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Mehr als 10 Millionen Euro für drei INTERREG-Projekte

In den Lenkungsausschüssen des Interreg Deutschland-Nederland Programms wurden von verschiedenen deutschen und niederländischen Instanzen neue Projekte genehmigt. Die Projekte haben ein 18-wöchiges Antragsverfahren durchlaufen und können nun mit der Umsetzung der geplanten Projektziele beginnen. Beim regionalen Programmmanagement Interreg in Gronau wurden drei Projektanträge eingereicht und auch genehmigt. Die Projekte konzentrieren sich auf verschiedene Themen. Dazu gehören die nachhaltige Gestaltung bestehender Wohngebiete in Deutschland und den Niederlanden, grenzüberschreitende Gesundheitswesen und technische Entwicklungen zur Gewinnung von Biogas aus Abwasser. Die drei Projekte verfügen zusammen über ein Gesamtbudget von 10.739.167,68 Euro. Davon entfallen knapp sieben Millionen Euro auf „FutureBEEing“, etwa 2,1 Millionen Euro auf „BRIDGE“ und rund 1,65 Millionen Euro auf „CREATE“.

FutureBEEing

Deutschland und die Niederlande haben ein ehrgeiziges Ziel: Unsere Quartiere sollen in nachhaltige Lebensräume transformiert werden. Bis 2030 streben beide Länder eine CO2-Reduktion von 55 Prozent an, bis 2050 sollen alle Gebäude vollständig CO2-neutral sein. Während der Bau neuer Quartiere bereits aktiv die neuen, durch den Klimawandel eingeführten Vorschriften berücksichtigt, besteht die Herausforderung gerade bei bestehenden Quartieren Hier werden ausreichende, geeignete und zukunftssichere Wohngebiete und Wohnungen dringend benötigt. Die Projektpartner von FutureBEEing wollen daher einen Ansatz entwickeln, um schneller integrierte, umsetzbare und realisierbare Quartiersumstellungspläne zu erstellen. Zu den Projektpartnern gehören die Provinz Overijssel, Buro De Haan B.V., energieland2050 e.V., FH Münster, Gemeente Enschede, Gemeente Hengelo, Küsters Grün.Stadt.Klima, Saxion Hogeschool und die Stadt Münster. Ein großer Vorteil ist, dass die Kommunen auf diese Weise direkt mit Ingenieurbüros und Wissenseinrichtungen zusammenarbeiten, die sie bei Klimaanpassungsmaßnahmen beraten.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer digitalen Lösung, die aus zwei Teilen besteht: einem „Tool“ und einer entsprechenden „Menükarte“ zur Standardisierung und Automatisierung von Maßnahmen. Die hier beschriebenen Methoden bieten den Entscheidungsträgern mehrere Optionen oder Szenarien, um eine Quartierumstellung zu kreieren, die mehr Nachhaltigkeit gewährleistet. Die Menükarte und das Tool bauen aufeinander auf, wobei die Menükarte einen umfassenden Überblick über alle Maßnahmen bietet, die die Zukunftsfähigkeit eines Quartiers fördern können, wie z. B. Lösungen für die energetische Sanierung bestehender Gebäude, Klimaanpassung, Förderung der biologischen Vielfalt, Einbindung der Natur, Wasserwirtschaft und Eindämmung von Hitzestress.

Darüberhinaus nutzt das Tool mit Hilfe von 2D/3D-Methoden wiederum die Informationen und Standards aus der Menükarte, um Quartiersentwicklungspläne zu erstellen. Mithilfe von Konfiguration, Simulation und Evaluierung beschleunigt das Tool den Prozess der nachhaltigen Quartiersentwicklung und ermöglicht die Beurteilung verschiedener Szenarien. Außerdem werden Building Information Models verwendet, um Wahlmöglichkeiten zu visualisieren und komplexe Entscheidungen auf der Grundlage der Anforderungen und Wünsche der Beteiligten zu treffen. Das Projekt läuft bis Ende 2027.

BRIDGE

Die Volksgesundheit macht nicht an der Grenze halt, wie die Covid-19-Pandemie gezeigt hat. Krankenhäuser in der deutsch-niederländischen Grenzregion stehen vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Diese reichen von geringeren Kapazitäten in dünn besiedelten Regionen und und der damit verbundenen Personalknappheit bis hin zu dem Mangel an Intensivbetten in den Niederlanden oder Medikamentenengpässen in Deutschland. Dadurch entsteht ein hoher Bedarf an der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen, damit die Patienten die bestmögliche Versorgung zum jeweiligen Zeitpunkt erhalten können. Derzeit findet grenzübergreifender Austausch in der Region bereits in Bezug auf Hubschrauber und Rettungswagen, Notfall- und akute kindermedizinische Versorgung statt. Allerdings werden diese Punkte dennoch separat organisiert, die Zusammenarbeit beruht auf individuellen Vereinbarungen. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit zwischen den folgenden niederländischen und deutschen Parteien: Universität Twente, Bureau Acute Zorg Euregio, NovioQ, Universität Münster und Universitätsklinikum Münster.

Das Hauptziel von BRIDGE ist, bestehende Herausforderungen beim länderübergreifenden Ressourcenaustausch, wie fehlende Koordination, Bürokratie und kulturelle Unterschiede zu überwinden. Ein Beispiel für eine konkrete Maßnahme im Rahmen des Projekts ist die Entwicklung einer digitalen Plattform, die die Zusammenführung von medizinischem Personal und Behandlungsressourcen zwischen den Ländern ermöglicht und vereinfacht. Ähnlich wie bei eBay wird diese Plattform die verfügbaren Kapazitäten dem Bedarf anpassen. Außerdem werden mehrere Feldversuche organisiert, um neue Lösungen zu in der Praxis zu erproben. Dies entspricht der EU-Ambition, hochwertige, innovative und gerechte Gesundheitsversorgung in angemessener Entfernung für alle in Europa zu gewährleisten. Wenn Patienten an nationale Gesundheitsdienstleister gebunden sind, müssen sie manchmal weite Strecken zurücklegen, um bestimmte Behandlungen zu erhalten. Besser wäre es, wenn sie ein nahe gelegenes Krankenhaus auf der anderen Seite der Grenze nutzen könnten. Das Projekt läuft bis Ende 2027.

CREATE

Im neuen Projekt CREATE befassen sich mehrere Projektpartner mit dem Thema der anaeroben Abwasserbehandlung. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem Bakterien – unter Sauerstoffausschluss – organische Stoffe im Wasser in Biogas umwandeln. Dieses Biogas kann dann als Energiequelle genutzt werden. Das Projektkonsortium besteht aus der Fachhochschule Münster, dem Centre of Expertise Water Technology in Leeuwarden, der Stichting Kiemt und drei verschiedenen KMU. Sie produzieren Abwässer und Rückstände mit einem hohen ungenutzten Energiepotenzial. Gemeinsam mit den Unternehmen untersuchen die Forschungsinstitute die Abwasserströme und Reststoffe, erfassen die wichtigsten Parameter und bestimmen das Biogaspotenzial des Abwassers. Darüber hinaus werden Möglichkeiten entwickelt und erprobt, das gewonnene Biogas in den Betriebsalltag der Unternehmen einzusetzen. Ziel des Projekts ist es, den Anteil der KMU in der Grenzregion zu erhöhen, die ihr organisch verunreinigtes Abwasser zur Energiegewinnung durch anaerobe Abwasserbehandlung nutzen und damit Biogas als Erdgasersatz produzieren. Dies macht sie unabhängiger vom regulären Gasnetz.

Das Projekt richtet sich an alle Unternehmen im Programmgebiet Interreg Deutschland-Nederland, die Abwasserströme erzeugen, die derzeit nicht zur Energieerzeugung genutzt werden. Dazu gehören insbesondere Unternehmen aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Brauereien, Brennereien, Papierherstellung und Textilproduktion. Allein in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und den Niederlanden gibt es rund 9.000 kleine und mittlere Unternehmen, bei denen potenziell nutzbares Abwasser anfällt, von dem ein Großteil noch nicht für die Energieerzeugung genutzt wird. Diese Unternehmen sollen über bestehende Netzwerke erreicht werden. Dazu möchte das Projektteam Konferenzen, Workshops, Webinare und Beratungsgespräche anbieten, in denen das Wissen aus dem Projekt weitergegeben wird. Die am Projekt beteiligten Unternehmen, darunter die Bruno Gelato GmbH (Rhaudermoor) und die Molkerei Söbbeke GmbH (GronauD), dienen als Beispiele für andere Unternehmen. Im Laufe des Jahres 2024 soll ein niederländisches Unternehmen aufgenommen werdeb. Das Projekt läuft bis Ende 2026.

Interreg-Finanzierung

Die Interreg-Finanzierung stammt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Mit der Genehmigung der oben genannten Projekte fließen 4.545.903,34 Euro aus diesem Fonds in die deutsch-niederländische Zusammenarbeit. Zudem leisten die Interreg-Partner einen Kofinanzierungsbeitrag in Höhe von 1.948.244,29 Euro. Dabei handelt es sich um deutsche und niederländische Provinzen und Ministerien. Die Projektpartner finanzieren darüber hinaus einen Eigenbeitrag von 4.245.020,05 Euro.