Wohnen in Deutschland, im Krankheitsfall oder für eine OP im Grenzgebiet in die Niederlande zu gehen, ist heutzutage für Versicherte nicht selten eine Option. Auch deutsche Arbeitnehmer entscheiden sich immer öfter für einen Arbeitsplatz jenseits der Grenze oder denken zumindest darüber nach. In dem Fall schließen diese dort auch ihre Krankenversicherung ab. Wie Leistungen grenzüberschreitend in Anspruch genommen werden können und wie die Abrechnung mit dem niederländischen Kooperationspartner erfolgt, erklärt im Interview mit AHA24x7.com Philip Zimmermann, Leiter AOK Haus Mönchengladbach, AOK Rheinland/Hamburg.
AHA24x7.com: Gerade im Grenzgebiet ist es für deutsche Krankenversicherte seit einigen Jahren nicht unüblich, sich für eine OP für eine Klinik im Nachbarland zu entscheiden. Auch Unfallopfer werden schon mal in die hochspezialisierte Radboud-Klinik in Nimwegen überführt. Verlaufen die Abrechnungen mit den deutschen Krankenversicherern da entsprechend unbürokratisch?
Philip Zimmermann: Die Niederlande und die Regionen der AOK Rheinland/Hamburg grenzen auf knapp 400 Kilometern unmittelbar aneinander. Tür an Tür mit unseren niederländischen Nachbarn bieten wir unseren Versicherten die Möglichkeit, Leistungen in den Niederlanden in Anspruch zu nehmen. Das ist von Sachverhalt zu Sachverhalt immer sehr unterschiedlich. Generell lässt sich aber festhalten, dass die Abrechnungen nach Inanspruchnahme einer Leistung oder Behandlung in den Niederlanden für unsere Versicherten und die Leistungserbringer sehr unbürokratisch verlaufen, da wir bereits seit langer Zeit erfolgreich mit unserem niederländischen Kooperationspartner zusammenarbeiten. Zum Beispiel können unsere Kunden mit unserer elektronischen Gesundheitskarte International (eGCI) einen Termin in der Klinik machen. Die Klinik kann den Leistungsanspruch durch eine gesicherte Onlineanwendung überprüfen und direkt mit unserem niederländischen Partner abrechnen. Im Vergleich zu anderen deutschen Krankenkassen ist das Verfahren für alle Beteiligten also sehr einfach und unkompliziert gestaltet.
AHA24x7.com: Was ist denn über den Notfall hinaus generell möglich für deutsche Versicherte, wenn sie die Dienste niederländischer Ärzte in Anspruch nehmen? Welche bürokratischen Hürden muss er/sie nehmen?
Philip Zimmermann: In der Grenzregion können sich Versicherte der AOK mit der eGCI direkt an einen niederländischen Facharzt wenden. Der AOK-Versicherte muss dafür lediglich vorab eine eGCI bei der AOK beantragen, die er aber bereits nach wenigen Tagen erhält und die sofort einsatzfähig ist. Wir empfehlen immer zunächst die persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um umfassend zum Thema grenzüberschreitende Angebote informieren zu können.
AHA24x7.com: Wie verhält es sich heutzutage für Versicherte, die sich entschließen, eine Arbeit in den Niederlanden aufzunehmen? Oder gar vorübergehend dort ihren Wohnort wählen? Wo hat sich da in letzter Zeit etwas verbessert?
Philip Zimmermann: Wer in den Niederlanden arbeitet und in Deutschland wohnt, wird in den Niederlanden krankenversichert. Die niederländische Krankenkasse meldet den Versicherten bei seiner deutschen Krankenkasse als Grenzgänger. Dadurch kann der Versicherte ohne eine Beitragszahlung in Deutschland sämtliche Sachleistungen durch seine deutsche Versichertenkarte nutzen. Wer in den Niederlanden wohnt, aber in Deutschland arbeitet, bleibt in Deutschland versichert. Die AOK meldet den Versicherten dann also ebenfalls als Grenzgänger.
AHA24x7.com: Klärt die AOK ihre Mitglieder auf über die Möglichkeiten, sich in den Niederlanden behandeln zu lassen?
Philip Zimmermann: Ja, das tun wir! Knapp ein Drittel aller Regionen der AOK Rheinland/Hamburg befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden. Daher haben wir eine Spezialgeschäftsstelle ins Leben gerufen. Unsere Kolleginnen in der Geschäftsstelle Europa im niederländischen Vaals sind spezialisiert auf Fragestellungen dieser Art und informieren vor Ort über deutsch-niederländische Angebote der AOK Rheinland/Hamburg. Die AOK hat durch die Geschäftsstelle Europa, in der wir ganz speziell zu grenzüberschreitenden Fragen beraten und durch enge Kooperation mit der CZ Groep, unserem niederländischen Partner, und den Grenzinfopunkten ein Netzwerk geschaffen, mit dem wir unsere Kunden durch dieses komplexe Thema navigieren. Dieses besondere Angebot hilft einerseits unseren Kunden in den Grenzregionen, und andererseits stärkt es die Zusammenarbeit der deutsch-niederländischen Krankenkassen.