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„Ein großer Mehrwert für die Unternehmen“

Viele Tausend Deutsche und Niederländer pendeln tagtäglich zu ihrer Arbeitsstelle im Nachbarland. Sie nutzen die Möglichkeiten, die sich ihnen auf der anderen Seite der Grenze bieten. Auch für Menschen mit Förderbedarf eröffnen sich im jeweils anderen Land neue Chancen. Diese aber tatsächlich zu ergreifen, ist für sie nicht immer einfach. Als Hindernis entpuppen sich die Systeme in Deutschland und den Niederlanden, die oftmals zu unterschiedlich sind. Die Arbeitsmarktplattform der Euregio Rhein-Waal möchte diesen Herausforderungen entgegentreten. Ziel: die Voraussetzungen auf dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt für Menschen mit Förderbedarf verbessern. Eine Expertengruppe hat sich aus diesem Grund getroffen und neue Lösungsansätze diskutiert.

Zunächst konstatierte Lambert Teerling, der sich im Rahmen des Projekts „Ler(n)ende Euregio“ mit grenzüberschreitender Berufsbildung beschäftigt, dass die Strukturen in beiden Ländern grundsätzlich unterschiedlich sind. „Das System im eigenen Land ist eingespielt. Sobald man jedoch die Grenze überquert, wird man vor Herausforderungen gestellt.“ Ein Beispiel hatte er auch gleich parat: In den Niederlanden gibt es keine geschützten Arbeitsräume für Menschen mit Förderbedarf. Diejenigen, die hierzulande etwa in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten, sind in den Niederlanden Teil des normalen ersten Arbeitsmarkts. In der niederländischen Grenzregion Achterhoek ist es beispielsweise gelungen, lokale Unternehmerinnen und Unternehmer, die Menschen mit Förderbedarf beschäftigen, als Botschafterinnen und Botschafter zu gewinnen, damit sie auch andere davon überzeugen, inklusiv zu denken.

Zahlreiche Fördermittel

Dieses Modell kann sich Teerling auch für Deutschland vorstellen: „Diese Menschen können künftig dazu beitragen, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Und für die Unternehmen können sie einen großen Mehrwert bedeuten.“ Zudem gebe es für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zahlreiche Fördermittel, die oftmals jedoch unbekannt seien. Sascha van den Borg von der Bundesagentur für Arbeit Wesel/Kleve merkte an, dass eine Schnittstelle zu den Niederlanden fehle. Wenn er etwa einen Kunden aus den Niederlanden betreue, wisse er nicht, welche Unterstützung dieser bereits vom niederländischen Pendant UWV bekomme. Ein Umstand, der für ihn eine Menge zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Grenzüberschreitender Arbeitsmarkt: Chance statt Hindernis

Dass der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt dennoch vor allem Chancen bietet, darin waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens einig. „Es ist ein Segen, direkt an der Grenze zu wohnen. Denn nur wenige Kilometer weiter finden sich eine andere Kultur und ein anderer Arbeitsmarkt. Es lohnt sich, beides kennenzulernen“, so Klaus Verburg, der beim Berufsbildungszentrum Kreis Kleve bereits seit 17 Jahren deutsch-niederländische Arbeitsmarktprojekte begleitet.

Zum Schluss vereinbarten die Beteiligten, dass es einen kontinuierlichen Austausch zwischen ihnen geben muss, um Unterschiede zwischen beiden Ländern zu identifizieren, Ideen auszutauschen und somit ein Netzwerk aufzubauen, das nicht nur sie, sondern insbesondere die Unternehmen und Menschen mit Förderbedarf weiterbringt.