Grenzüberschreitende Unternehmensnachfolge – eine Chance für beide Seiten – Teil 2

Grenzüberschreitende Unternehmensnachfolge – eine Chance für beide Seiten – Teil 2
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Im ersten Teil des Interviews hat Hartmut Rosowski, Manager Strategische Zusammenarbeit und Leiter der Repräsentanz in Düsseldorf der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK), über die Problematik der Unternehmensnachfolge in Deutschland gesprochen und einen Vergleich zu den Niederlanden gezogen. Im zweiten Teil deutet er Lösungsansätze an und erklärt, wie die DNHK Unternehmer unterstützen kann und welche Förderprogramme zur Verfügung stehen.

Hartmut Rosowski. Foto: DNHK/Tom Tomeij

AHA24x7.com: Welche Lösungsansätze/Initiativen gibt es für das Thema Unternehmensnachfolge?

Hartmut Rosowski: Es gibt zahlreiche Initiativen, um Unternehmer entsprechend zu sensibilisieren. Industrie- und Handelskammern, Banken, Steuerberater und Anwälte sind in diesem Bereich sehr engagiert. Vom Leitfaden bis zum Einzelgespräch gibt es unzählige Angebote.

AHA24x7.com: Wie kann die DNHK konkret unterstützen?

Hartmut Rosowski: Wenn es um den Eintritt in den anderen Markt geht, identifiziert die DNHK gezielt potentielle Zielunternehmen an denen sich der Unternehmer zum Beispiel beteiligen möchte. Geht es um die Nachfolge, dann hilft die DNHK beim Finden eines geeigneten Nachfolgers – sie sucht aktiv und begleitet den gesamten Prozess vom Anbahnungsgespräch bis zum Abschluss. Beginnend mit der Auswahl von Kandidaten, über Vorgespräche bis hin zur Moderation des weiteren Verlaufs. Wir schlagen Brücken zwischen den beiden Kulturen, schaffen Vertrauen und bieten Zugang zu hilfreichen Netzwerken.

AHA24x7.com: Gibt es Förderprogramme, die die Übernahme eines Unternehmens erleichtern?

Hartmut Rosowski: Zahlreiche Fördermöglichkeiten können in Frage kommen. Sie verfolgen jedoch sehr unterschiedliche Ziele. Sie sollen beispielsweise dem Erhalt von Arbeitsplätzen dienen, die Innovationskraft stärken oder die Finanzierung erleichtern. Häufig übernehmen Landesbanken Bürgschaften. Die neue deutsche Regierung hat erklärt, die Nachfolgeproblematik noch intensiver anzugehen. Nicht zuletzt auf Initiative der Industrie- und Handelskammern.

 

„Es wird häufig einfach nicht darüber nachgedacht, auch im Nachbarland zu suchen.“

 

AHA24x7.com: Gibt es Branchen, in denen überdurchschnittlich viele Nachfolger gesucht werden?

Hartmut Rosowski: Der Bedarf zieht sich durch alle Branchen. Besonders attraktiv scheint mir die Fertigungsindustrie, die Logistikbranche aber auch der Dienstleistungssektor. In der Fertigungsindustrie steckt sehr viel Know-how, teilweise komplett andere Techniken, die man sich zunutze machen kann. Viele Unternehmen zählen zum Mittelstand.

AHA24x7.com: Sind Zahlen verfügbar, wie viele deutsche Unternehmen bereits im Zuge einer Nachfolgeregelung schon einen Inhaber/Geschäftsführer aus den Niederlanden bekommen haben?

Hartmut Rosowski: Hierzu gibt es keine Erhebungen. Es kommt regelmäßig vor, aber nach meinem Dafürhalten noch zu selten. Es wird häufig einfach nicht darüber nachgedacht, auch im Nachbarland zu suchen. Dies gilt für Unternehmer, die einen Nachfolger suchen und potenzielle Nachfolger gleichermaßen. Ich bin der Meinung, dass diese Option derzeit noch nicht im ausreichenden Maße wahrgenommen wird. Da wäre tatsächlich ein Aha-Effekt vonnöten. Im Geschäftsleben ist es normal, in internationalen Kategorien zu denken. Bezogen auf die Nachfolge ist dies viel zu wenig der Fall. Und dann macht es natürlich verstärkt Sinn, nicht unbedingt in China anzufangen, sondern vor der eigenen Haustür, wo man eine vergleichbare Mentalität vorfindet.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.

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