Die Gewinnung von Erdgas ist in der niederländischen Provinz Groningen seit Anfang 2014 stark zurückgegangen. Im Jahr 2015 wurden dort nur noch rund 30 Milliarden Kubikmeter gefördert, während es 2013 noch 53,9 Milliarden Kubikmeter waren. Auslöser für die Drosselung der Produktion war das Ergebnis einer Untersuchung Ende 2013, das besagte, dass das Erdbebenrisiko durch die Erdgasgewinnung höher ist als zunächst gedacht. Müssen sich die Niederländer nun um ihre Versorgungssicherheit sorgen oder ist weiterhin alles im grünen Bereich? Gerd Jung, Managing Director WINGAS Benelux, beleuchtet die neue energiepolitische Ausrichtung der Niederländer.
Die Niederländer haben die Gasförderung deutlich zurückgefahren – wie wird die Versorgung national und in den Nachbarländern gewährleistet?
Gerd Jung: Neben der hohen Eigenproduktion haben die Niederlande eine Vielzahl an Bezugsalternativen für den Energieträger Erdgas. Importe aus Norwegen, Russland und Großbritannien sowie LNG-Kapazitäten spielen dabei eine Rolle. Durch die zusätzliche Absicherung über Erdgasspeicher ist die Versorgungssicherheit der Niederlande und Ihrer Nachbarn auch weiterhin gewährleistet.
Wofür verwenden die Niederländer Erdgas?
Gerd Jung: Neben dem Verbrauch für Heizung und Haushalt ist Erdgas ein wichtiger Pfeiler der niederländischen Stromproduktion. Industrieunternehmen nutzen es auch als thermischen Wärmelieferanten oder als Rohstoff für viele Produkte wie zum Beispiel Düngemittel. Entwicklungspotenzial bietet außerdem der Transportsektor.
Welche Vorteile verspricht sich das Land vom Ausbau zur Gas-Drehscheibe in Nordwest-Europa?
Gerd Jung: Die Niederlande liegen zentral zwischen Aufkommensquellen und Verbrauchsschwerpunkten in Europa. Das Land hat bei der Erdgasbelieferung eine langjährige, exzellente Erfahrung. Die gut ausgebaute Infrastruktur ist ein wichtiger Teil der europäischen Netze. Die europäischen Erdgasmärkte wachsen weiter zusammen, dabei können die Niederlande einen erheblichen Beitrag leisten.
