Drei Jahre lang wurde geforscht, befragt, wurden Ideen entwickelt und ganz unterschiedliche, wissenschaftlich erprobte Lösungen direkt vor Ort umgesetzt. Jetzt hat das deutsch-niederländische Kooperationsprojekt KRAKE Krachtige Kernen/Starke Dörfer seinen Abschluss gefunden und die Bilanz fällt durchweg positiv aus.
Die Zukunftsfähigkeit von kleinen Dörfern im Grenzgebiet zu stärken – das ist die Idee, die hinter dem deutsch-niederländischen Kooperationsprojekt KRAKE Krachtige Kernen/Starke Dörfer steckt. Da immer mehr Gemeinschaften wichtige Versorgungsstrukturen und Lebensqualität verlieren, war es Aufgabe des Projekts, Impulse zu setzen, um diesem Trend entgegen zu wirken. Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurde gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von insgesamt 55 Pilot-Dörfern im Euregio-Raum eine Reihe von Maßnahmen erarbeitet. Das Ergebnis beweist, dass hohes Engagement in kleinen Dörfern durchaus erfolgreich sein kann. Die Dörfer wurden während der Projektlaufzeit von Expertinnen und Experten der Hochschule Rhein-Waal und der Hogeschool van Anrhem en Nijmegen (HAN) unterstützt.
Dörfer in der Grenzregion lebendig halten
Auf beiden Seiten der Grenze wurden zahlreiche Aktivitäten von Fachleuten, Ehrenamtlichen und Dorfgemeinschaften in mehr als 100 Workshops entwickelt und 64 Kooperationsvereinbarungen geschlossen. Neben den erarbeiteten Maßnahmen entstanden durch das KRAKE-Projekt aber auch neue Netzwerke. Ziel des Ganzen war es dabei, die Dörfer in der Grenzregion lebendig zu halten. Mit so genannten Communities sollten Angebote geschaffen werden, die die Lebensqualität und soziale Zukunftsfähigkeit der Orte steigern. In verschiedenen Projektgruppen wurden Themen (neu) aufgegriffen: ‘’Was können wir – aktuell und künftig – selber machen, damit das Dorf lebendig und attraktiv bleibt?’’ Damit nach dem Projektende das Know-how in den Dörfern verbleibt, waren lokale Initiativen sowie ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger als aktive Partner miteinbezogen. Letztere kamen auf einen freiwilligen Einsatz von fast 35.000 Stunden. Und da auf beiden Seiten der Grenze ähnliche Probleme bestehen, Deutsche und Niederländer diese aber oft unterschiedlich angehen, lag eine große Chance darin, hier voneinander zu lernen.
Für das Projekt wurden die sieben Communities „Care“, „DNA“, „Family“, „Healthy Lifestyle“, „IT&Media“ „Service“ und „Wohnen“ gebildet. Jeweils eine Projektgruppe nahm sich eines der Themen an. Die Ergebnisse wurden in Handbüchern festgehalten und auf die Projektseite ins Internet gestellt. Darüber hinaus sind dort Steckbriefe konkreter Projekte aus den Pilotdörfern verlinkt, die den Austausch in Form eines „digitalen“ grenzüberscheitenden Dörfertages anregen können. „Wir sind davon überzeugt, dass sich die Menschen vor Ort engagieren wollen und sich für die Zukunftsfähigkeit ihrer Dorfgemeinschaft interessieren. Wir haben erlebt, dass es sich lohnen kann, nach passgenauen und vielleicht auch nach ungewöhnlichen Möglichkeiten zu suchen, sogar wenn Ergebnisse unter Umständen dadurch länger auf sich warten lassen und schwieriger umzusetzen sind“, fasst Professor Dr. Klaus Hegemann, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Rhein-Waal, seine Arbeit als Projektleiter im KRAKE-Projekt für die Communities „DNA“, „Care“ und „Wohnen“ zusammen.
Deutsch-niederländische Dörfertage
Als Ergebnisse wurden beispielsweise die Funktion eines „Dorfunterstützers“, eine Seminarreihe zu wichtigen Gesundheitsthemen entwickelt, der Entwurf neuer Mehrgenerationen-Wohnungen konzipiert, ein Dorfladen, ein Spiel- und Bewegungsplatz für Alt und Jung sowie die Neueinrichtung eines Marktplatzes realisiert. Organisiert wurden deutsch-niederländische Dörfertage, Dialoge zwischen Alt und Jung, Musikfestivals und Innovationshubs. Andreas Kochs, stellvertretender Geschäftsführer der Euregio Rhein-Waal, beindruckt das Maß des Selbstmanagements in den Dörfern, der soziale Zusammenhalt und die dadurch geschaffene Lebensqualität und Dr. Kees Boele, Präsident der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, sieht in dem Projekt einen Vorboten für weitere Kooperationen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet der Euregio Rhein-Waal.
Das Projekt KRAKE wird im Rahmen des europäischen Programms INTERREG V A „Deutschland-Nederland“ mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE NRW) sowie der Provinz Gelderland kofinanziert. Projektpartner sind die Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, die Fachhochschule Münster, die Hochschule Rhein-Waal, die TAFH Münster GmbH, die Handwerkskammer Münster sowie die Kreishandwerkschaft Borken. Das KRAKE-Projekt wurde für den „REGIOSTARS 2019“ nominiert. Die Europäische Kommission verleiht diese Auszeichnung jedes Jahr an EU-finanzierte Projekte, die Exzellenz beweisen und neue Ansätze in der regionalen Entwicklung vorstellen.