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Schmerz in der Ems-Dollart-Region

Den Menschen in der deutsch-niederländischen Grenzregion zu vermitteln, wie sie chronische Schmerzen nach Möglichkeit verhindern können, und bereits betroffene Schmerzpatientinnen und -patienten besser zu behandeln – das sind die Ziele des neuen Projekts „Schmerz in der Ems-Dollart-Region: eine versteckte Krankheit mit weitreichenden Folgen“ der Universitätsmedizin Oldenburg und der Universität Groningen (Niederlande). Gefördert mit Mitteln des EU-Programms Interreg VI A Deutschland-Nederland planen deutsche und niederländische Wissenschaftler und Ärzte aus beiden Ländern mehrere Vorhaben, mit denen sie verschiedene Zielgruppen – ob Grundschulkinder oder Werftmitarbeitende – ansprechen.

„Wir freuen uns, dass wir mit dem grenzüberschreitenden Vorhaben das Gesundheitsangebot für Menschen in der Ems-Dollart-Region unmittelbar verbessern können“, sagt Gesundheitsökonom Prof. Dr. Lars Schwettmann. Er forscht am Department für Versorgungsforschung der Universität Oldenburg und am gemeinsam von den Universitäten Oldenburg und Groningen gegründeten Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI), das auf die grenzüberschreitende Forschung im Gesundheitswesen spezialisiert ist. Schwettmann untersucht, wie sich die im Rahmen des Projekts geplanten Maßnahmen auf die Gesundheitssituation in der Region auswirken.

Zwei wichtige Projektteile werden aus Oldenburg koordiniert, darunter ein großes Präventionsprojekt. „Unser Ziel ist es, Menschen in der Region mit einer zweisprachigen Medienkampagne darüber aufzuklären, wie sie am besten mit Schmerzen umgehen können“, erklärt Dr. Peter Sörös, von der Abteilung für Neurologie im Department für Humanmedizin. Wie verbreitet falsche Annahmen sind, zeige etwa der Irrglaube, dass Ruhe und Schonung immer die richtigen Maßnahmen bei Schmerzen seien. „Dabei ist Bewegung wichtig, gerade auch, damit Schmerzen nicht chronisch werden“, so Sörös.

Sensibilisierung für Medikamentengebrauch

Gemeinsam mit der Oldenburger Agentur BOHMerang plant das Team eine mehrjährige Präventionskampagne, die schwerpunktmäßig auf Social-Media-Kanäle setzt. Unter anderem wollen die Beteiligten mithilfe von Influencern spezielle Zielgruppen individuell ansprechen – darunter Sportler. „Die Verwendung von Entzündungshemmern wie etwa Ibuprofen nimmt bei Sportlern stark zu. Dass ein langfristiger, unkontrollierter Gebrauch aber auch zu Nierenschäden führen kann, wissen viele nicht“, nennt Sörös ein Beispiel für einen problematischen Umgang mit Schmerzen. Über Vereine wollen die Forschenden auch direkt mit dieser Zielgruppe in Kontakt treten und zum Beispiel Trainer zum Thema Schmerz schulen. Eine andere Zielgruppe sind Kinder in Grundschulen, die im Sportunterricht lernen sollen, welche Funktionen Schmerz hat – und wann Bewegung trotz Schmerzen sinnvoll sein kann. Außerdem will sich das Team mit speziellen Präventionsmaßnahmen an Menschen wenden, die körperlich anstrengende Arbeit verrichten, zum Beispiel auf den Werften der Region.

Ein weiteres Teilprojekt, durchgeführt von der Hochschulambulanz für Schmerztherapie an der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin/Notfallmedizin/Schmerztherapie am Klinikum Oldenburg, wendet sich hingegen an medizinische Fachkräfte. Unter Leitung von Schmerzmediziner Dr. Dr. Carsten Bantel entwickelt das Team Schmerz-Fortbildungsprogramme. Beschäftigte im Gesundheitssystem sollen lernen, wie sie zum Thema Schmerz aufklären können, wie sie Betroffene behandeln und wie sie ihnen dabei helfen können, mit chronischen Schmerzen zu leben. Fachkräfte aus Allgemeinmedizin, Physiotherapie, Ergotherapie, Krankenpflege und Psychologie auf beiden Seiten der Grenze sollen genauso von diesem Angebot profitieren wie Medizinstudierende.

Behandlungen auf der anderen Seite der Grenze

Die Teilprojekte unter niederländischer Leitung haben unter anderem zum Ziel, deutschen Schmerzpatienten exemplarisch eine Behandlung am Universitair Medisch Centrum Groningen zu ermöglichen. Das Universitätskrankenhaus in Groningen bietet einen hochspezialisierten Eingriff an, der Schmerzen bei palliativen Patienten reduzieren soll, bei denen auch Morphine keine Wirkung zeigen. Im Rahmen des Interreg-Projekts wollen die Beteiligten außerdem das Schmerzspezialisten-Netzwerk in der Ems-Dollart-Region analysieren und ein Patientenverfolgungssystem entwickeln, mit dem sie nachvollziehen können, welche medizinischen Angebote Betroffene mit welchem Ergebnis annehmen.

Das Projekt läuft bis Ende 2027. Insgesamt fließen Fördergelder in Höhe von 460.000 Euro an die Universitätsmedizin Oldenburg.