Grenzüberschreitendes Projekt sichert Zukunftsfähigkeit von kleinen Dörfern

Grenzüberschreitendes Projekt sichert Zukunftsfähigkeit von kleinen Dörfern

Viele kleine Dörfer, Siedlungen und Gemeinden bekommen als erste die Auswirkungen des demografischen Wandels zu spüren: Die immer älter werdende Gesellschaft schrumpft, Geschäfte schließen, kulturelle Angebote nehmen ab – das Dorf verliert an Lebendigkeit und Lebensqualität. Viele junge Menschen suchen ihre Zukunft in den Städten. Fachkräfte, die die kommunale Versorgung sicherstellen, sind schwer zu finden. Wie lässt sich dieser Trend stoppen? Und welche Rolle können dabei die Bürgerinnen und Bürger selbst spielen? Mit diesem Thema beschäftigt sich das deutsch-niederländische Kooperationsprojekt „Krachtige Kernen/Starke Dörfer“ (KRAKE).

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule Rhein-Waal (HSRW), der Fachhochschule Arnhem und Nijmegen (HAN), der FH Münster, verschiedener Strukturanbieter und Kommunen, der Handwerkskammer Münster und der Kreishandwerkerschaft Borken werden im Rahmen dieses Projekts in den kommenden drei Jahren ganz unterschiedliche erprobte Lösungen in Wissenschaft und Praxis direkt vor Ort umsetzen. Die Hochschule Rhein-Waal freut sich hierbei auf ihrem prämierten Projekt „Smart Villages“ aufbauen zu können. Über 3,7 Millionen Euro stehen für das Gesamtprojekt KRAKE zur Verfügung.

Rund 40 deutsche und niederländische Dörfer haben bereits ihre Teilnahme zugesichert. Gemeinsam mit ihnen werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Wissenschaft und Praxis Angebote entwickeln, die auch in Zukunft tragfähig sein werden. Denn durch die Einbindung der Einwohnerinnen und Einwohner, Vereine und lokalen Initiativen soll vor allem die Fähigkeit zum Selbstmanagement gefördert werden. Alle Aktivitäten sind in insgesamt sechs Themenfeldern, den „Communities“, gebündelt: In den von der HSRW und der HAN begleiteten vier Communities geht es in der „Care Community“ beispielsweise um bürgergetragene Pflegekonzepte, in der „Wohn Community“ um die Nutzung von leerstehenden Gebäuden, in der „Family Community“ um kinderfreundliche Angebote für junge Familien und in der „DNA-Community“ um die Themen, die eine Dorfgemeinschaft ausmachen und um Aktivitäten, die passend für die Bürgerinnen und Bürger im Ort zusätzlich entstehen können.

Auf beiden Seiten der Grenze ähnliche Probleme
„Aufgrund unserer Arbeiten der letzten drei Jahre wissen wir, dass auf beiden Seiten der Grenze sehr ähnliche Probleme bestehen“, sagt der Projektleiter für die Care- und DNA-Communities, Prof. Dr. Klaus Hegemann von der Hochschule Rhein-Waal, „aber das wirklich Interessante an diesem Projekt ist, dass deutsche und niederländische Dorfgemeinschaften diese Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen, oft sehr unterschiedlich angehen. Genau hier liegt die große Chance, voneinander zu lernen – neue individuelle Entwicklungsperspektiven gemeinsam zu erarbeiten.“ Im Teilprojekt „Family Community“ werden dörfliche Sozialräume als kinderfreundliche Gemeinden und attraktive Lebensräume für Kinder und ihre Familien gestärkt. Dabei ist die Partizipation von Kindern und Jugendlichen ebenso bedeutsam wie die Weiterentwicklung familienfreundlicher Infrastrukturen. Im Mittelpunkt stehen daher die Bürgerinnen und Bürger, denn sie sind die wahren Expertinnen und Experten für ihre eigenen passgenauen Lösungen.

Zwei dieser Communities sind auch im Münsterland aktiv: In der „Healthy-Lifestyle-Community“ wollen deutsche und niederländische Ernährungsexpertinnen und -experten die Bürgerinnen und Bürger für einen gesunden Lebensstil begeistern.

In der „Service-Community“ bauen FH Münster, Handwerkskammer Münster, Kreishandwerkerschaft Borken und HAN Partnerschaften zwischen lokalen Unternehmen und ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern auf, um die Versorgungsstruktur vor Ort zu sichern.

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