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Niederlande erhöhen Bußgelder im Straßenverkehr

Jeder, der in den Niederlanden schon einmal Erfahrungen mit Radarkontrollen oder anderen Verkehrsverstößen gemacht hat weiß, wie teuer einem das zu stehen kommen kann. Und die Bußgelder wurden noch einmal erhöht. Grund dafür ist auch ein Loch im niederländischen Finanzhaushalt. Vor allem nach Deutschland schicken die niederländischen Behörden viele Strafzettel.

Seit März müssen Verkehrssünder rund zehn Prozent mehr bezahlen. Die Erhöhung gilt für Tempoüberschreitungen, Handyverstöße und weitere Delikte. Gründe für die Erhöhung gehen aus dem „Voorjaarsnota 2023“ hervor. Dabei handelt es sich um eine aktualisierte Fassung des diesjährigen Haushaltsplans. Darin findet sich unter anderem im Haushalt des Ministeriums für Justiz und Sicherheit eine Lücke für die Instandhaltung von Blitzern und Streckenkontrollen von knapp 150 Millionen Euro. Eine Differenz, die auch durch die Verschärfung der Bußgelder ausgeglichen werden soll.

Es ist nicht die erste Erhöhung in der letzten Zeit. Auch die starke Inflation in Folge des Ukraine-Kriegs haben die niederländischen Bußgelder bereits um knapp acht Prozent ansteigen lassen. Dieser Anstieg betrifft allerdings alle Gebühren und beschränkt sich nicht auf den Straßenverkehr.

Soviel zahlt man jetzt für Verkehrsdelikte

Die Preise wurden bei unterschiedlichsten Vergehen erhöht. Für eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 km/h auf der Autobahn zahlt man nun 196 Euro (zuvor 181 Euro). Passiert das Innerorts, werden sogar 219 Euro (+18 Euro) fällig. Die Preise für falsches Parken oder Halten beginnen bei 110 Euro (+10 Euro), das Nicht-Anschnallen kostet 160 Euro (+10 Euro). Fährt man über eine rote Ampel werden nicht mehr 250 Euro, sondern 280 Euro verlangt. Auch ein Handy am Steuer wird 30 Euro teurer und kostet stolze 380 Euro.

Strenge Vollstreckungsregeln

Im Gegensatz zur mancherorts weit verbreiteten Auffassung, vollstrecken die Niederlande ihre Bußgelder auch im Ausland. Wer nicht zahlt, riskiert schnell eine empfindliche Mahngebühr: Der geschuldete Betrag erhöht sich bei erster Nachfrage um 50 Prozent, bei zweitem Mal verdoppelt sich die ursprüngliche Strafe. Aus einem Telefonat am Steuer können so beispielsweise schnell über 700 Euro Strafgebühr entstehen.

Meiste Bußgelder gehen nach Deutschland

Von allem verkehrsbezogenen Bußgeldbescheiden, die die Niederlande verschicken, gehen zehn Prozent ins Ausland. Als größtes Nachbarland mit zahlreichen Urlaubern und vielen wirtschaftlichen Verflechtungen ist es logisch, dass die meisten davon nach Deutschland gesendet werden. Denn von diesen zehn Prozent geht knapp ein Drittel in die Bundesrepublik. Das geht aus den Zahlen der Finanzbehörde Centraal Justitieel Incassobureau (CJIB) hervor.

Insgesamt verstießen knapp 312.000 Deutsche gegen niederländisches Verkehrsrecht. Belgien (234.000) und Polen (90.000) folgen auf den weiteren Plätzen. Der niederländische Verkehrspsychologe Gerard Tertoolen gab eine Einschätzung über die vielen deutschen Verkehrssünder in der Rheinischen Post ab: „Wenn Deutsche über die Grenze fahren, häufig für einen Urlaub, empfinden sie ein Gefühl von Freiheit. Sie fühlen sich freier als im eigenen Land, denken weniger an Regeln. Aber das hat natürlich nichts mit der Wirklichkeit zu tun.“

Trotzdem gibt es auch positive Erkenntnisse: Deutsche Bürger haben immerhin die höchste Quote an bezahlten Bußgeldern. Knapp 86 Prozent aller Verkehrssünder beglichen im Jahr 2022 ihren niederländischen Strafzettel. Zum Vergleich: In Frankreich waren es nur knapp 50 Prozent.