Nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich bewegen sich die Forscher des niederländischen Instituts SRON in anderen Sphären. Denn hier werden Weltraumtechnologien entwickelt. Eine neue Kooperation holt die Forscher jetzt zurück auf den Boden der Tatsachen. Oder zumindest zurück zu den Problemstellungen kleiner und mittelständischer Unternehmen. L.int heißt das Programm, das eines der Top-Forschungsinstitute der Niederlande mit angewandter Hochschulforschung im Bereich der Nanotechnologie und lokale Technologieunternehmen zusammenbringt. Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Zusammenarbeit ist L.int Lektor Aleksandar Andreski von der Saxion University of Applied Sciences. Am 11. März ist der offizielle Startschuss für die außergewöhnliche Kooperation gefallen. Auf der Hannover Messe kamen die Projektpartner zusammen, um ein offizielles Dokument zu unterzeichnen.
Zu verdanken ist das Zustandekommen des Programms dem Zentrum TechForFuture (TFF), einer Ausgründung der Hochschulen Saxion und Windesheim mit dem Ziel, Hochschulforschung und konkrete Problemstellungen der Industrie im Bereich der Hightech-Systeme und -Materialien (HTMS) aneinander zu koppeln. In diesem konkreten Fall sind sie einen Schritt weiter gegangen, erklärt Alexander Jansen, Managing Director TFF: „Es ist eine fantastische Chance, nicht nur angewandte Hochschulforschung und lokale Unternehmen miteinander zu verknüpfen, sondern auch die herausragende Expertise dieser Forscher mit einzubringen. Natürlich sind viele der Produkte und Ergebnisse, die bei SRON entwickelt und im Weltraum angewandt werden, unheimlich kostenintensiv und können nicht einfach in massentaugliche Produkte übersetzt werden. Dennoch hüten die Forscher hier einen Schatz höchsten Wissens und Könnens, der auch außerhalb der Weltraumforschung von Nutzen sein kann.“ Grundlagen- und angewandte Forschung gemeinsam für die Praxis.
Technology Readiness Level und Human Capital fördern
Im Falle des Pilot-Projekts soll sie Micro- und Nanoprodukten zugutekommen. Konkret geht es um Herausforderungen der Unternehmen Sensata Technologies, Hersteller von Sensoren für die Automobil-, Schwertransport- und Luftfahrtindustrie, und Salland Engineering, ein Unternehmen, das Halbleiterproduzenten mit den nötigen Lösungen und Services versorgt, um die Effizienz und Qualität ihrer Prüfungen zu verbessern. „Wir denken hier beispielsweise an Probleme rund um das Abregeln oder Kompensieren unerwünschter Nebeneffekte und die Zuverlässigkeit der Produkte. Die Technologien und Methoden des Forschungsinstituts können einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung komplexer und zugleich zuverlässiger Instrumente leisten“, erklärt Jansen.
Der Vorteil für die Unternehmen ist enorm: „Im Zuge der Zusammenarbeit können sie ein höheres Technology Readiness Level (TRL) für ihre Produkte erzielen und somit das Risiko bei der Markteinführung neuer Nano- und Microprodukte reduzieren“, so Jansen. Auf der anderen Seite liefert das Projekt einen wertvollen Beitrag zur Human Capital Agenda, der Förderung des (zukünftigen) Personals in einem der wichtigsten Bereiche für die niederländische Wirtschaft. Denn es sind die Bachelor- und Masterstudenten der Hochschule Saxion, die die Untersuchungen durchführen. „Vielleicht ist das Projekt Inspiration für die SRON-Forscher von morgen“, stellt Paul Hieltjes, Engineering Manager am Institut in Aussicht.
Weltraumforschung und Nanotechnologie an einem Tisch
Zusammengehalten und koordiniert wird der gesamte Austausch durch L.int Lektor Aleksandar Andreski. „Sie können sich vorstellen, dass es nicht leicht ist, alle Parteien – also Hochschule, Institut und KMUs – unter einen Hut zu bringen. Dieser Aufgabe nimmt Andreski sich an“, erklärt Jansen. Andreski gehört an der Saxion zum Lektorat NanoPhysicsInterface unter Leitung von Cas Damen. In ihrem Forschungsbereich geht es um die Anwendung und Integration von Chip-Technologien. Genauer gesagt werden an der Hochschule in Enschede Mikrofluide, Fotonik und Mikrosysteme untersucht. „Der L.INT Lektor bringt Weltraumforschung, Nanotechnologie sowie die Mess- und Regeltechnik der Unternehmen an einen Tisch. So wird neues Wissen generiert und in die Praxis übertragen“, fasst Jansen zusammen. „Wir freuen uns auf die Ergebnisse einer hoffentlich fruchtbaren und nachhaltigen Zusammenarbeit“, ergänzen Paul Genissen, Engineering Groupleader bei Sensata Technologies, und Paul van Ulsen, CEO Salland Engineering.