Ab heute (1. Juli) steigen in den Niederlanden die Preise für Benzin, Diesel und Autogas. Das liegt daran, dass der Steuerrabatt, den die niederländische Regierung im vergangenen Jahr eingeführt hat, ausläuft. Nicht nur in den Niederlanden müssen sich die Tankstellen umstellen, Auswirkungen haben die neuen Preise auch an den Zapfsäulen auf deutscher Seite im Grenzgebiet.
In den vergangenen Monaten wurden deutlich weniger niederländische Autos an deutschen Tankstellen beobachtet. Traditionell war der Kraftstoff in Deutschland immer etwas preiswerter, was viele Niederländer zu einer Fahrt über die Grenze motivierte, um beim Tanken zu sparen. In Folge des Ukraine-Krieges und der hohen Inflation beschloss das niederländische Kabinett im März 2022, Kraftstoffe mit einem Steuerrabatt zu belegen, um die Portemonnaies der Bevölkerung zu entlasten. Genau diese Steuersenkung läuft nun im ersten von zwei Schritten zum 1. Juli aus, wodurch die Preise wieder steigen. Ein Liter Benzin wird um ca. 14 Cent erhöht, Diesel um ca. 10 Cent und auch der Preis für Autogas (LPG) wird rund sechs Cent teurer. Der zweite Schritt der Preisanpassung ist derzeit für den Jahreswechsel 2023/2024 geplant.
Grund für die Beendigung des Rabatts ist die hohe Schuldenlast der Niederlande. Durch Umstellungen wie diese, oder auch durch einen strengeren Bußgeldkatalog für Autofahrer, versucht die niederländische Regierung Geld zu sparen bzw. wieder reinzuholen.
Die niederländische Organisation für Verkehr und Tourismus (ANWB) kritisiert derweil die Pläne der Regierung. Eine vom ANWB in Auftrag gegebene Untersuchung aus dem Jahr 2022 machte deutlich, dass rund ein Viertel aller Autofahrer durch die hohen Preise an Tankstellen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Laut dem ANWB ist die Preiserhöhung „unverständlich“.
Deutsche Anbieter profitieren
Während sich in den Niederlanden so manch ein Tankstellenbesitzer ärgern wird, winkt den Stationen auf deutscher Seite und in Grenznähe ein lukratives Geschäft. Hierzulande rechnet man mit einer deutlichen höheren Zahl an „brandstoftoeristen“ aus den Niederlanden. Auch in Deutschland laufen die Vorbereitungen deswegen bereits auf Hochtoren und es werden Maßnahmen getroffen, einem möglichen Ansturm gerecht zu werden. Verlängerte Öffnungszeiten sollen dafür sorgen, dass die Schlangen nicht zu lang werden. Mehr besetzte Kassen sowie mögliche Verkehrsregler unterstützen einen reibungslosen Ablauf. Für die deutschen Anbieter in der Grenzregion kommen die verschärften Regelungen im Nachbarland natürlich gerade recht: „Ich gehe davon aus, dass sich das Preisniveau so einpendeln wird, dass wir in Deutschland dauerhaft 25 bis 30 Cent günstiger sind als in den Niederlanden. Das kennen wir bereits aus der Vergangenheit“, so ein Tankstellenbesitzer aus Kleve gegenüber der Rheinischen Post.
Einkaufen in Deutschland lohnt nicht nur wegen Benzin
Preisunterschiede zwischen den beiden Ländern gibt es nicht nur an der Zapfsäule. Auch für andere Güter lohnt es sich, aus der Niederlande nach Deutschland zu fahren. Ein Tankstellenbesitzer aus Emmerich erklärt, dass sich die hohe Nachfrage nicht nur auf den Kraftstoff bezieht: „Die Niederländer kommen nicht nur für Diesel und Benzin nach Deutschland. Die Packung Tabak kostet teilweise sechs Euro weniger, und die Leute verbinden das Tanken mit einem Ausflug, gerne auch zu den deutschen Supermärkten.“ Vor allem Drogerieprodukte und hochprozentiger Alkohol sind ebenfalls deutlich günstiger als in den Niederlanden.
Und die Prognosen, zumindest für deutsche Anbieter, bleiben weiter gut. Neben der weiteren Anpassung der Spritpreise zum 1. Januar 2024 ist ab Juli 2023 der Onlineverkauf von Tabak und E-Zigaretten verboten. Im Sommer 2024 verschwinden Zigaretten in den Niederlanden zusätzlich komplett aus den Supermärkten.