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Beratung nach dem Hausarztmodell

Die GrenzInfoPunkte sind neue Anlaufstellen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Grenzgebiet. Sie informieren Grenzgänger in den Bereichen Steuern, Sozialversicherungen und Arbeitsrecht. Im Interview mit AHA24x7.com erläutert Alfred Derks, Koordinator GrenzInfoPunkt Rhein-Waal, die Hintergründe des Projekts.

AHA24x7.com: Grenzinfopunkt – Was genau ist darunter zu verstehen?

Alfred Derks: Die GrenzInfoPunkte stehen für unabhängige, leicht zugängliche und kompetente Dienste für Grenzgänger in den deutsch-niederländisch-belgischen Grenzregionen. Wir bieten Information und Beratung. In Sprache, Kultur und Regelwerk des Nachbarlandes kennen wir uns aus und bieten belastbare Auskünfte auf dem Gebiet der Steuern, der Sozialversicherungen und des Arbeitsrechtes. Wir verfügen über ein großes Kompetenznetzwerk der spezialisierten Behörden wie Krankenversicherer, Arbeitsagenturen, Gewerkschaften oder Rentenversicherer. Unter der Federführung der Euregios gibt es u.a. an den Standorten Kleve, Aachen, Mönchengladbach, Gronau und Bad Nieuweschans gut ausgebildete Beraterteams. Es besteht kein kommerzielles Interesse, weil die GrenzInfoPunkte von regionalen Gebietskörperschaften und/oder europäischen Mitteln finanziert werden. In Kürze soll ein gemeinsamer Internetauftritt die Kontaktaufnahme vereinfachen.

AHA24x7.com: Richtet sich das Angebot eher an Arbeitgeber oder an Arbeitnehmer?

Alfred Derks: Die GrenzInfoPunkte beraten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Die Beratung erfolgt schon bei den Überlegungen, eine Stelle im Nachbarland zu suchen oder von dort Personal zu rekrutieren. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen kommen immer wieder Fragen auf. Nicht zuletzt sind es Rentner und ehemalige Grenzpendler, die recht viele Fragen zu Steuern und Sozialversicherung haben.

 

„Bei den grenzüberschreitenden Themen ist es jedoch meist etwas komplizierter. Da ist eine persönliche Betrachtung der gesamten Lebensumstände des Grenzpendlers erforderlich.“

 

AHA24x7.com: Was war der Anlass für die Initiative?

Alfred Derks: Einige Euregios veranstalten schon seit vielen Jahren monatliche Sprechstunden ohne vorherige Terminvereinbarung für Grenzpendler. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Finanzbehörden, Rentenversicherungen, Gewerkschaften und Arbeitsagenturen, die inzwischen feste Partner der GrenzInfoPunkte sind. Viele der Organisationen  haben in den letzten Jahren verstärkt auf eine Online-Information gesetzt. Das ist in vielen Fälle eine gute Sache. Bei den grenzüberschreitenden Themen ist es jedoch meist etwas komplizierter. Da ist eine persönliche Betrachtung der gesamten Lebensumstände des Grenzpendlers erforderlich. Um diese Information zu gewährleisten, wurde mit den GrenzInfoPunkten eine schnelle und themenüberschreitende Beratung geschaffen. Die Beratung kann jetzt auch recht kurzfristig nach Terminvereinbarung erfolgen. Auf jeden Fall ist sie kostenlos.

AHA24x7.com: Was sind typische Fragen, die im deutsch-niederländischen Arbeitsalltag aufkommen?

Alfred Derks: Es geht oft um die Steuer und das Ausfüllen der Formulare. Fragen zu Kindergeld gehören ebenso dazu wie die Themen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Stellensuche und Rente. Die Anerkennung von Diplomen beschäftigt uns ebenfalls. Manchmal ist es eher ein Fragenpaket. So z.B. „Was muss ich alles beachten, wenn ich im Nachbarland einen Job annehme?“ oder „Was passiert, wenn ich meinen Partner im Nachbarland heirate?“

AHA24x7.com: Wer beantwortet die Fragen?

Alfred Derks: Wir arbeiten hier nach dem Hausarztmodell. Die Fragen gehen an das Team vom GrenzInfoPunkt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gut geschult und haben meist langjährige Erfahrung. Geht es über Routinefragen hinaus, greifen wir auf unser umfangreiches Netzwerk aus Fachleuten der verschiedenen Organisationen zurück.

AHA24x7.com: Wann und wo finden die Sprechtage statt?

Alfred Derks: Etwa einmal pro Monat. Informationen gibt es zurzeit auf den Internetseiten der GrenzInfoPunkte. In einigen Wochen dann auf der gemeinsamen Seite aller GrenzInfoPunkte im deutsch-niederländischen Grenzraum. Es gibt bisher schon ein gemeinsames Portal zur Stellensuche in der Grenzregion: www.euregio-Jobroboter.com. Hier findet man auch eine Übersicht der GrenzInfopunkte.

 

„In der Regel bekommt man innerhalb von ein paar Tagen einen Termin.“

 

AHA24x7.com: Kann man sich auch individuell beraten lassen?

Alfred Derks: Selbstverständlich! Dazu sollte man einen Termin vereinbaren. Aber auch bei den monatlichen großen Sprechstunden mit allen Organisationen wird individuell beraten. Darüber hinaus organisieren wir Vorträge zu verschiedenen Themen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

AHA24x7.com: Wie wird das Angebot bisher angenommen? Muss man eventuell Wartezeiten einkalkulieren?

Alfred Derks: Wir bekommen stets mehr Anfragen. Viele Grenzpendler kennen unser Angebot noch nicht. Die gemeinsame Werbung aller GrenzInfoPunkte wird uns in Zukunft helfen. In der Regel bekommt man innerhalb von ein paar Tagen einen Termin. Eng wird es, wenn man am Freitag anruft, weil man am Montag im Nachbarland einen Job antritt.