Deutliche Worte fand Matthias Groote, Vorsitzender der Ems Dollart Region (EDR), jetzt im Rahmen der 48. EDR-Ratssitzung, die im Leeraner SparkassenForum stattfand: „Auf der niederländischen Seite ist die Infrastruktur seit Jahren intakt – und auf der anderen Seite haben wir eine Infrastruktur aus den 1960er Jahren. So kann grenzübergreifende Zusammenarbeit nicht aussehen.“ Groote spielte damit vor allem auf den ausstehenden Ausbau der E233 und die Friesenbrücke an.
„Unsere Freunde in den Niederlanden haben die E233 vierspurig ausgebaut. In Deutschland haben wir noch nicht mal den Planfeststellungsbeschluss“, verdeutlichte Groote während des „Berichts des Vorsitzenden“. Die Unterschiede zwischen beiden Ländern seien massiv. „Wir fahren hier auf deutscher Seite über Straßen, die aus den 60er Jahren stammen. Unsere Region braucht eine moderne Infrastruktur.“ Das Thema Logistik spiele auch aus Sicht des EDR-Vorstands weiterhin eine sehr große Rolle, um die Region zukunftssicher aufzustellen.
Friesenbrücke seit 2015 zerstört
Dies gelte vor allem auch für die Fertigstellung der Friesenbrücke, welche die Grundlage für die geplante durchgängige Bahnverbindung („Wunderline“) zwischen dem Norden der Niederlande und Norddeutschland bildet. „Wir haben die klare Erwartungshaltung an die Deutsche Bahn und an alle beteiligten Akteure, dass die Friesenbrücke im September 2024 fertig ist“, bekräftigte Groote unter dem Beifall der rund 60 anwesenden EDR-Ratsmitglieder im SparkassenForum. Die Friesenbrücke war bereits im Dezember 2015 zerstört worden. „Deshalb darf es nicht sein, dass es dort noch zu weiteren Verzögerungen kommt. Sonst wird die Friesenbrücke bald in einem Atemzug mit dem Flughafen Berlin und dem Terminal 5 in Heathrow genannt.“ Bei beiden genannten Projekten hatte es Jahrzehnte von der Planung bis zur Fertigstellung gedauert. „Unser Geduldsfaden droht so langsam zu reißen. Es muss Dampf auf den Kessel kommen, denn die Projekte sind von immenser Wichtigkeit für die Menschen in der Region“, so Groote.
Investitionsvolumen von etwa 465 Millionen Euro
Ilona Heijen, Geschäftsführerin Interreg/EDR, konnte den Ratsmitgliedern nachfolgend positive Nachrichten überbringen. Das neue Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland ist am 20. April offiziell gestartet. Für die komplette niederländisch-deutsche Grenzregion wird im Rahmen des EU-Förderprogramms ein gesamtes Investitionsvolumen von etwa 465 Millionen Euro erwartet – davon profitiere auch die nördliche Grenzregion: „Interreg lebt von interessanten Projektideen. Wir freuen uns, dass bei uns bereits viele gute Vorschläge aus unterschiedlichen Themenfeldern eingereicht wurden. Weitere Ideen nehmen wir gerne entgegen“, so Heijen.
Künftig können Projekte in vier unterschiedlichen Prioritäten organisiert werden. Diese vier Prioritäten sind:
- ein innovativeres Programmgebiet,
- ein grüneres Programmgebiet,
- zusammen an einem verbundenen Grenzgebiet arbeiten und
- ein bürgernäheres Europa im Grenzgebiet
Ilona Heijen betonte: „Wir begrüßen es, dass auch künftig Mittel für soziokulturelle Projekte zur Verfügung stehen – und das Antragsverfahren wird sogar noch weiter vereinfacht. So werden zum Beispiel grenzübergreifende Begegnungen wie bei Schulaustauschen noch unkomplizierter.“
Um Begegnungen und Austausch geht es auch im Projekt „Frühe Nachbarsprache!“, das in der EDR-Ratssitzung von Projektleiterin Lea Timmer vorgestellt wurde. Das Projekt unterstützt Grundschulen durch Informationen, Beratung, Konzepte und Handlungsempfehlungen in der Sprachförderung und beim Aufbau von Kontakten zu Schulen auf der anderen Seite der Grenze. Nach der Pandemie rücken die Vernetzung der Schulen, Austauschveranstaltungen und Workshops wieder in den Fokus des Projektes.
Zudem ist die Einrichtung einer „Koordinierungsstelle Nachbarsprache“ bei der Ems Dollart Region geplant. Die Fortsetzung des Projektes „Frühe Nachbarsprache!“ wird ermöglicht durch die Unterstützung aus dem „Regio Deal Oost-Groningen“.
EDR-Strategie
EDR-Geschäftsführer Karel Groen erläuterte danach die weitere Ausführung der EDR-Strategie, die bereits in der vergangenen Ratssitzung vorgestellt worden war. Künftig sollen Themen wie Arbeitsmarkt, Gesundheit, Wirtschaft oder Klima in einer gemeinsamen grenzübergreifenden Arbeitsgruppe erörtert werden.
Zudem soll der persönliche Austausch mit den EDR-Mitgliedern intensiviert werden. „Die Ems Dollart Region ist schließlich eine Mitgliederorganisation. Austausch und Vernetzung sind für uns elementare Bestandteile der EDR. Damit legen und sichern wir die Basis für grenzübergreifende Initiativen“, betonte Karel Groen.