Das niederländische Kabinett hat am Montag beschlossen, die erste Stufe einer Gaskrise auszurufen: die „Frühwarnung“. Damit tritt der Plan zum Schutz und zur Wiederherstellung von Gas (Bescherm en Herstelplan Gas) in Kraft. Russland liefert derzeit viel weniger Gas nach Europa als vereinbart, wodurch sich das Risiko von Gasknappheit in Europa erhöht. In den Niederlanden ist davon derzeit jedoch noch keine Rede.
Die niederländische Regierung unternimmt diesen Schritt laut eigenen Angaben, um die Niederlande so gut wie möglich auf die Winterzeit vorzubereiten. Mit dem Inkrafttreten des Schutz- und Wiederherstellungsplans müssen die Gasunternehmen der Regierung demnach täglich detaillierte Informationen über die Gaslieferungen übermitteln. Dadurch könne die Regierung den Gasmarkt noch genauer überwachen und zusätzliche Maßnahmen ergreifen, wenn die Situation dies erfordert.
Außerdem hebe die niederländische Regierung die Produktionsbeschränkung für Kohlekraftwerke sofort auf, um Gas für die Befüllung der Gasspeicher zu sparen. Zudem kündigt sie ein nationales Energiesparziel und eine befristete Ausschreibung für Gaseinsparungen an.
Frühwarnung
Der Plan zum Schutz und zur Wiederherstellung der Gasversorgung enthält die Maßnahmen, die die Niederlande ergreifen können, wenn ein Gasmangel droht. Die „Frühwarnung“ sei die erste von insgesamt drei Krisenstufen. Derzeit gebe es in den Niederlanden keine akute Gasknappheit, aber der Rückgang der Gasversorgung könne Folgen haben. Zum Beispiel auf die Energiepreise und auf die Befüllung der Gasspeicher in den Niederlanden und in Nordwesteuropa. Diese sei notwendig, um sicherzustellen, dass genügend Gas für die kommende Winterperiode zur Verfügung stehe.
Unternehmen und Haushalte sollen Energie sparen
Die Notwendigkeit des Energiesparens hat sich durch den Rückgang der russischen Gaslieferungen verschärft. Die Regierung appelliert daher eindringlich an Unternehmen und Haushalte, auch im Sommer so viel Energie wie möglich zu sparen. Am 4. Juli wird die Energiesparkampagne „Zet ook de knop om“ mit neuen Spartipps für Unternehmen und Haushalte für die Sommerzeit fortgesetzt. Teil der Kampagne für Unternehmen ist ein Tool für KMU, mit dem Unternehmer sofort sehen können, welche Energieeinsparungs- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen sie in ihrem Unternehmen ergreifen können und welche Subventionen verfügbar sind. Die Regierung verschärft auch die Energiesparauflagen für Unternehmen und entwickle dafür ein nationales Energiesparziel.
Kapazitäten von Kohlekraftwerke werden hochgefahren
Da die Gefahr einer Gasverknappung gestiegen ist, hat das Kabinett gestern beschlossen, die Produktionsbegrenzung für Kohlekraftwerke für die Jahre 2022 bis einschließlich 2024 unverzüglich aufzuheben. Das bedeutet, dass die Kohlekraftwerke wieder mit voller Kapazität produzieren dürfen, was dazu führt, dass weniger Gas für die Stromerzeugung in Gaskraftwerken benötigt wird. Dadurch verringert sich das Risiko von Gasengpässen und die Gasspeicher in den Niederlanden und Europa können leichter gefüllt werden. Ziel ist es, die Gasspeicher in den Niederlanden in diesem Jahr mehr zu füllen als in Europa vereinbart.
Die Regierung werde in Kürze zusätzliche Maßnahmen vorschlagen, um die zusätzlichen CO2-Emissionen der Kohlekraftwerke zu kompensieren. Und kurzfristig werde sie ein befristetes Gassparprogramm entwickeln, das großen Abnehmern von Gas einen finanziellen Anreiz bietet, ihren Gasverbrauch zu senken.