Wasser macht an den Grenzen keinen Halt. Schlechte Wasserqualität oder ein Deichdurchbruch haben immer auch Folgen für das Nachbarland. „Deshalb ist beim Gewässerschutz eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit besonders wichtig“, betont Dr. Kai Zwicker, Landrat des Kreises Borken. „Und deswegen freue ich mich sehr, dass wir nun eine weitere Kooperation mit unseren niederländischen Nachbarn beginnen können.“ Gemeint ist das Deutsch-Niederländische Pilotprojekt „Grenzüberschreitender Nutriafang“, für das der offizielle Startschuss gefallen ist.
Im kult in Vreden haben alle beteiligten Projektpartner die Vereinbarung dazu unterzeichnet: auf niederländischer Seite die Waterschappen Rijn en IJssel und Rivierenland, wo das Bisam-Management angesiedelt ist, sowie auf deutscher Seite neben dem Kreis Borken die Wasser- und Bodenverbände Ellewicker-Crosewicker Feld, Unteres Berkelgebiet und Unteres Aagebiet/Wittes Venn. Das Projekt läuft über den Zeitraum von drei Jahren.
Im Rahmen des Projekts bekämpfen niederländische Nutriafänger auf einem Abschnitt entlang der Grenze, vom Zwillbrocker Venn in Vreden bis nach Ahaus-Alstätte, Nutria, eine invasive Tierart. Hintergrund ist, dass sich die Nutriapopulation im Kreis Borken und an der deutsch-niederländischen Grenze stark ausgebreitet hat und für große Schäden an den Gewässern sorgt, insbesondere an den Deichen zum Hochwasserschutz entlang der Flüsse.
Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch
Für die Niederlande ist die Bekämpfung der Nutrias eine existenzielle Angelegenheit, da große Teile des Landes unter oder nur knapp über dem Meeresspiegel liegen und daher eine große Anzahl an Deichen vorhanden ist. Ein Problem stellen insbesondere die aus der deutschen Grenzregion in die Niederlande einwandernden Nutrias dar. In den Niederlanden ist der Nutriafang anders als in Deutschland eine gesetzliche Aufgabe der Waterschappen, die von hauptberuflichen, ausgebildeten Fängern übernommen wird. In Deutschland übernehmen dies ehrenamtliche Beschäftigte der Wasser- und Bodenverbände. „Ziel des Projekts ist neben der Reduzierung der Nutriabestände auch der Erfahrungsaustausch zwischen den niederländischen und deutschen Fängern“, so Dr. Zwicker.
Drei Jahre Vorlaufzeit lagen nun vor dem offiziellen Startschuss. Neben den beteiligten Partnern waren in die Vorbereitungen des Projekts auch Jagdeigentümer, Jagdpächter und -genossenschaften im Projektgebiet, die Kreisjägerschaft und die biologischen Station Zwillbrock eingebunden. Zudem galt es, die notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen, damit die niederländischen Fänger auf deutschem Grund arbeiten können. So kommen nun ausgebildete Jäger mit einem Ausländerjagdschein zum Einsatz, die zudem an der Sachkundeschulung des Kreises teilgenommen haben. Das Pilotprojekt endet am 7. Mai 2021 mit der Möglichkeit, die Vereinbarung auf bestimmte oder unbestimmte Zeit zu verlängern. Jeweils nach einem Jahr erfolgt eine Zwischenbilanz, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können.
Schäden durch Nutria
Die Nutria ist eine aus Südamerika stammende und in Mitteleuropa weit verbreitete invasive Nagetierart. Sie kann über zehn Jahre alt, bis zu neun Kilo schwer und 65 cm lang werden. Hinzu kommt eine Schwanzlänge von ungefähr 45 cm. Sie gefährdet durch ihre Ausbreitung die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und damit auch die heimischen Ökosysteme. Als negative Auswirkungen gelten Fraßschäden an der Unterwasser und Ufervegetation sowie an landwirtschaftlichen Feldfrüchten.
Zudem richten Nutrias große wasserbauliche Schäden an: Sie graben die Gänge ihrer Wohnhöhlen in Uferböschungen und durchbohren oder unterhöhlen so auch die Deiche. Dadurch können Uferböschungen einstürzen oder abrutschen, Hochwasserschutzdeiche können wasserdurchlässig oder komplett instabil werden. Die Tiere stellen somit eine Gefahr für die Gewässerunterhaltung und den Hochwasserschutz dar.