Ein Blog von Ingeborg Lindhoud
Neulich habe ich einen deutschen Manager auf seine Entsendung in die Niederlande und seine neue Aufgabe als Leiter eines Teams mit 20 niederländischen Mitarbeitern vorbereitet. Eine nette Herausforderung 😉 Denn nicht nur sein Alltag in den Niederlanden wird anders aussehen – „das niederländische Brot soll ganz schrecklich sein, oder?“ -, auch wird er damit konfrontiert werden, dass die Erwartungen an seinen Führungsstil anders sind als in Deutschland. Und mit Mitarbeitern, die anders „ticken“.
Worauf muss sich eine deutsche Führungskraft in den Niederlanden einstellen und vor allem: Welche Fehler sollte sie tunlichst vermeiden?
Fehler 1: Entscheidungen von oben
Dass die Hierarchien in den Niederlanden flach sind, ist hinlänglich bekannt. „Flache Hierarchien“ heißt aber nicht nur, sich von seinen Mitarbeitern duzen zu lassen oder in flotten Jeans ins Meeting zu gehen. Es bedeutet eben auch, dass Dienstwege kurz sind und Entscheidungen bevorzugt im Team getroffen werden. Sogar wenn am Ende doch eine Person die Entscheidungen trifft, wollen Niederländer zumindest das Gefühl haben, einbezogen zu werden. Sonst ist Aufmüpfigkeit gegen „den oder die da oben“ vorprogrammiert.
Fehler 2: Auffordern statt Bitten
„Flache Hierarchien“ bedeutet auch Kommunikation auf Augenhöhe. Aufforderungen wie „Bitte erledigen Sie das bis dann und dann“ lösen bei den meisten Niederländern nur eins aus: Widerstände. Im besten Fall denkt man „das entscheide ich immer noch selbst“, im schlechtesten Fall sagt man es auch. Ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ist ja keine sehr ausgeprägte niederländische Tugend 😉 Niederländer möchten im Allgemeinen nicht angewiesen, sondern überzeugt werden. Zum Beispiel, indem man als Führungskraft – sofern und soweit möglich – erklärt wieso, warum und weshalb.
Fehler 3: Direktiver Führungsstil
Eigentlich sollte die Führung eines niederländischen Teams eine einfache Aufgabe sein. Denn sobald der Hintergrund einer Aufgabe bekannt ist, zeigen Niederländer Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Das wird normalerweise auch von ihnen erwartet, eine Stellenanzeige ohne diese Floskel gibt es kaum. Im Gegenzug wird von Ihnen als Führungskraft eine partizipative und kooperative Führung erwartet. Die ideale Führungskraft ist – in niederländischen Augen – der bzw. die „Beste unter Gleichen“. Und jemand mit gutem Fingerspitzengefühl, um einen solchen „Haufen“ zu leiten! Vielleicht ist dies der Grund, dass Niederländer trotzdem als relativ schwierig gelten.
Fehler 4: Auf seine Position beharren
Wer eine höhere Position bekleidet und Führungskraft ist, hat nach niederländischem Verständnis allein deshalb noch keine Berechtigung, Macht auszuüben oder Respekt von seinen Mitarbeitern zu erwarten. Dazu gehört mehr! Respekt muss man sich hart erarbeiten: Durch Leistung, Wissen und Verhalten. Die Persönlichkeit zählt in den Niederlanden mindestens genauso viel wie die Position.
Fehler 5: Statussymbole zeigen
Da man sich als Führungskraft ja „unter Gleichen“ bewegt, verhält man sich auch entsprechend. Luxuskarossen, teure Klamotten, akademische Titel, nicht zweckmäßige Benutzung von Fachjargon, um sein Wissen zu zeigen oder Sonderausstattungswünsche für den Arbeitsplatz – all das gehört nicht zum niederländischen Gebot des „Normalseins“. Privilegien und Statussymbole müssen begründet und gerechtfertigt sein, sonst werden sie nicht akzeptiert.
Welche 5 Fehler Sie als Führungskraft in den Niederlanden außerdem vermeiden sollten, lesen Sie nächsten Dienstag in Teil 2.
Über die Autorin
Ingeborg Lindhoud lebt in Kleve und führt interkulturelle Trainings und interkulturelle Beratungen durch. Mit ihrer Kommunikationsagentur symphony communication ist sie auf interkulturelle Kommunikation zwischen deutschen und niederländischen Geschäftspartnern spezialisiert.