In der kommenden Zeit wird ein deutsch-niederländisches Konsortium unter der Leitung von HAN Automotive Research an der Entwicklung eines innovativen Assistenzsystems für das Andocken von Sattelzügen/Lang-Lkw an Logistikzentren arbeiten. Der Prozess des Andockens – auch „Docking“ genannt – ist ein wichtiger Teilprozess innerhalb der gesamten Logistikprozesskette. Mit Unterstützung der Euregio Rhein-Waal wird das Konsortium im Rahmen des Projekts VISTA hinarbeiten auf die Erarbeitung eines Assistenzsystems, das Lkw-Fahrern beim schnellen und schadenfreien Andocken helfen soll.
VISTA steht für Vision Supported Truck Docking Assistant. VISTA ist eine auf Technology Readiness Level 7 ausgerichtete Lösung. Dabei wird das System in einer komplexen Praxissituation demonstriert. VISTA ist ein Interreg V A-Projekt mit einem Etat von 2,1 Mio. €. Dem VISTA-Konsortium gehören 13 unterschiedliche Partner an, u. a. innovative Tech-Unternehmen, Anbieter und Endnutzer aus der Logistikbranche sowie verschiedene Wissenseinrichtungen.
Der Vorgang des Andockens kann manchmal länger dauern als gewünscht und das kann zu Staus führen. Darüber hinaus treten während des Andockens auch regelmäßig Schäden auf. Robotisierte Lkw könnten dies ändern, mittelfristig wird der Fuhrpark allerdings weiterhin aus Lkw bestehen, die von Fahrern gesteuert werden. Dementsprechend gibt es einen Bedarf an einem Assistenzsystem, das dazu beiträgt, das der Vorgang des Andockens effizient und schadenfrei abläuft. Dabei ist es wünschenswert, dass auf Änderungen an den derzeitigen Lkw und Aufliegern vollständig verzichtet werden kann. Dann könnte das System nämlich mühelos für den gesamten Fuhrpark angewandt werden.
Präzise andocken
Im Rahmen von VISTA entwickelt das Konsortium ein Sichtsystem, das die Position von Sattelzügen mithilfe hoch hängender Kameras in Echtzeit lokalisiert. Mithilfe dieser Standortinformationen berechnet das System eine Reihe von Fahrmanövern, mit denen der Sattelzug präzise andocken kann. Das System berücksichtigt sowohl die kinetischen Möglichkeiten des Sattelzuges als auch eventuell zu umfahrende Hindernisse. Auf der Grundlage des berechneten Fahrweges berechnet ein spezieller Algorithmus – der Fahrwegassistent (NL.: padvolger) – die gewünschte Fahrzeugbewegung sowie den Lenkwinkel. Diese Informationen kann der Fahrer über eine Bedienoberfläche einsehen. Der Fahrer steuert das Fahrzeug weiterhin selbst, hält sich aber während des Andockens an die Anweisungen des Assistenzsystems. Die Benutzeroberfläche ist ein wesentliches Element des Assistenzsystems. Das Konsortium hofft, dass die Benutzeroberfläche letztendlich beispielsweise in Form einer Smartphone-App zur Verfügung gestellt werden kann. Die genaue Ausgestaltung dieser Benutzeroberfläche ist Teil der Forschungsarbeit im Rahmen des VISTA-Projektes.
Andockzeit drastisch senken
Im März fiel auf dem Gelände von A.S. Watson in Heteren, dem Logistikzentrum des niederländischen Drogerieunternehmens Kruidvat, der offizielle Startschuss für das VISTA-Projekt. Im Rahmen dieser Veranstaltung sahen die geladenen Gäste während einer Führung über das Werksgelände einen Aspekt des VISTA-Geschäftsszenarios: Ein EuroCombi – ein Sattelzug mit Tandem-Anhänger – benötigte für den kompletten Andockvorgang sieben Minuten. Unabhängig davon, wie erfahren ein Fahrer ist: Solche Fahrzeuge sind beim Rückwärtsfahren grundsätzlich schwer zu manövrieren. Die VISTA-Lösung zielt darauf ab, die hierfür benötigte Zeit drastisch zu senken.
Konsortiumspartner von VISTA sind: Bricklog Deutschland GmbH & Co. KG, Coduct GmbH, HAN (Hogeschool van Arnhem en Nijmegen), Hochschule Rhein-Waal, intoEU, ICR3ATE Digital Makers Lab B.V., Recreate B.V., Track32, V-Tron GmbH, diverse Betreiber von Logistikzentren und einige Transportunternehmen.