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Kulturelle Brücke zwischen Sachsen und den Niederlanden

In der ersten Hälfte des Jahres 2024 verbindet ein abwechslungsreiches Kulturprogramm die kulturellen Szenen von Dresden, Leipzig und Chemnitz mit denen von Rotterdam und Amsterdam.

Mit Unterstützung von »So geht sächsisch.« hat das Goethe-Institut Rotterdam die Veranstaltungsreihe „Begegnungen // Ontmoetingen“ ins Leben gerufen. Ziel ist es – auch vor dem Hintergrund des diesjährigen Gastlandauftritts der Niederlande und Flanderns auf der Leipziger Buchmesse (21. bis 24. März 2024) – der sächsischen Kultur- und Kreativszene ein Schaufenster in den Niederlanden zu bieten und in verschiedenen Veranstaltungsformaten zeitgenössische Perspektiven der Kulturszene auf beiden Seiten sichtbar zu machen.

Klub Solitaer goes Rotterdam

Den Startschuss gibt ein Pop-Up-Event des Chemnitzer Klubs Solitaer, der während der Rotterdam Art Week am 3. und 4. Februar das Goethe-Institut Rotterdam übernimmt und sich und seine Arbeit der Rotterdamer Kulturszene vorstellen wird. Seit 2010 ist der Klub Solitaer e.V. in und um Chemnitz Initiator und Inkubator für zahlreiche Kulturprojekte. Mit Atelierhäusern und Ausstellungsflächen ist der Klub aus der Kunstszene der zukünftigen Kulturhauptstadt heute nicht mehr wegzudenken.

Tandemresidenz Chemnitz – Rotterdam

Ebenfalls zur Rotterdamer Art Week (31. Januar bis 7. Februar) werden die Ergebnisse des künstlerischen Austausches zweier junger Kunstschaffender aus Chemnitz und Rotterdam erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Martin Lucas Schulze (Chemnitz) und Johannes Langkamp (Rotterdam) – beide einander bis dato gänzlich unbekannt – hatten zuvor das Experiment gewagt, im Rahmen einer Tandemresidenz einige Wochen lang gemeinsam künstlerisch zu arbeiten.

Der gebürtige Leipziger Martin Lucas Schulze war Meisterschüler bei Prof. Hartmut Neumann an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und setzt sich in seinen Arbeiten hauptsächlich mit Destruktionskunst, dem Mythos der Zerstörung in der Kunst sowie dem Thema „Verfall“ auseinander. Johannes Langkamp ist bildender Künstler und visual artist mit deutschen Wurzeln, der zurzeit in Rotterdam lebt. Digitale Kunstwerke, Experimente, kinetische Modelle, Videos, Rauminstallationen prägen Langkamps Schaffen und ließen im Zusammenspiel mit Martin Lucas Schulzes Arbeiten Unerwartetes und Sehenswertes entstehen.

„Du hast eine neue Freundschaftsanfrage!“

Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse 2024 mit ihrem Niederlande/Flandern-Schwerpunkt wird am 2. März das literarische Korrespondenz-Projekt „Du hast eine neue Freundschaftsanfrage!“ Station im Goethe-Institut Amsterdam machen. Im Rahmen dieses Projektes, sind drei sächsische und drei niederländische bzw. flämische Dichterinnen miteinander über Freundschaft in Korrespondenz getreten. Das Projekt kuratieren die Publizistin Bettina Baltschev und die Literaturkritikerin Margot Dijkgraf – beide verantworten auch den Gastlandauftritt auf der Leipziger Buchmesse. Und schließlich wird es auch beim Poetry International Festival in Rotterdam Lyrik aus Sachsen zu entdecken geben.

Antye Guenther stellt legendäres Zwiebelmuster in Mittelpunkt ihres Spionagethrillers

Antye Guenther hat in Leipzig Fotografie studiert und lebt heute in Rotterdam. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sich die gebürtige Rostockerin, Jahrgang 1981, mit den Verbindungen zwischen Japan und Ostdeutschland, wobei Porzellan und das berühmte Zwiebelmuster als Leitfaden dienen. Anlässlich der Rotterdamer Museumsnacht010 stellt Guenther am 2. März ihr neues Projekt „Zwiebelmuster“ vor.

Darin befasst sie sich mit dem illegalen Technologietransfer trotz des Handelsembargos, der in den 1970er und 1980er Jahren zwischen Japan und der DDR stattfand. In jener Zeit diente das Meissener Porzellan oft als wertvolles Geschenk, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu glätten. Ebenfalls spannend: Eine originalgetreue Kopie des barocken Dresdner Zwingers wurde damals in einer typisch südjapanischen Landschaft voller Reisfelder aufgebaut. Recherchefunde wie diese machte sich Antye Guenther zu eigen und entwickelte daraus eine spannende Science-Fiction-Spionagegeschichte. Während der Museumsnacht010 wird sie die Geschichten hinter dem Projekt erzählen und einige neue Exponate ihrer eigenen Porzellanarbeiten präsentieren.

Über den Dächern von Rotterdam

Wie Dächer Sachsen und die Niederlande verbinden, wird während der Dachtage Rotterdam (24. – 26. Mai) erlebbar sein, denn dann werden die Dächer der Innenstadt zum Experimentierfeld und zur Projektionsfläche für Projekte, die gemeinsam mit der Stadt Chemnitz und „Bunte Dächer Chemnitz“ entwickelt wurden. Beide Städte – Chemnitz und Rotterdam – sind Mitglieder im Europäischen Netzwerk für Kreative Dachnutzungen (ECRN) und setzen sich dafür ein, das Potenzial von Dachlandschaften als Ressource für städtische Entwicklungsplanungen zu erschließen und erlebbar zu machen.

Auch die digitale Kultur aus Sachsen erhält ein Fenster im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Begegnungen // Ontmoetingen“. Sie steht im Mittelpunkt eines gemeinsamen Projektes mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Es befindet sich aktuell allerdings noch in der konkreten Ausgestaltung. HELLERAU zählt heute zu den wichtigsten internationalen Zentren der zeitgenössischen Künste in Deutschland und Europa und bietet Tanz, Musik, Theater, Performance, Medienkunst und Bildender Kunst Räume für Produktion und Präsentation.

„Ursula Walter kommt!“

Im Bereich der zeitgenössischen Kunst wird die Dresdner Galerie „Ursula Walter“ unter dem Motto „Ursula Walter kommt!“ im Juni in Rotterdam zu Gast sein und sächsische und Rotterdamer Künstler zum Dialog einladen. Der Dresdner Projektraum feiert 2023/2024 sein zehnjähriges Bestehen. Seit 2018 spielen niederländische Positionen eine zentrale Rolle im Ausstellungsprogramm der Galerie. Angestoßen wurde es durch das Austauschprogramm mit dem Kulturamt der Stadt Dresden und dem Centrum Beeldende Kunst Rotterdam.

Delft und Meißen: Gemeinsame Keramiktradition verbindet

Beteiligt ist auch das langjährige Residenzprogramm der Partnerstädte Dresden und Rotterdam, das 2024 den Fokus auf die künstlerische Keramik legt. Damit stellt das Programm die besonderen historischen Verbindungen zwischen Sachsen und den Niederlanden heraus. Diese zeigt sich insbesondere in der langen Tradition der Herstellung von Keramik.

„Die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Sachsen reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück, als Wilhelm von Oranien Anna von Sachsen heiratete“, sagt Martin Bach, Institutsleiter des Goethe-Instituts Niederlande. „Zunächst waren sie lange geprägt vom Porzellanhandel mit den Zentren Delft und Meißen“, so Bach weiter. „Meissener Porzellan und das Delfter Blau sind weltberühmt. Heute ist Sachsen als Region im Osten Deutschlands vielen Niederländern kein Begriff, wenngleich es florierende wirtschaftliche, touristische und kulturelle Verbindungen gibt. Hier möchten wir gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen ansetzen, den Austausch verstärken und die Früchte dieser Verbindungen sichtbar machen.“

Die Veranstaltungsreihe „Begegnungen // Ontmoetigen“ wird gemeinsam mit den folgenden Projektpartnern durchgeführt: Bunte Dächer Chemnitz, CBK Rotterdam, Cool Clay Collective, Dachtage Rotterdam, Galerie Ursula Walter, Hellerau Europäisches Zentrum der Künste, Leipziger Buchmesse, Klub Solitaer e.V., Poetry International, Riesa efau, Rotterdam Art Week.