Hafen Rotterdam prüft Pipeline nach NRW

Der Hafenbetrieb Rotterdam und die Rotterdam Rijn Pijpleiding Company (RRP) haben eine gemeinsame Machbarkeitsstudie zur Entwicklung und zum Bau einer sogenannten Delta-Corridor Pipelineverbindung gestartet. Sie eigne sich für verschiedene Produkte wie beispielsweise Wasserstoff. Die Pipelines sollen den Hafen Rotterdam, den Industriepark Chemelot (Limburg) und Nordrhein-Westfalen verbinden.

Das potentielle Pipeline-Projekt mit dem Namen Delta Corridor könne laur eigenen Angaben die strategische Position des Rotterdamer Hafens in Nordwesteuropa stärken, biete Chemelot weitere Nachhaltigkeitschancen und könnte sich zu einer wichtige Versorgungsroute für die deutsche Industrie entwickeln, die dadurch gleichzeitig CO2-Emissionen reduzieren könne.

Weitere Kooperationen möglich

Die Machbarkeitsstudie werde in einem ersten Schritt vom Hafenbetrieb Rotterdam und der RRP (Ruhr Oel Raffinerie und bp) in Zusammenarbeit mit den niederländischen Ministerien für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, für Wirtschaft und Klima sowie für Inneres und Äußeres durchgeführt. Im weiteren Verlauf beabsichtigen die Beteiligten, weitere Kooperationen möglich zu machen, damit sich auch andere Interessierte dem Projekt anschließen können.

Wichtiger Energieträger

Das Projekt setze an bereits erfolgten Untersuchungen an, die vom Hafenbetrieb, Chemelot und dem niederländischen Staat durchgeführt wurden. Damit sei bereits ein positives Signal für die Stärkung der West-Ost-Verbindungen gegeben, sofern die Nachfrage aus Deutschland ausreichend steige.

Letzteres scheine der Fall zu sein, da Deutschland in diesem Jahr die nationale Wasserstoffstrategie und einen entsprechenden Förderrahmen in Höhe von knapp neun Milliarden Euro vorgelegt hat, bei dem der Import von Wasserstoff in beträchtlichem Umfang über Rotterdam erfolgen könnte. Wasserstoff wird sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff beispielsweise in der Petrochemie und der Stahlindustrie eingesetzt.

Nutzung durch verschiedene Parteien

Grafik Pipeline Rotterdam NRW
Grafik: Port of Rotterdam

Das Hafenbetrieb-RRP-Team konzentriere sich schwerpunktmäßig auf die technischen und kommerziellen Aspekte der Pipelines für Wasserstoff, CO2, LPG und Propylen mit Blick auf die verschiedenen Industriecluster und Unternehmen in den Niederlanden und Deutschland. Im Prinzip werden die Pipelines als sogenannte „Common Carrier Pipelines“ entwickelt, wobei verschiedene Parteien diese Pipelines nutzen können, heißt es vom Hafen Rotterdam. Abgesehen von der Lieferung von Produkten, die zur Nachhaltigkeit beitragen, reduzieren die unterirdischen Pipelines auch die Notwendigkeit des Transports per Bahn.

Edwin van Espen, der das Projekt auf Seiten des Hafenbetriebs Rotterdam leitet, sieht große Chancen: „Der Druck hinsichtlich der rechtzeitigen Umsetzung der Klimaziele steigt. Der Delta Corridor spielt in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle für Industriecluster in den Niederlanden und Deutschland. Auf diese Weise trägt das Projekt zu einer nachhaltigen Wirtschaft, zu Wohlstand und Beschäftigung bei. Darüber hinaus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Lebensqualität entlang der Schiene, da ein unterirdischer Pipelinekorridor das Schienennetzwerk entlastet.“

„Energiehafen Nordwesteuropas“

Zur Deckung der steigenden Nachfrage, insbesondere nach Wasserstoff, hat Rotterdam in den letzten Monaten eine Reihe von Partnerschaften mit zahlreichen Ländern geschlossen. Dazu zählen Portugal, Marokko, Oman, Australien, Chile, Brasilien und Kanada. Mittels dieser wichtigen Importfunktion will Rotterdam seine Position als „Energiehafen Nordwesteuropas“ auch für die Zukunft sichern. Dies bringt erhebliche wirtschaftliche Vorteile für die niederländische Wirtschaft mit sich.

Die vorgesehene Trasse des Delta Corridor soll von Rotterdam über Moerdijk, Tilburg und Venlo nach Chemelot und Nordrhein-Westfalen verlaufen. Da die kombinierte Installation verschiedener Pipelines erhebliche Synergieeffekte mit sich bringe, werde im Rahmen der Inventarisierung von Lieferanten und Abnehmern auch direkt untersucht, inwieweit Bedarf für die Erweiterung des geplanten Bündels um zusätzliche Pipelines für andere Produkte und Stromkabel vorhanden sei. Es würden zudem Möglichkeiten geprüft, andere Industriecluster in den Niederlanden und Belgien an das Pipeline-System anzuschließen.

Ein bedeutender Teil der Trasse deckt sich mit der Lage der bestehenden RRP-Pipelines. Seit den 1960er Jahren werden über diese Pipelines jährlich Dutzende Millionen Tonnen an Rohstoffen und Produkten zwischen Rotterdam und Nordrhein-Westfalen transportiert.