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Blog: Ein hoher Baum fängt viel Wind – kulturelle Unterschiede in der Grenzregion

Ein Blog von Caroline Wille und Marie Poppen

 

Caroline Wille. Foto: Hoge Noorden / Jacob van Essen

Sobald man Deutschland und die Niederlande miteinander vergleicht, fallen die kleinen, aber nicht zu unterschätzenden, Unterschiede auf. Darum spricht man auch oft von „De duivel ligt in het detail“. Erst wenn man sich mit den Details beschäftigt, fallen die Gegensätze auf und es wird komplizierter. Vor allem bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist es essenziell, die kulturellen Unterschiede zu kennen.

In den Niederlanden spricht man oft von „Hoge bomen vangen veel wind“ („Ein hoher Baum fängt viel Wind“). Denn die niederländische Gesellschaft ist durch eine ausgeprägte Bescheidenheit gekennzeichnet. Dies zeigt sich dadurch, dass Titel nicht öffentlich benutzt werden und höchstens auf der Visitenkarte vermerkt sind. Wenn Deutsche im Nachbarland einen Vortrag halten und der Professorentitel weggelassen wurde, ist das kein Zeichen für Respektlosigkeit. Auch in akademischen Reden wird nach Möglichkeit meist Alltagssprache verwendet. In Deutschland würde der Redner fachlich nicht mehr ernst genommen werden. Doch in unserem Nachbarland wirken Fachausdrücke schnell etwas gekünstelt, als angeberisch und überheblich.

Auch kennt jeder Niederländer den Satz „Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg” („Sei ganz normal, dann bist du schon verrückt genug“). Diesen Satz sollte auch ein Deutscher beherzigen, um die niederländische Kultur richtig einschätzen zu können. Die Bürger versuchen nicht aufzufallen, weder positiv noch negativ. Wer sich in den Niederlanden von anderen abhebt, erntet Misstrauen und macht sich lächerlich. Die Gründe für diese kulturelle Norm sind auf den Calvinismus zurückzuführen, der die Niederlande seit dem 16. Jahrhundert entscheidend geprägt hat.

Marie Poppen
Marie Poppen

Wollen Sie noch mehr kulturelle Unterschiede kennenlernen, um unsere Nachbarn besser zu verstehen? In dem kostenfreien Video aus dem grenzüberschreitenden Projekt PraktiTrans wird über die kulturelle Vielfalt zwischen Deutschland und den Niederlanden informiert. Der Umgang mit Hierarchien, Missverständnissen in der Kommunikation, die unterschiedlichen Bildungssysteme und der historische Hintergrund beider Länder werden in dem Vortrag erläutert und mit Anekdoten aus dem eigenen Leben ergänzt.

Dieser Online-Vortrag wurde im Rahmen des INTERREG geförderten Projekt PraktiTrans initiiert, welches grenzüberschreitend Menschen in unterschiedlichen Themengebieten ins Nachbarland begleitet. Weitere Informationen zum Projekt sowie Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.

Zum Video auf Deutsch: Die Essenz des Unterschiedes – Video – Emsachse Events

Zum Video auf Niederländisch: Essentie van het verschil – Video – Emsachse Events

 

Über die Autorinnen

Caroline Wille (MA) leitet das grenzübergreifende Projekt PraktiTrans. Seit 2011 arbeitet sie an regionalen Themen auf beiden Seiten der deutsch niederländischen Grenze. Sie studierte in den Niederlanden wuchs aber in Deutschland auf und arbeitet heute in beiden Ländern.

Marie Poppen arbeitet bei der Wachstumsregion Ems-Achse e.V. im INTERREG geförderten Projekt PraktiTrans, in dem Menschen mit unterschiedlichen Themengebieten über die Grenze ins Nachbarland begleitet werden. Zudem ist sie Mitglied im Redaktionsteam des Rijnland Instituuts. An der Westfälischen-Wilhelms-Universität in Münster studierte sie im Bachelor Niederlande-Deutschland-Studien. Aktuell absolviert sie ebenfalls in Münster das Masterstudium Interdisziplinäre Niederlandistik.