Der niederländische Online-Supermarkt Picnic ist im Nachbarland sehr erfolgreich. Gegründet im Jahr 2015, erreichte das junge Unternehmen 2017 bereits einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. Was lag da näher als der Schritt über die Grenze? Seit Anfang 2018 können auch in Nordrhein-Westfalen frische Lebensmittel geordert werden. Die Auslieferung der bestellten Waren erfolgt mit selbst entwickelten E-Lieferwagen, die eine Reichweite von rund 100 Kilometern haben. Aktuell ist Picnic in NRW bereits in Düsseldorf-Oberkassel, Kaarst, Meerbusch, Neuss und Mönchengladbach mit Niederlassungen vertreten. Beim Aufbau des Logistik-Hubs in Mönchengladbach, in dem mittelfristig über 100 Angestellte beschäftigt werden sollen, wurde Picnic aktiv von NRW.INVEST unterstützt. Stephan Jungen, bei NRW.INVEST Ansprechpartner für die Benelux-Region, gewährt im Interview einige Einblicke rund um die Ansiedlung von Picnic.
AHA24x7.com: Herr Jungen, wann gab es erstmalig Kontakt zu Picnic und wie kam der Kontakt zustande?
Stephan Jungen: Im April dieses Jahres wurde ich auf das innovative Unternehmen Picnic aufmerksam. Der Hinweis in der Presse auf weitere Expansionspläne in Nordrhein-Westfalen war dann Anlass, zeitnah auf das Unternehmen zuzugehen. In einem persönlichen Gespräch in Düsseldorf habe ich den Service von NRW.INVEST vorgestellt und unsere Unterstützung bei der Suche nach passenden Standorten in Nordrhein-Westfalen angeboten.
AHA24x7.com: Warum hat Picnic sich für eine Ansiedlung in NRW entschieden?
Stephan Jungen: Hier ist sicher das enorme Kundenpotenzial gerade in der Rheinschiene ein entscheidender Faktor.
„Auch nach der Ansiedlung stehen wir den ausländischen Firmen mit Rat und Tat zur Seite.“
AHA24x7.com: Wie sah die Unterstützung von NRW.INVEST konkret aus?
Stephan Jungen: Picnic hatte bereits für die nächste Erweiterung einen Standort im Fokus. Da wir sehr eng mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen zusammenarbeiten, konnten wir die Kollegen über die Objektsuche und die entsprechenden Anforderungen informieren und um Recherchen bitten. Dann wurden die Partner direkt vernetzt; letztendlich konnte eine geeignete Immobilie gefunden und Picnic vorgeschlagen werden.
AHA24x7.com: Stehen Sie auch aktuell noch mit Picnic in Kontakt?
Stephan Jungen: Auch nach der Ansiedlung stehen wir den ausländischen Firmen mit Rat und Tat zur Seite. Da PICNIC seine Expansion in Nordrhein-Westfalen weiter vorantreiben will, pflege ich den Kontakt zum Unternehmen weiterhin und konnte wichtige Kontakte zu weiteren Standorten vermitteln.
AHA24x7.com: Nordrhein-Westfalen besitzt generell eine besondere Anziehungskraft für Unternehmen aus den Niederlanden. Welche Standortfaktoren sind Ihrer Erfahrung nach ausschlaggebend für NRW?
Stephan Jungen: Dies ist in erster Linie sicher die unmittelbare Nähe zu einem riesigen Markt: Mit gut 18 Millionen Einwohnern hat NRW mehr Kundenpotenzial als die Niederlande. Darüber hinaus schätzen die Unternehmen die hervorragende Verkehrsinfrastruktur sowie die dichte Forschungslandschaft und qualifizierten Arbeitnehmer. Und natürlich die seit Jahrzehnten bestehenden guten wirtschaftlichen und sicher oft auch persönlichen Beziehungen tragen das ihre dazu bei, dass niederländische Firmen in NRW investieren.
AHA24x7.com: In welcher Form begleitet NRW.INVEST Unternehmen beim Start in NRW sonst noch?
Stephan Jungen: Der Service der NRW.INVEST reicht von der Übermittlung allgemeiner, aber auch projektspezifischer Informationen zum (Wirtschafts-) Standort Nordrhein-Westfalen über Recherchen geeigneter Standorte bis zur Suche und Vorstellungen von Objekten und Flächen sowie – last but not least – der Begleitung bei der Umsetzung von Investitionsprojekten.
Des Weiteren können wir die Unternehmen mit spezifischen Akteuren in NRW vernetzen wie etwa den Clustern, aber auch zu möglichen Förderfragen bieten wir Informationen und Unterstützung an.
„Es überwiegen die Gemeinsamkeiten der beiden Nachbarländer.“
AHA24x7.com: Worin entscheiden sich Unternehmer aus den Niederlanden von Unternehmern aus anderen Teilen der Welt?
Stephan Jungen: Die niederländischen Unternehmen sind naturgemäß besser mit den Gegebenheiten in NRW vertraut als z.B. asiatische oder nordamerikanische Investoren. Aber dennoch gibt es natürlich kulturelle Unterschiede im Geschäftsgebaren – diese sind offenbar leicht zu überbrücken bzw. es überwiegen die Gemeinsamkeiten der beiden Nachbarländer.
AHA24x7.com: Welchen Stellenwert besitzen Investitionen aus den Niederlanden für die nordrhein-westfälische Wirtschaft? Können Sie in diesem Zusammenhang ein paar aktuelle Zahlen nennen?
Stephan Jungen: Die niederländischen Investitionen bzw. Unternehmen sind sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. So haben sich zu einem wichtigen Arbeitgeber im Land entwickelt. Sie beleben die Wirtschaft, verstärken Innovationsimpulse und bringen neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren nach NRW. Damit tragen sie entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei. Über 4.000 niederländische Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen, das sind 45 Prozent aller niederländischen Unternehmen in Deutschland. Darunter auch international bekannte Unternehmen wie AkzoNobel, Basell Polyolefine, HEMA, Hunkemöller, Philips, Refresco, Seacon Logistics, Suntjens Süßwaren, TNT Express. 2017 kamen 42 und 2016 41 Investitionsprojekte aus den Niederlanden.