Ganz bewusst in den benachbarten Niederlanden – in der Gemeente Aalten, die zur niederländischen Provinz Gelderland gehört – trafen sich die Landräte des Regierungsbezirks Münster, der Oberbürgermeister der Stadt Münster und die Regierungspräsidentin der Bezirksregierung Münster zu ihrer turnusmäßigen Landrätekonferenz. Anschließend kamen sie dort mit hochrangigen Vertretern der niederländischen Provinzen Gelderland und Overijssel sowie dem niederländischen Honorarkonsul und dem Präsidenten und dem Geschäftsführer der EUREGIO zusammen. Gemeinsam zogen sie eine Bilanz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Denn so lange läuft bereits das sogenannte „Memorandum“ zwischen dem Münsterland und den östlichen Niederlanden. Danach besuchten sie gemeinsam das „Nationale Untertauchermuseum“ in Aalten.
Dieses Memorandum umfasst vier Themenfelder: Bildung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Mobilität/Infrastruktur. In diesen Bereichen wurden bereits konkrete Projekte entwickelt und umgesetzt. Die Koordination der Umsetzung erfolgt im Rahmen des INTERREG-Projektes „Cross-Border-Coordination“ („CroCo“), das zum 30. Juni 2022 ausläuft. Ein konkretes „CroCo“-Projektbeispiel ist der „Masterplan fietsverbinding Zwolle-Münster“, der in Aalten vorgestellt wurde.
Nach der Bilanzierung der bisherigen Zusammenarbeit sprachen sich alle Beteiligten nachdrücklich für eine Fortführung des D-NL-Memorandums aus. Für die Provinzen, die nicht Mitglied des EUREGIO-Zweckverbandes sind, ist diese regionale Partnerschaft wichtig. Denn sie gibte ihnen im engen Kontakt mit den Münsterlandkreisen die Möglichkeit, ihre gemeinsame Deutschlandstrategie in konkreten Projekten umzusetzen.
Auf vier Prioritäten konzentrieren
Landrat Dr. Kai Zwicker, dessen Kreis Borken eine 108 Kilometer lange Grenze zu den Niederlanden hat, lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit und betonte: „Der Kreis Borken sowie die Provinzen Overijssel und Gelderland wollen hier keine Parallelstrukturen zur EUREGIO aufbauen. Deshalb soll der Projektkoordinator auch weiterhin bei der EUREGIO-Geschäftsstelle angesiedelt sein.“ Die Finanzierung der koordinierenden Stelle könnte wie bisher aus Interreg-Mitteln, ergänzt durch Eigenanteile der Partner, erfolgen.
Es bestand außerdem Einigkeit darüber, sich in der nächsten Förderphase anstelle von 20 Maßnahmen auf ca. vier Prioritäten zu konzentrieren. Dabei sei es wichtig, gemeinsame „Leuchtturm“-Projekte zu definieren. Bei denen sollen der grenzüberschreitende Mehrwert und das gemeinsame Interesse der Münsterlandkreise und Provinzen besonders deutlich werden. Solche „Leuchttürme“ könnten sein:
- im Bereich Bildung das Projekt „Euregionale Doorlopende Leerlijn“/ „EUREGIOnale Bildungskette“.
- im Bereich Grenzüberschreitende Mobilität die Projekte „Grenzüberschreitende Radwegverbindungen“ und „Mobility as a Service“ (MaaS).
- im Bereich Wirtschaftliche Entwicklung das Projekt „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderungen“ sowie
- im Bereich Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung das bereits konkrete Projekt „Grenzüberschreitende Notfallversorgung“ in Kombination mit neuen Initiativen, wie beispielsweise dem „Gesundheitscampus Westmünsterland“ in Bocholt.
2018 ins Leben gerufen
Das deutsch-niederländische Memorandum Münsterland – Oost-Nederland wurde in der Landrätekonferenz am 14. Dezember 2018 in Warendorf unterzeichnet. Es umfasst die vier Themenfelder Bildung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Mobilität/Infrastruktur. Diese wurden im Rahmen von rund 20 konkreten Projekten und Maßnahmen bearbeitet. In Aalten verabredeten nun die Memorandum-Partner die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Fokussierung auf einige wenige „Leuchtturm-Projekte“, die einen besonderen grenzüberschreitenden Mehrwert versprechen.
„Nationales Untertauchermuseum“ in Aalten
Das „Nationale Untertauchermuseum“ vermittelt einen Überblick über das tägliche Leben der Bürger in den von Deutschland besetzten Niederlanden in den Jahren 1940–1945. Im Raum um Aalten wurden während dieser Zeit viele untergetauchte Personen wie Juden, politisch und rassisch Verfolgte, Widerständler und vor der Zwangsarbeit Geflüchtete vor den deutschen Besatzern und der Polizei versteckt. In einer vielseitigen Ausstellung wird dieses Geschehen dokumentiert mit dem Ziel, das Wissen über Fremdenhass, Rassismus und Faschismus zu vergrößern und für aktuelle Erscheinungsformen von Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren. Weitergehende Informationen dazu finden sich auf der Website des Museums.