Niedrigwasser in Flüssen und Seen, ein sinkender Grundwasserspiegel: Ähnliche Probleme wie Deutschland haben derzeit auch die Niederlande. Wie die niederländische Regierung mitteilt, habe die anhaltende Dürre zur Folge, dass der nationale Wasserbedarf die Wassermenge übersteigt, die dem Land durch Regen und Flüsse zugeführt wird. Daher hat sie nun einen Wassernotfallplan ausgerufen. Ein Krisenteam kümmert sich um die Verteilung der Wasserreserven.
Die niederländische Regierung geht davon aus, dass die Trockenheit noch einige Wochen anhalten wird. Mark Harbers, Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, teilte der Tweede Kamer gestern mit, dass die Wasserverteilung von nun an das „Managementteam Watertekorten“ (MTW; dt.: Managementteam für Wasserknappheit) übertragen wird.
Nationale und überregionale Maßnahmen
Das MTW besteht aus Vertretern von der Wasserwirtschaftsbehörde Rijkswaterstaat, Wasserverbänden, Trinkwasserunternehmen, Provinzen und beteiligten Ministerien (Landwirtschaftsministerium, Wirtschafts- und Klimaministerium, Infrastruktur- und Wasserwirtschaftsministerium). Sie bereiten mögliche nationale und überregionale Maßnahmen vor, um die Wasserverteilung bestmöglich zu gestalten. Noch seien diese Maßnahmen nicht notwendig, könnten aber in den kommenden Wochen erforderlich werden. In jedem Fall erfordere die derzeitige Situation Entscheidungen, die über Regionen, Funktionen des Wassersystems und Interessengruppen hinausgehen und die verwaltungstechnisch gut koordiniert werden müssten. Das sei die Aufgabe der MTW.
Wie jedes Jahr haben die beteiligten Institutionen die Wassersituation seit März überwacht. Am 13. Juli 2022 wurde die Situation auf die Stufe der drohenden Wasserknappheit (Stufe 1) hochgestuft. Seit gestern gilt auf nationaler Ebene eine tatsächliche Wasserknappheit (Stufe 2).
Probleme in Schifffahrt und Landwirtschaft
Die Wasserknappheit wirke sich vor allem auf die Landwirtschaft und die Schifffahrt aus. Sie führe dazu, das einige Wasserwege unpassierbar sein werden und die Felder nicht mehr ständig bewässert werden können. Auch die Natur werde in Mitleidenschaft gezogen, weil Flüsse, Bäche und Seen weniger Süßwasser liefern. An Leitungswasser herrsche hingegen kein Mangel.
In den vergangenen Wochen mussten einige Wasserverbände bereits Maßnahmen gegen die Dürre ergreifen. So werde beispielsweise der Wasserstand des IJsselmeers so hoch wie möglich gehalten, da ein großer Teil der Niederlande sein Süßwasser von dort bezieht. Außerdem seien an verschiedenen Stellen Pumpen und Schleusen eingesetzt worden, um das Wasser auf die Flüsse zu verteilen.
Im Falle eines Wassermangels werde das Wasserverteilungssystem aktiviert. Das bedeute, dass es in erster Linie darum gehe, die Deiche zu sichern und zum Beispiel irreversible Schäden an der Natur zu verhindern. Außerdem sorge die Regierung dafür, dass die Trinkwasser- und Energieversorgung weiterhin funktioniere.