Im Rahmen des Förderprogramms Interreg VI Deutschland-Nederland wurde kürzlich das Projekt „X-Lives“ genehmigt. Das Projekt „X-Lives“ ist im High-Tech-Sektor angesiedelt und in diesem sollen neue Werkstoffe und Recyclingverfahren für insbesondere Polymere sowie Faser- und mineralische Werkstoffe entwickelt werden. Die Projektpartner haben festgestellt, dass in den genannten Werkstoffen nach ihrer ursprünglichen Verwendung noch viel ungenutztes Potenzial steckt. Sie erwarten, mit diesem Projekt den aktuellen Stand der Technik in der Grenzregion übertreffen zu können. Deshalb wird in mindestens 20 Teilprojekten untersucht, wie die Werkstoffe in unserer Fertigungsindustrie intelligenter genutzt werden können, wie sie ohne Qualitätsverlust recycelt werden können und wie ihre Lebensdauer in Form von aufbereiteten Produkten verlängert werden kann.
In der heutigen Gesellschaft muss zu einer Kreislaufwirtschaft übergegangen werden, damit Rohstoffe erhalten bleiben und der CO2-Ausstoß in Zukunft reduziert wird. Das wird durch den Europäischen Green Deal und das Pariser Klimaabkommen vorgeschrieben. Die Umstellung erfordert eine neue Denkweise in Bezug auf die Wirtschaft und die gesamte Wertschöpfungskette von den Rohstoffen bis hin zum Recycling sowie der Rückgabe von ausgedienten Produkten. Das Projekt „X-Lives“ möchte einen wichtigen Impuls geben, um Organisationen in der Grenzregion zu stimulieren, auf eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft umzustellen.
Materialien so lange wie möglich in einem Kreislauf halten
Während der Projektlaufzeit werden Werkstoffe aus Polymeren, Fasern und Mineralien ausgiebig unter die Lupe genommen. Ziel des Projekts ist es, diese Materialien so lange wie möglich in einem Kreislauf zu halten. Für die einzelnen Materialien ist es aus verschiedenen Gründen notwendig geworden, die Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen. Die Gewinnung und Verarbeitung von primären Rohstoffen verursacht die Hälfte der weltweiten Treibhausgas-Emissionen und den Verlust der Artenvielfalt. Hinzu kommt, dass die fossilen Brennstoffe, aus denen u. a. Polymere hergestellt werden, immer knapper werden.
Ein weiterer Nachteil von Fasern, wie z.B. Baumwolle, besteht darin, dass sie hauptsächlich außerhalb Europas angebaut werden und einen langen Weg zurücklegen müssen, bevor sie ihren endgültigen Bestimmungsort erreichen. Zudem werden Faserstoffe dafür kritisiert, dass sie schwer zu recyceln sind. Dieses Problem besteht auch bei Mineralien. Mineralien, wie z. B. Gips, werden im Bauwesen verwendet, aber oft nur als Füllstoff in Bergwerken wiederverwendet. Deshalb werden die Projektpartner sich auf die Suche nach anderen Verwendungsmöglichkeiten begeben, um die Restmineralien auch in der Bauindustrie wiederverwenden zu können.
Über sieben Millionen Euro
Die im Rahmen des Projekts entwickelten zirkulären Produkte, Verfahren und Dienstleistungen werden, je nach Möglichkeit, von den Partnern nach Projektende auf den Markt gebracht. Sie wichtig, um den Umstieg zu einer Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die Gesamtinvestitionen für dieses Projekt belaufen sich auf 7.356.855 Euro, wovon etwa 40 Prozent aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung stammen. Das Projekt läuft im Frühjahr 2026 aus.
X-Lives ist ein Projekt, das in einem offenen Projektteil Mittel für KMU zur Verfügung stellt, die konkrete Ideen für eine ressourceneffiziente Wirtschaft in der Praxis testen wollen. Bewerben können sich Organisationen aus dem gesamten Programmgebiet von Interreg VI Deutschland-Nederland. Anschließend wird gemeinsam mit den Projektpartnern die Möglichkeiten einer Teilnahme an dem Projekt geprüft. Interessierte sollten sich dazu mit Martin Gründkemeyer vom Netzwerk Oberfläche in Verbindung setzen. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit können die KMU neue Märkte erschließen und neue Handelsbeziehungen aufbauen. Die Bündelung von Ansätzen führt dabei zu einem Mehrwert für die Grenzregion in den Niederlanden und Deutschland. Die festen Projektpartner von X-Lives sind: Netzwerk Oberfläche NRW e. V., Billionpeople B.V., BlueXPRT BV, CTP Advanced Materials GmbH, Fachhochschule Münster, Hochschule Niederrhein, Polymer Science Park und Vereniging Circulair Friesland.