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Grenzüberschreitende, neue technische Möglichkeiten in der Krebsforschung

In zwei zusammenhängenden grenzüberschreitenden INTERREG VA Deutschland-Nederland-Projekten haben sich Partner aus dem medizinischen und produzierenden Bereich in den letzten zwei Jahren bei Entwicklungen in der Krebsforschung gegenseitig unterstützt. Sie haben gemeinsam Geräte entwickelt und getestet, mit denen sie u. a. Krebszellen isolieren und untersuchen können. Konkret handelt es sich dabei um zirkulierende Krebszellen (CTC), die sich über das Blut durch den Körper bewegen. Das regionale Programmmanagement INTERREG hat sich darüber mit Prof. Dr. med. Nikolas Stoecklein, transnationaler Wissenschaftler an der Universitätsklinik in Düsseldorf, unterhalten.

Bereits in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts wurde begonnen zirkulierende Krebszellen systematisch zu untersuchen, damals noch mit einfachsten Methoden. Im Laufe der Zeit wurden, die Methoden zum Nachweis der ins Blut gestreuten Tumorzellen und deren Analyse verfeinert und automatisiert. In diesem Zusammenhang wurde nun ein Prototyp entwickelt, mit dem einzelne identifizierte zirkulierende Tumorzellen automatisch isoliert werden können, der so genannte Cell Puncher Pro. Im Rahmen des gleichnamigen Projekts wurde dieses Gerät zu einer benutzerfreundlicheren und professionelleren Version weiterentwickelt, die in Zukunft auf den Markt gebracht werden könnte.

An diesem Projekt waren die deutschen und niederländischen Unternehmen VyCap, IDkon, JB Ventures, KaneTronics, micronit gmbh und Stevens idea partners BV sowie die Universität Twente, die Universität Groningen und die Universitätskliniken in Düsseldorf und Münster beteiligt. Viele dieser Akteure standen bereits vor der Durchführung des Projekts aufgrund gemeinsamer Interessen in grenzübergreifenden Kontakten miteinander. Dies war auch bei Prof. Dr. med. Stoecklein der Fall, der als Deutscher selbst seit vielen Jahren in den Niederlanden lebt und mit der niederländischen Sprache und Kultur vertraut ist.

Unnötige Operationen vermeiden

Durch die Analyse der isolierten Tumorzellen können Informationen gewonnen werden, die in Zukunft für individuelle Behandlungen wichtig sein könnten. Im zweiten, thematisch verwandten Projekt „Tumordetektion in Lymphknoten“ wurden hauptsächlich Methoden entwickelt, die es erlauben sollen, in Lymphknoten gestreute Krebszellen zu diagnostizieren, die in heutigen Routineverfahren häufig übersehen werden. Mit solchen genaueren Diagnosen kann eine angemessenere Behandlung auf individueller Ebene erfolgen. Zum Beispiel könnte dies im Falle von bösartigen Kopf-Hals-Tumoren bedeuten, dass das Ausmaß der Operation besser gesteuert werden kann. Theoretisch eröffnet die neue Methode also die Möglichkeit, unnötige Operationen zu vermeiden und damit die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.

Zusätzlich können solche gestreuten Tumorzellen auch mit Hilfe des Cell Puncher Pro analysiert werden, um in Zukunft therapie-relevante molekulare Analysen durchführen zu können. Denn je mehr man über die einzelnen Tumorzellen weiß, desto besser könnte man die Medikation auf sie abstimmen und die Wirksamkeit der Medikamente feststellen: „Durch die Analyse der gestreuten Tumorzellen könnten innovative molekulare Therapien unterstützt werden. Deren Ziel ist es, die Behandlung zu verbessern und die Heilungschancen zu erhöhen“, so Prof. Dr. med. Stoecklein.

Für diagnostische Analysen

In beiden Projekten wurde gezeigt, dass mit Hilfe des Cell Puncher Pro minimalste Mengen von biologischem Material (einzelne Zellen) von Krebspatienten gewonnen und theoretisch für diagnostische Analysen verwendet werden können. Dabei sind die Anwendungsmöglichkeiten des Cell Puncher Pro nicht nur auf die Diagnostik beschränkt. So könnte das Gerät zum Beispiel auch im Rahmen industrieller Anwendungen dazu dienen, Einzelzell-Isolierungen zu automatisieren und effizienter zu gestalten.

Vielversprechende Technologien

Die zwei von der EU mitfinanzierten Projekte haben mit positiven Ergebnissen gezeigt, dass der Cell Puncher Pro für die Isolierung von Tumorzellen geeignet ist und die entwickelte Technologie im Rahmen moderner Krebsdiagnostik eingesetzt werden könnte. Bis dies jedoch in der Praxis in Krankenhäusern möglich ist, müssen in den nächsten Jahren weitere Untersuchungen in Form von klinischen Studien durchgeführt werden. Da die bisher erzielten Ergebnisse vielversprechend sind, planen die Projektpartner, selbst derartige Untersuchungen durchzuführen. Schließlich wird die Akzeptanz und Umsetzung der neuen Technologien in erster Linie von ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit abhängen. Sobald diese in mehreren unabhängigen klinischen Studien bewiesen wurde, kann man Ärzte davon überzeugen, diese Technologien in der Praxis anzuwenden.