„Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg“

„Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg“
Der Sitz der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton in Viersen am Niederrhein.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) wurde 1958 in Düsseldorf gegründet (damals noch unter dem Namen Warth & Klein) und ist deutsches Mitglied des internationalen Netzwerkes Grant Thornton. Mittlerweile gibt es Niederlassungen in ganz Deutschland, u.a. in Berlin, Hamburg, Stuttgart und München. Und am Niederrhein. AHA24x7.com hat ein Interview mit Michael Schröder geführt, der Partner bei WKGT in Viersen, unweit der deutsch-niederländischen Grenze, ist. Er kooperiert eng mit den niederländischen Kollegen des German Desk von Grant Thornton Niederlande in Arnheim, um grenzüberschreitend tätige Unternehmer zu beraten und zu unterstützen.

Michael Schröder

AHA24x7.com: Was sind Ihre Aufgaben bei Warth & Klein Grant Thornton?

Michael Schröder: Ich bin Partner bei WKGT und verantworte als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater den Geschäftsbereich Audit & Assurance am Standort Niederrhein. Darüber hinaus bin ich CISA und Fachberater im Bereich Sanierung und Restrukturierung. Als Mitglied unseres Dutch Desk setze ich meine Expertise auch häufig für unsere Mandanten in grenzüberschreitenden Angelegenheiten ein.

AHA24x7.com: Was sind die Kernbereiche/Kernaufgaben des Dutch Desk auf dem deutsch-niederländischen Markt?

Michael Schröder: Unsere Dienstleistungen umfassen alle Aspekte der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung einschließlich Outsourcing-Dienstleistungen, Beratung beim Markteintritt, Dienstleistungen im Bereich der Verrechnungspreise und Umsatzsteuer. Der Dutch Desk ist Ansprechpartner für deutsche und niederländische Unternehmen und Unternehmer, die den Schritt ins Nachbarland wagen möchten. Wir und der German Desk in Arnheim verstehen uns als entsprechende Anlaufstelle und koordinieren im Zweifel die Hinzuziehung weiterer Experten, natürlich auch grenzüberschreitend. In erster Linie werden die Intentionen, die Ziele und die Bedürfnisse des Mandanten herausgearbeitet, wobei eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen in Arnheim stattfindet. Abhängig von der Art der Anfrage werden deutsche Unternehmen entweder nach Arnheim verwiesen oder es besteht eine direkte Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen. Wissen und Erfahrung aus beiden Ländern werden gebündelt. Unser Anspruch ist jeweils die optimale Lösung für den Mandanten zu finden.

 

„Deutsche Unternehmer sind oft sehr naiv, wenn sie den niederländischen Markt betreten.“

 

AHA24x7.com: Welche Fragen werden Ihnen und Ihrem Team am häufigsten gestellt?

Michael Schröder: Am häufigsten sind beim Erstkontakt in der Tat steuerlich getriebene Fragestellungen. Der Inhalt der Fragen hängt dabei stark von der Ausgangslage ab. Unternehmen beginnen oft damit, Arbeitnehmer in das Nachbarland zu entsenden, was zu Fragen über Besteuerung und Sozialversicherung führt. Häufig werden auch Fragen zur Gründung eines eigenen Standorts oder Unternehmens im Nachbarland gestellt. Die Unternehmer möchten mehr über die Voraussetzungen, Gesetzeslage und Fristen im anderen Land wissen. In diesem Fall beraten und unterstützen wir häufig niederländische Unternehmen bei ihrem Schritt nach Deutschland. Wir beraten auch niederländische Unternehmen, die planen einen neuen Vertriebs- oder Produktionsstandort in Deutschland zur eröffnen. Wir helfen auch bei grenzüberschreitenden Umstrukturierungen, um sicherzustellen, dass die gewünschten Ziele erreicht werden.

AHA24x7.com: Mit welchen Problemen haben deutsche Unternehmen zu kämpfen, die den Schritt auf niederländischen Markt wagen möchten?

Michael Schröder: Deutsche Unternehmer sind oft sehr naiv, wenn sie den niederländischen Markt betreten. Die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern werden kaum berücksichtigt. Darüber hinaus wird die wichtige Rolle von Social Media in der niederländischen Unternehmens- und Konsumkultur unterschätzt. In den Niederlanden sind Facebook und Twitter in der Unternehmenskommunikation stärker verankert und viel weiter verbreitet; fast jedes Unternehmen betreibt neben der obligatorischen Homepage eine eigene Facebook-Seite sowie einen Twitter-Account, über die aktiv kommuniziert wird. Niederländer informieren sich in erster Linie digital über Geschäftspartner und Produkte und erwarten Aktualität. In dieser Intensität ist es in Deutschland teilweise noch nicht so weit verbreitet, also müssen sie sich darauf einstellen. Es ist auch oft der Fall, dass Deutsche, wie selbstverständlich davon ausgehen, dass in den Niederlanden Deutsch oder zumindest Englisch gesprochen wird. Die Wenigsten bemühen sich die niederländische Sprache zu beherrschen. Das kann natürlich im Einzelfall auch zum Problem werden.

 

„Große Unterschiede gibt es im Bereich des Gesellschafts- und Insolvenzrechts zwischen Deutschland und den Niederlanden. Wenn man als Unternehmer in den Niederlanden in Konkurs geht, muss man die Abwicklung einem Insolvenzverwalter überlassen.“

 

AHA24x7.com: Was sind Ihrer Meinung nach die größten rechtlichen und steuerlichen Unterschiede zwischen den Niederlanden und Deutschland?

Michael Schröder: Es gibt bei den Unternehmens- und Verkehrssteuern viele Parallelen, aber der Teufel steckt – wie so häufig – in der Regel im Detail. Große Unterschiede hingegen gibt es im Bereich des Gesellschafts- und Insolvenzrechts zwischen Deutschland und den Niederlanden. Wenn man als Unternehmer in den Niederlanden in Konkurs geht, muss man die Abwicklung einem Insolvenzverwalter überlassen. Zudem ist man nicht zur Mitarbeit verpflichtet. In Deutschland bleibt der Geschäftsführer so lange verantwortlich und zur Mitwirkung verpflichtet, bis das zuständige Gericht etwas anderes anordnet. In der Regel bleibt er darüber hinaus in den gesamten Prozess eingebunden. Unterschiede zwischen den beiden Systemen entstehen auch durch die gewählte Rechtsform, insbesondere Personen- und sogenannte KapCo-Gesellschaften sind immer wieder Ausgangspunkt für Missverständnisse.

AHA24x7.com: Welche Tipps haben Sie für deutsche Unternehmen, die den Schritt ins Nachbarland machen wollen?

Michael Schröder: Lassen Sie sich beraten! Es ist wichtig, sich rechtzeitig von Experten beraten zu lassen, um Probleme zu vermeiden. Das macht tatsächlich häufig den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Achten Sie darauf, dass Sie offen und flexibel sind. Und – sehr wichtig – berücksichtigen und akzeptieren Sie die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen.

AHA24x7.com: Vielen Dank für das Gespräch!

Lesen Sie hier das Interview mit Arjan van Oosten vom German Desk bei Grant Thornton in Arnheim.

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