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„Gemeinsamkeiten sind wichtiger als Unterschiede“

Das Theodor-Brauer-Haus aus Kleve richtet seinen Blick bereits seit vielen Jahren in die Niederlande. Derzeit ist es Leadpartner des INTERREG-Projekts „Perspektive 360 Grad“, in dem Arbeitsmarktakteure entlang der deutsch-niederländischen Grenze kooperieren, um vor allem langzeitarbeitsuchenden Menschen eine berufliche Zukunft bieten zu können. Projektkoordinator Klaus Verburg spricht im Interview mit AHA24x7.com über das Projekt, das Trainingsprogramm für die Teilnehmer und erzielte Erfolge.

Klaus Verburg

AHA24x7.com: Was genau ist das Projekt „Perspektive 360 Grad“?

Klaus Verburg: Das EU-Projekt „Perspektive 360 Grad“ ist eine Weiterentwicklung von „Grenzen bewegen“ (2015-2017); in inhaltlicher und geografischer Hinsicht mit Ausweitung des Aktionsgebietes. Damals wie heute kooperieren Arbeitsmarktakteure entlang der deutsch-niederländischen Grenze, um arbeitsuchenden Menschen neue Chancen und Möglichkeiten zu eröffnen. Auf niederländischer Seite sind das die Projektpartner Regionaler Socialer Dienst (RSD) de Liemers sowie der Werkbedrijf Nijmegen, auf deutscher Seite das Jobcenter Kreis Kleve und das Theodor-Brauer-Haus als verantwortlicher Leadpartner.

Wer so nah an der Grenze lebt wie wir, sollte sich nicht nur über Arbeitsstellen im Ruhrgebiet, in Düsseldorf oder in Köln informieren, sondern auch wissen, welche Chancen sich beispielsweise in Nimwegen, Arnheim oder Zevenaar bieten und umgekehrt. Dazu ist ein „Rundumblick“ notwendig, der nicht an einer Landesgrenze halt machen darf.  Und diese „360-Grad-Perspektive“ ermöglichen wir in diesem Projekt, das mit INTERREG-Mitteln der Euregio Rhein-Waal sowie finanzieller Unterstützung der Provincie Gelderland und des Landes Nordrhein-Westfalen realisiert wird.

 

„Es ist oft erstaunlich, wie wenig viele Menschen aus beiden Ländern über den jeweiligen Nachbarn wissen.“

 

AHA24x7.com: Welche Ziele verfolgt das Projekt?

Klaus Verburg: Es ist oft erstaunlich, wie wenig viele Menschen aus beiden Ländern über den jeweiligen Nachbarn wissen. Zwar ist das „Land nebenan“ jeweils ein beliebtes Einkaufsziel, aber oft auch eben nicht mehr. Wir wollen mit unserem zwölfwöchigen Trainingsprogramm viele neue Kenntnisse und ein „Feeling“ dafür vermitteln, wie die jeweiligen Menschen nebenan „ticken“. Darin liegt gerade für viele langzeitarbeitsuchende Menschen eine große Chance für einen beruflichen Neustart.

AHA24x7.com: Wie ist das Trainingsprogramm gestaltet?

Klaus Verburg: Parallel starten eine deutsche und eine niederländischen Teilnehmergruppe mit jeweils ca. zwölf Personen. Natürlich steht die Sprache des Nachbarn im Mittelpunkt des Trainingsprogrammes, das aber zusätzlich Infos über Geschichte, Kultur und Mobilität beinhaltet. Highlights sind aber immer wieder die bi-nationalen Angebote des Programmes, wo beide Teilnehmergruppen zum Beispiel an Themen wie der Stellensuche, Bewerbung und Lebenslauf arbeiten und so die landesspezifischen Unterschiede sehr deutlich werden. Gemeinsame Betriebsbesuche und Sprachexkursionen stehen ebenso auf dem Programm wie wichtige Fragen rund um Steuern und Sozialversicherung. In diesem Punkt arbeiten wir eng mit dem GrenzInfoPunkt der Euregio Rhein-Waal zusammen.

 

„Für die bilaterale Zusammenarbeit im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist Kontinuität von großer Bedeutung.“

 

AHA24x7.com: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten stellen Sie zwischen den deutschen und niederländischen Teilnehmern fest?

Klaus Verburg: Der Unterschiede sind gar nicht so gravierend, viel wichtiger sind die Gemeinsamkeiten. Wer auf dem Arbeitsmarkt in zweiter Reihe steht, hat einen Unterstützungsbedarf beim Finden des passenden neuen Arbeitgebers. Und da entwickeln die Teilnehmenden Eigeninitiative und haben zum Beispiel ein grenzüberschreitendes Netzwerk mit Hinweisen zu interessanten Stellenangeboten initiiert. Hier tauscht man sich mit den heute üblichen Kommunikationsmitteln wie E-Mail oder WhatsApp aus. Auch damit sind bereits schöne Erfolge bei der Arbeitsvermittlung entstanden.

AHA24x7.com: Das Theodor-Brauer-Haus richtet seinen Blick bereits seit vielen Jahren in die Niederlande. Was ist der Grund dafür?

Klaus Verburg: Für die bilaterale Zusammenarbeit im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist Kontinuität von großer Bedeutung, denn nur so können nachhaltig funktionierende Netzwerke entstehen. Mit vielen Partnern aus beiden Ländern arbeiten wir seit vielen Jahren beim Thema eines gemeinsamen Arbeitsmarktes vertrauensvoll zusammen. Das zahlt sich aus, wenn Fragen beantwortet, Probleme gelöst und neue Ideen verwirklicht werden sollen.

Vielen Dank für das Gespräch!