Gegen 9 Uhr am Montagmorgen füllte sich allmählich das Sacklager der Viller Mühle in Goch: Zwischen nostalgischen Marktständen, Antiquitäten und Kuriositäten in allen Farben und Formen lag gleichsam Faszination und Spannung in der Luft: Etwa 180 Schülerinnen und Schüler waren zusammen mit ihren Lehrkräften aus verschiedenen deutschen und niederländischen Städten angereist, um an der Preisverleihung des vierten euregionalen Schulwettbewerbs teilzunehmen. Die Euregio Rhein-Waal organisierte den Schulwettbewerb in diesem Jahr in Kooperation mit der NRW-Landesregierung sowie den Europe Direct Information Centern in Duisburg und Nijmegen. In den Kategorien deutsche Schule, niederländische Schule und Partnerschulen wurden die kreativsten Einreichungen rund um das Thema Europa gebührend gefeiert. Ob Siegertreppchen oder nicht: Reichlich Sonnenschein, spannende Preise und gemeinsame Erinnerungen gewannen bei der Abschlussveranstaltung alle.
Das Datum der Preisverleihung fiel nicht durch Zufall auf den 9. Mai, denn der Europatag hätte nicht besser zum Motto des Schulwettbewerbs passen können: Etwa 400 Jugendliche aus 19 deutschen und niederländischen Schulklassen entwickelten in den letzten Wochen und Monaten Best- und Worst-Case-Szenarien für den Erdteil, auf dem sie leben. Die Moderatorin Sina Kuipers sprach den Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Veranstaltung ihren Respekt dafür aus: „Sich diesen Themen zu stellen, finde ich mutig. Darum geht der erste Applaus heute an euch.“ Auch die Jury, die die Sieger-Beiträge auswählte, war beeindruckt von den Einsendungen. „Ich fand es spannend zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler Europa sehen, was sie bewegt, welche Ängste und welche Hoffnungen sie haben“, so Pia Awater, Projektmitarbeiterin Nachbarsprache & Buurcultuur der Uni Duisburg-Essen. Auch Euregio-Botschafterin Regina Schneider freut sich: „Ich habe durch die Beiträge viel dazugelernt.“
Bastelwerk, Schauspieltalent und Gesangskünste
Zuerst stieg die Spannung bei den niederländischen Schulen, die in der gleichnamigen Kategorie ausgezeichnet wurden. Als Erste durften sich drei Schüler vom Metameer College aus Boxmeer freuen, die mit einer detailreichen Stop-Motion-Aufnahme einer drehenden Weltkugel dazu aufriefen, die Erde zu schützen. Die ersten beiden Plätze gingen an zwei Parallelklassen des Lyceum Elst, die unter lautem Jubel ihrer Schulkollegen Preise für ihr schauspielerisches Talent entgegennahmen: In kurzen Filmen behandelten sie kritische Themen in Europa wie die Flüchtlingspolitik und den Klimawandel.
In der Kategorie der deutschen Schulen überzeugten vier Schüler der Maria-Sybilla-Merian Gesamtschule in Herzogenrath mit ihrer Zeitung aus der Zukunft: Darin drückten sie aus, wie sie sich Europa in 30 Jahren vorstellen. Der zweite Platz ging an das Kardinal-von-Galen-Gymnasium aus Kevelaer, die eine Europaparlaments-Sitzung im Zoom-Format nachspielten. Die Goldmedaille sicherte sich ein Trio aus dem Kreis Kleve: Jonas, Lotte und Wessel komponierten einen zweisprachigen Song über die Bedeutung Europas für unser alltägliches Leben. „Wir haben etwa 50 bis 60 Stunden an dem Song geschrieben, die Musik produziert und das Video aufgenommen, bis alles gestimmt hat.“
Deutsch-niederländische Freundschaft
An ein musikalisches Highlight reihte sich gleich das nächste: Sarah Hübers, selbst Schülerin aus Bocholt und Songwriterin des Jahres 2021, performte vier eigene Songs und erfüllte die Viller Mühle mit ihrer eindrücklichen Stimme und Gitarrenklängen in emotionalen Liedern über Träume und Mut. Der letzte Song, „Das sind wir“, handelt von einer Freundschaft, auf die man sich immer verlassen kann: „So wie die zwischen Deutschland und den Niederlanden“, erklärt Sarah.
Wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen den Ländern sein kann, bewiesen auch die Sieger der nächsten Kategorie „Partnerschulen“. Das Städtische Gymnasium Straelen und das Jan van Brabant College aus Helmond hatten ihre Konkurrenz schnell abgehängt: Trotz weiterer Anmeldung gelang es nur ihnen, den kooperativen Wettbewerbs-Beitrag fertigzustellen. Die Partnerschulen begeisterten die Jury mit ihrem selbst kreierten „Europoly“. In dieser abgewandelten Monopoly-Version stehen europäische Werte wie Demokratie und Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Spiel“. Heidi de Ruiter von der Euregio Rhein-Waal überreichte der Gruppe daher zusätzlich den Sonderpreis: „Dass ihr auch in Coronazeiten grenzüberschreitend so ein Projekt auf die Beine gestellt habt, verdient ein Extra-Kompliment.“ Dieses erhielten sie in Form einer Rubbel-Weltkarte, auf der die Länder freigelegt werden dürfen, die die Schülerinnen und Schüler schon bereist haben. Die anderen Siegergruppen gewannen Gutscheine für Kino- und Eisdielenbesuche sowie Reise(tage)bücher. Alle teilnehmenden Klassen erhielten außerdem ein Brettspiel, mit dem sie die kuriosesten Seiten Europas entdecken können.
Ein unvergesslicher Tag
Im Anschluss an die Veranstaltung ließen sich die Schülerinnen und Schüler nach einem Schlenker zum Snack-Buffet am Wasser auf der Terrasse mit Tante Emma-Flair nieder. Gäste und Sonne lachten um die Wette: Die Stimmung war ausgelassen an der ehemaligen Öl- und Getreidemühle, die von ihrem Besitzer auch liebevoll „Markt der vergessenen Waren“ genannt wird. Das passt – denn dieser Ort sorgt wirklich für unvergessliche Erinnerungen. „So ein Tag wie heute bleibt im Gedächtnis. Wenn ich meine Schüler in zehn Jahren frage, an welche Highlights aus der Schulzeit sie sich noch erinnern, wird das ganz vorne mit dabei sein“, schwärmt Lehrer Sven Kohnen aus Straelen.