Lernen heißt das Gehirn strapazieren. Eine Sprache zu erlernen, ist Hochleistungssport für das Gehirn. Vor allem, wenn er oder sie aus beruflichen Gründen gern wie ein Muttersprachler klingen möchte. Für Deutsche, die Niederländisch lernen wollen, ist die Fremdsprache nur vordergründig sofort vertraut. „Die Aussprache einer Sprache, die mit der Muttersprache vergleichbar ist, ist manchmal schwieriger, als die einer völlig neuen Sprache“, weiß Yvonne Tupker, Logopädin und Sprachtrainerin für Niederländisch beim Sprachinstitut Regina Coeli in Vught.
Eine Sprache zu erlernen, ist bekanntermaßen ein komplexer Prozess. Immer wieder taucht fast zwangsläufig die Frage auf, ob es für ältere Menschen schwieriger ist, eine neue Sprache zu erlernen, als für Kinder. Die Antwortet lautet: nein, anders. Wenn ein Erwachsener eine neue Sprache lernt, geht das schneller als der natürliche Prozess, in dem Kinder ihre Muttersprache lernen. Schließlich verfügt ein Erwachsener über Kenntnisse und (Lebens-)Erfahrung, die ihm eine Assoziation ermöglichen. Wenn eine Deutsche zum Beispiel weiß, was eine Haftpflichtversicherung beinhaltet, braucht sie im Grunde lediglich das niederländische Wort dafür auf die eigene Festplatte zu schaufeln, jedoch nicht die Bedeutung dessen neu zu erlernen.
„Ein Ohr für einen Laut bekommen“
Diese Fähigkeit zur Assoziation hat der Erwachsene dem Kind voraus, auch wenn dieses die Fremdsprache geradezu wie von selbst aufsaugt. Allerdings entwickeln Kinder, die in jungem Alter eine zweite Sprache lernen, im Allgemeinen eine bessere Aussprache als Erwachsene, die eine neue Sprache lernen. Nun gibt es ja einige Herausforderungen für Menschen, die Niederländisch sprechen lernen möchten. Die niederländische Sprache kennt eine Anzahl von Lauten, die für Anderssprachige komplett neu sind. „Manchmal müssen Deutsche, die Niederländisch lernen, zunächst einmal sprichwörtlich ein Ohr für einen Laut bekommen“, sagt Yvonne Tupker. „Wenn im Deutschen ein Laut nicht, im Niederländischen dieser jedoch sehr wohl existiert, dann muss der Sprachschüler lernen, den Laut zu hören, bevor er ihn aussprechen kann.“
Die Sprachtrainerin weiß aus Erfahrung um den Vorteil, den eine gute Aussprache dem ambitionierten Sprachschüler bietet. Wenn auch zu Beginn des Spracherwerbs ein Anfänger nicht sofort akzentlos zu sprechen braucht, um gut verstanden zu werden, werde ein Akzent, zumal in der geschäftlichen Kommunikation, ab einem bestimmten Punkt als störend empfunden, vor allem, wenn der Gesprächspartner ansonsten fehlerfrei spricht. Mit Geschäftspartnern überzeugend Niederländisch sprechen zu können, sei bei Verhandlungen daher oft die halbe Miete.