Montagmorgen, halb acht. Der Blick in den Kühlschrank bestätigt meine Befürchtung: Nichts zum Frühstücken im Haus. Supermarkteinkäufe zählen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Also vor der Arbeit noch schnell zum Bäcker, damit die wichtigste Mahlzeit des Tages nicht ausfällt. An der Ladentheke läuft mir als Niederländerin angesichts der frisch gebackenen Brötchen das Wasser im Mund zusammen. Ich bestelle ein verlockendes Brötchen mit Thunfisch. „Das macht 2,95 Euro bitte.“ Automatisch greife ich zu meiner EC-Karte, aber die Verkäuferin schaut mich tadelnd an. „Hier können Sie nicht mit Karte bezahlen“. Tja, nach acht Jahren in Kleve hätte ich es wissen müssen: Man sollte immer etwas Bargeld im Portemonnaie haben. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass sich auf der anderen Seite der Grenze das Zahlen mit Karte immer noch nicht überall durchgesetzt hat. Deutsche lieben Bargeld, solide, handfeste Münzen und Scheine. Jeroen Wollaars, Deutschlandkorrespondent des niederländischen Rundfunks NOS, fasste es unlängst in seiner Sommerkolumne treffend zusammen: „Ob man wirklich integriert ist, merkt man daran, wie viel Geld man im Portemonnaie hat“. Der Mann hat eindeutig Recht.
Einige Zahlen: Laut Betaalvereniging Nederland, der Organisation, die den niederländischen Zahlungsverkehr überwacht, wurden in den Niederlanden 2015 erstmals mehr Einkäufe mit EC-Karte als in bar getätigt. Die Anzahl der Kartenzahlungen stieg von 2,91 Milliarden auf 3,23 Milliarden. 30 Prozent der Mini-Einkäufe unter fünf Euro bezahlten die Niederländer mit ihrem „Pinpas“. In Deutschland wurden 43,7 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel mit EC-Karte bezahlt. Aber woher kommt diese Vorsicht der Deutschen? Manche schreiben sie dem deutschen Hang zur Kontrolle und zum Datenschutz zu. Viele kleinere deutsche Geschäfte haben nicht einmal einen EC-Kartenleser, weil bei jeder Transaktion Kosten entstehen.
Also doch wieder zum Geldautomaten. Wo ich mit meiner deutschen EC-Karte nur bei meiner eigenen Bank kostenlos Geld abheben kann. Bei anderen Banken bezahle ich fürs Geldabheben eine Gebühr. Sehr praktisch also, dass ich immer noch eine niederländische EC-Karte habe, mit der ich bei jeder deutschen Bank kostenfrei Geld abheben kann….
Über die Autorin
Corine Konings (1983) ist in der niederländischen Region Achterhoek geboren und aufgewachsen, hat in Nimwegen und Utrecht Deutsche Sprache und Kultur studiert und wohnt und arbeitet heute in Kleve, unweit der Grenze zu den Niederlanden. Seit 2008 arbeitet sie als niederländisch-deutsche Kommunikationsexpertin bei der mediamixx GmbH. Obwohl sie ausgezeichnet „eingebürgert“ ist und die Sprache fließend spricht, wundert sie sich immer noch über einige „typisch deutsche“ Phänomene.