Zeit für eine gründliche Marktuntersuchung. Die Medienlandschaft ist so zersplittert, dass man seine Zielgruppe sehr genau kennen muss, um sie zu finden. Und nehmen Sie von Anfang an Niederlande-Experten mit an Bord, die Sie vor einigen Fallgruben schützen können.